Herne. . Sturmtief „Friederike“ sorgte am Donnerstag in Herne und Wanne-Eickel für einigen Wirbel. Menschen kamen aber nicht zu Schaden.
Der 18. Januar scheint ein beliebtes Datum für schwere Stürme zu sein: Nach Kyrill im Jahr 2007 tobte gestern „Friederike“ durch Herne. Die Stadt kam jedoch glimpflich davon: Es kamen keine Menschen schwer zu Schaden, keine Straße musste längerfristig gesperrt werden. Im gesamten Stadtgebiet stürzten zwar Bäume um, aber in erheblich geringerem Maße als beim Pfingststurm „Ela“ 2014.
Gegen 14.40 Uhr wurde die Warnung vor orkanartigen Böen in Herne aufgehoben. Bis 15 Uhr hatten Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW) und Stadtgrün 100 Einsätze gefahren. Dabei waren 224 Feuerwehrleute der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr und 50 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks im Einsatz. Um 16. 30 Uhr konnte Christoph Hüsken, Pressesprecher der Stadt Herne, melden: „Alles abgearbeitet.“
Der markanteste Zwischenfall ereignete sich in der Mittagszeit: Am Eickeler Markt kippte ein Baum auf einen Wagen, in dem die Fahrerin noch saß. Sie selbst konnte die Tür nicht mehr öffnen und musste warten, bis Rettungskräfte sie aus der misslichen Situation befreiten. Sie hatte großes Glück und kam mit leichten Verletzungen davon.
Feuerwehr beruft Führungsstab ein
Bei der Feuerwehr war schon Donnerstagmorgen der Führungsstab zusammengetreten, dem auch Vertreter der Polizei, der Stadt und des THW angehören. Das DRK wurde ebenfalls informiert, das über 250 Einsatzkräfte mit warmem Essen versorgte. Die Feuerwehr hatte die Bürger schon am Vormittag gebeten, möglichst zu Hause zu bleiben, um sich nicht in Gefahr durch umstürzende Bäume oder herunterfallende Dachziegel zu bringen. Am späten Nachmittag waren die Einsatzkräfte damit beschäftigt, ein zehngeschossiges Gebäude „Am Freibad“ in Wanne zu sichern, wo das Dach heruntergekommen war. „Weil auch der Eingang betroffen war, baute das THW einen ,Tunnel’, durch den die Bewohner das Haus betreten können“, berichtete Hüsken.
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Das Emschertalmuseum war um 13 Uhr aus Sicherheitsgründen geschlossen worden. Das galt sowohl für die Galerie und Schloß Strünkede als auch für das Heimatmuseum Unser Fritz. Alle drei Häuser sind von großen alten Bäumen umgeben. „Im Schlosspark sind schon mehrere Bäume umgestürzt, bei uns vor dem Verwaltungsgebäude eine Fichte“, so Oliver Doetzer-Berweger mittags im Gespräch mit der WAZ. Einen Kindergeburtstag, der im Schloss gefeiert werden sollte, habe er im Einvernehmen mit den Eltern leider absagen müssen.
Abgesagt hat die Stadt auch die Wochenmärkte, die donnerstags stattfinden, also in Elpeshof und in Röhlinghausen. Gesperrt sind auch die städtischen Sportplätze.
Mülltouren aus Sicherheitsgründen eingestellt
Am Mittag hat auch Entsorgung Herne den Betrieb für Kunden auf dem Wertstoffhof an der Südstraße eingestellt. „Da fliegt ja alles weg“, sagte Leiter Horst Tschöke. Auch alle Mülltouren sind aus Sicherheitsgründen eingestellt worden. „Ausgefallene Leerungen werden ab Freitag so schnell wie möglich nachgeholt“, heißt es. Der Recyclinghof blieb am Donnerstag geschlossen.
Die Deutsche Bahn hat den Zugverkehr komplett eingestellt, betroffen sind vor allem Berufspender wie Taner Akkoc, der mittags immer wieder auf die Anzeige auf dem Bahnsteig schaute, wo stand: „Der Zugverkehr ist wegen des Sturmtiefs Friederike zurzeit eingestellt“. „Ich bin Verkäufer und muss zur Arbeit nach Essen fahren.“ Der 32-Jährige hatte seine Chefin schon angerufen, dass es später werden kann und wartete weiter im Hauptbahnhof: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, lächelt Taner.
