Herne. . Markus Schlüter (CDU) hat sich 2017 in mehrfacher Hinsicht verschlechtert. Und doch ist der Eickeler einer der Gewinner des vergangenen Jahres.

Streng genommen ist Markus Schlüter einer der großen Verlierer des Jahres 2017. Er hat seit einigen Wochen einen mehr als doppelt so langen Weg zur Arbeit, musste ein Büro in einem Provisorium beziehen und durfte aus rechtlichen Gründen nach 23 Jahren im Herner Rat sein politisches Mandat für die CDU nicht mehr wahrnehmen. Das alles belastet den 49-Jährigen aber nicht wirklich – sind es doch gerne in Kauf genommene Folgen eines Karrieresprungs.

„Beigeordneter Bereich Wirtschaftsführung“ lautet sein offizieller Titel beim in Essen ansässigen Regionalverband Ruhr (RVR). Dahinter verbirgt sich die Zuständigkeit für die Bereiche Wirtschaft, Finanzen, Personal und Recht. Und nicht zuletzt ist Schlüter auch Stellvertreter von RVR-Chefin Karola Geiß-Netthöfel. Vor seiner Wahl durchs Ruhr-Parlament am 10. Februar war der Eickeler in Gelsenkirchen Abteilungsleiter bei Gelsenkanal und Prokurist der dortigen Abwassergesellschaft.

Seit 195 Tagen Wirtschafts-Chef beim RVR

Seit 195 Tagen sitzt Schlüter nun an seinem neuen Schreibtisch im ersten Stock eines recht schmucklosen Gebäudes an der Essener Gutenbergstraße. Dass es sich nicht um den „richtigen“ RVR-Sitz handelt, wird sofort sichtbar: In Raum 121 hat Schlüter sein Büro, doch ein Schild im Treppenhaus weist für dieses Büro „Kasse“ aus. Hintergrund: Die im Stile des Backsteinexpressionismus in den 20er-Jahren von Architekt Alfred Fischer gebaute RVR-Zentrale an der Essener Kronprinzenstraße wird derzeit grundsaniert; die Rückkehr der ausquartierten Belegschaft ist erst für 2019 geplant.

Und wie hat Markus Schlüter den Wechsel vom Wasser zur Wirtschaft hinbekommen? „So groß war der Sprung ja gar nicht“, sagt der verheiratete Vater von zwei Söhnen (17 und 15). Denn: In seiner langjährigen Tätigkeit in der Gelsenkirchener Stadtverwaltung habe er viele Berührungspunkte mit dem RVR gehabt.

Markus Schlüter (re.) mit Timon Radicke, seinem Nachfolger an der Spitze des CDU-Kreisverbandes.
Markus Schlüter (re.) mit Timon Radicke, seinem Nachfolger an der Spitze des CDU-Kreisverbandes. © Rainer Raffalski

Nicht so einfach sei dagegen der jähe Abschied von der Kommunalpolitik gewesen. „Am Anfang hatte ich etwas Entzugserscheinungen“, gesteht er. Das habe sich aber inzwischen gegeben. Einmischen werde er sich aber nicht: Seine Nachfolger Bettina Szelag (Fraktionsvorsitzende) und Timon Radicke (Partei-Chef) gingen ihren eigenen Weg. „Und das ist auch gut so.“ Er schließe auch nicht aus, betont Schlüter, nach seiner Zeit beim Regionalverband wieder ein politisches Mandat in Herne zu übernehmen. Auch wenn das für einige wie eine Drohung klinge, ergänzt der vom Ruhr-Parlament zunächst für acht Jahre gewählte Beigeordnete und lacht.

Befasst mit dem Thema Revierpark

Zu seiner Heimatstadt Herne hat Markus Schlüter in der neuen Funktion bereits Berührungspunkte gehabt - insbesondere beim Thema Revierpark, das der direkte Vorgesetzte von 80 RVR-Mitarbeitern für einige Monate kommissarisch betreut hat.

Und da war doch noch was? Genau: die sehr knappe Niederlage Schlüters vor fünf Jahren bei der Kämmerer-Wahl im Rat gegen SPD-Mann Hans Werner Klee. Wie berichtet, hatte CDU-Ratsherr Friedrich Schulz später am Rande der Cranger Kirmes zugegeben, in der geheimen Ratsabstimmung nicht für seinen damaligen Fraktions-Chef gestimmt zu haben. „Man weiß nie, wofür etwas gut ist“, sagt Schlüter. Obwohl: Heute wisse er es. „Mit dem Herner Kämmerer möchte ich nicht mehr tauschen.“ Womit Markus Schlüter schon ein doppelter Gewinner des Jahres 2017 wäre.

>> INFO: RVR plant für elf Städte und vier Kreise

Der Regionalverband Ruhr (RVR) ist der Zusammenschluss von elf kreisfreien Städten und vier Kreisen im Ruhrgebiet. Rund 5,1 Millionen Menschen wohnen im RVR-Einzugsgebiet.

Der zurzeit rund 450 Mitarbeiter zählende Verband ist als Behörde für die Regionalplanung in der Metropole Ruhr zuständig.