herne. . Die Kreuzkirchengemeinde beginnt 2018 mit dem Bau eines Gemeindehauses auf dem Europaplatz. Der Verkauf des Ludwig-Steil-Hauses macht’s möglich.
Die evangelische Kreuzkirchengemeinde kann nach einer knapp zweijährigen Hängepartie endlich die Weichen stellen: Durch den Verkauf des bisherigen Gemeindehauses, des Ludwig-Steil-Hauses an der Schulstraße 14 in Herne-Mitte, kann der Bau eines neuen Gemeindehauses auf dem rund 200 Meter entfernten Europaplatz finanziert werden.
Das Presbyterium der Gemeinde stellte am Sonntag nach dem Gottesdienst die abgespeckten Pläne für den Neubau sowie den Käufer des Ludwig-Steil-Hauses vor.
„Wir sind sehr glücklich, dass wir heute hier stehen und Ihnen die neuen Pläne vorstellen können“, sagte Pfarrer Kornelius Heering. Wie berichtet, war der Verkauf des Ludwig-Steil-Hauses beziehungsweise des Grundstücks Anfang 2016 geplatzt, weil der potenzielle Käufer – die katholische Marienhospital-Stiftung – wie mehrfach berichtet in schwere finanzielle Turbulenzen geraten war.
Im Oktober 2017 einigte sich die Gemeinde mit einem neuem Investor: Arnold und Rita Scheibe sowie ihr Sohn Arnd von dem auf Friedrich der Große ansässigen Unternehmen Scheibe Stahl-Service GmbH. Die „gemeindenahen“ Käufer - Arnold und Arnd Scheibe sind seit vielen Jahren Mitglied im CVJM - kündigten am Sonntag an, dass das Ludwig-Steil-Haus abgerissen und einem Neubau weichen werde.
Geplant: Seniorenwohnungen und Tagespflege
Von der Diakonie betreute Seniorenwohnungen, eine Tagespflege-Einrichtung und eine Demenzwohngruppe sollen in dem neuen Gebäude eine Heimat finden. „Das passt wunderbar zur Gemeinde“, sagte Diakonie-Seelsorger Martin Ruhmann.
Da der nun erzielte Kaufpreis offenbar deutlich unter dem Anfang 2016 angestrebten Preis liegt - im Gespräch waren damals rund 2,5 Millionen Euro -, musste der Bau des neuen Gemeindehauses auf dem Europaplatz an die neue Kassenlage angepasst werden.
Baukosten von 2,3 Millionen Euro
2,3 Millionen Euro nehme die Gemeinde für das neue Gemeindehaus in die Hand, berichtete Finanzkirchmeister und Presbyteriumsmitglied Carsten Pierburg. Zwei Drittel, also rund 1,52 Millionen Euro, würden durch den Verkauf des Ludwig-Steil-Hauses finanziert, für den Rest der Investitionskosten kämen die Gemeinde sowie der Kirchenkreis auf.
Durch die Mindereinnahmen beim Verkauf des Ludwig-Steil-Hauses musste Architekt Eckhard Scholz (Senden) - er hatte Anfang 2016 den für den Neubau ausgeschriebenen Architektenwettbewerb gewonnen - das Raumprogramm anpassen, sprich: die Fläche des neuen Gemeindehauses auf dem Europaplatz um rund 200 Quadratmeter reduzieren. „Die bisherigen Funktionen konnten aber im Wesentlichen beibehalten werden“, sagte Presbyter Pierburg.
Der Bauantrag soll im März 2018 bei der Stadt eingereicht werden. Im Juli 2018 steht dann ein Teilabbruch des CVJM-Hauses (der 80er-Jahre-Anbau) an. Die Bagger sollen dann im August 2018 anrollen, also parallel zum ebenfalls im kommenden Jahr startenden Umbau des Europaplatzes durch die Stadt. Und im September 2019 solle dann das neue Gemeindehaus eingeweiht werden, erklärt Architekt Eckhard Scholz.
Ludwig-Steil-Haus finanziell nicht mehr tragbar
Die Kreuzkirchengemeinde könne das Ludwig-Steil-Haus mindestens noch bis März 2019 nutzen, kündigte Pfarrer Heering an. Die Weiternutzung des Gebäudekomplexes sei aus finanziellen Gründen nicht mehr tragbar. „Die Betriebskosten sind erheblich“, so Carsten Pierburg.
Gemeindepfarrer Kornelius Heering lieferte dafür ein Beispiel: Um den großen Saal im Ludwig-Steil-Haus für eine Veranstaltung am Montagnachmittag nutzen zu können, müsse schon am Sonntag die Heizungsanlage angestellt werden.
>> INFO: Mauer und Saalgröße stoßen auf Bedenken
Das Gemeindehaus - es soll an den Altbau des CVJM-Hauses auf dem Europaplatz angebaut werden - hat entgegen der ursprünglichen Pläne nur noch ein statt zwei Treppenhäuser.
Im Erdgeschoss des Neubaus soll unter anderem ein Saal für rund 80 Besucher (bei Bestuhlung) entstehen. Das könnte für einige Veranstaltungen zu klein sein, so die Bedenken einiger Gemeindemitglieder am Sonntag.
Kontrovers diskutiert wurde auch das Vorhaben, zum Europaplatz und insbesondere zur Sodinger Straße hin „als Klammer“ fürs Gemeindehaus eine Mauer zu errichten. Hier könnten neue Angsträume entstehen, so ein Einwand.
Unterm Strich stießen die Pläne jedoch auf breite Zustimmung bei den Protestanten.