Bogestra stellt Betrieb ein, HCR fährt weiter
Die Bogestra, die auch Wanne-Eickel bedient, hat ihren Betrieb um 13.15 Uhr bis auf Weiteres eingestellt – bis auf die U35, die weiter zwischen Herne und Bochum verkehrt. „Bei Straßenbahnen haben wir immer wieder das Problem, dass Zweige und Äste in die Oberleitungen fallen“, sagte Pressesprecherin Sandra Bruns. Deshalb sei auch die L306 in Wanne-Eickel nicht mehr unterwegs. Die HCR rollte derweil weiter - fast ohne Verspätungen.
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Es habe bis zum Mittag an zwei Stellen Probleme gegeben, so Pressesprecher Dirk Rogalla. An der Paulstraße in Unser Fritz und am Volkspark in Sodingen blockierten umgestürzte Bäume die Fahrbahnen. Feuerwehr und THW hätten aber schnell für Abhilfe gesorgt. Später gab es dann noch an der Schillerstraße/Am Stadtpark Probleme, wo ein Dach abgedeckt worden war. Die Haltestelle der L311 konnte deshalb nicht angefahren werden. Das gleiche galt für die Haltestelle der L329 an der Antonstraße/Claudiusstraße.
Auf der A43 „Stau ohne Ende“
Die Autobahnpolizeiwache Recklinghausen meldete für die A43 im Bereich Herne und im weiteren Verlauf „Stau ohne Ende“ für beide Fahrtrichtungen.
Das Regionalforstamt Ruhrgebiet warnt weiterhin eindringlich davor, Wälder zu betreten.
Herne kommt glimpflich davon
Schüler konnten zu Hause bleiben
Aus dem Radio erfuhren viele Schulen Donnerstagmorgen, dass ihnen Friederike einen heißen Start bescheren würde: Den Eltern war wegen des Sturms freigestellt worden, ob ihre Kinder zur Schule gingen oder nicht – aber wer sich dafür entscheid, musste sie in den Schulen abmelden. Was die Eltern brav taten, mit der Folge, dass die Telefonanlagen fast kollabierten.
170 bis 180 Anrufe seien es wohl gewesen, schätzt Bodo Soborowski, stellvertretender Leiter des Otto-Hahn-Gymnasiums. In anderen Schulen war es ebenso.
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An den Gymnasien und den Schulkollegs fand der Unterricht in den ersten vier Schulstunden statt. Danach wurden die Schüler abgeholt oder blieben bis in den späten Nachmittag. In den Realschulen, der Hans-Tilkowski-Schule und der Mont-Cenis-Gesamtschule fand der Unterricht bis zur zweiten Stunde statt, an der Erich-Fried-Gesamtschule fiel der Unterricht komplett aus.
An den Grundschulen war den Kindern der Schulbesuch ebenfalls freigestellt. Wer kam, wurde bis zur zweiten Stunde unterrichtet. Danach, so die Stadt, musste ein geregelter Heimweg organisiert sein, andernfalls konnten die Kinder bis zum regulären Schulschluss oder dem Ende der Ganztagsbetreuung bleiben.
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Ein Teil der Schüler sei gekommen, ein Teil nach der zweiten Stunde abgeholt worden, ein Teil geblieben, hieß es von der Grundschule Eickeler Markt und vom Berliner Platz. Wert sei vor allem darauf gelegt worden, dass die Kinder nicht alleine nach Hause gingen, so Monika Müller, Leiterin der Grundschule Berliner Platz. Dort ist der Baumbestand auf das hintere Grundstück beschränkt; die Grundschule Eickeler Park ist dagegen von Bäumen umgeben. Konrektorin Sonja Willink hoffte, dass sich Friederike zahmer zeigte als „Ela“ 2014: Damals stürzten an der Schule riesige alte Bäume um.