Herne. . Acht oder neun Jahre bis zum Abitur? Der Gesetzentwurf des Landes stößt auf Lob und Kritik. In Herne zeichnet sich offenbar ein Aus für G 8 ab.

  • Für Gesetzentwurf des Landes zu G 8/G 9 gibt es in Herne Lob von der FDP und Kritik von der SPD
  • Sprecher der Herner Gymnasien glaubt, dass keine Schule das Turbo-Abi beibehalten wird
  • Stadt bemängelt, dass sie vom Land an Entscheidungsfindung in Herne nicht beteiligt wird

Die schwarz-gelbe Landesregierung hat am Dienstagnachmittag den Gesetzentwurf für eine grundsätzliche Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G 9) ab dem Schuljahr 2019/20 beschlossen. Erwartungsgemäß soll G 8 dann nur noch die Ausnahme sein, die von einem Gymnasium bzw. der jeweiligen Schulkonferenz eigens beantragt werden müsste. Für Herne zeichnet sich eine solche Ausnahme zurzeit offenbar nicht ab.

Egon Steinkamp ist Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums und Sprecher der fünf Herner Gymnasien.
Egon Steinkamp ist Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums und Sprecher der fünf Herner Gymnasien. © Rainer Raffalski

„Ich gehe davon aus, dass sich alle fünf Herner Gymnasien für G 9 entscheiden werden“, sagt Egon Steinkamp, Leiter des Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG) und Sprecher aller Gymnasien, auf Anfrage. Für das Modell G 8 gebe es in Herne nach seiner Einschätzung „keine Klientel“.

Die (Rechts-)Unsicherheit in den Schulen sei nach wie vor sehr groß, so Steinkamp. Ziel der fünf Gymnasien sei nun zunächst eine gemeinsame Sprachregelung bei den ab Ende November anstehenden Tagen der offenen Tür für die Viertklässler und deren Eltern. „Wir brauchen Verlässlichkeit“, sagt auch Nicole Nowak, Leiterin des Haranni-Gymnasiums.

Leiter der Herner Gymnasien fahren nach Düsseldorf

Aufklärung erhoffen sich Steinkamp und seine vier Herner Kollegen am Mittwochmorgen: Das Quintett fährt nach Düsseldorf, um sich bei einer Veranstaltung des Schulministeriums für alle Gymnasialleiter in NRW über den rechtlichen Rahmen des vom Landtag noch zu verabschiedenden G 9-Gesetzes zu informieren.

Der Gesetzentwurf sieht vor, dass G 9 ab 2019 zum Regelfall an Gymnasien wird. Das soll dann nicht nur für den fünften Jahrgang gelten, sondern auch für den sechsten Jahrgang, also für die heutigen Viertklässler. Die heutigen Fünftklässler und alle höheren Jahrgänge sollen dagegen noch nach acht Jahren (G 8) ihr Abitur machen.

Lob von der FDP, Kritik von der SPD

OHG-Leiter Egon Steinkamp schließt nicht aus, dass es rechtliche Probleme geben könnte. Hintergrund: Das G 9-Gesetz soll vom Landtag vor den Sommerferien beschlossen werden, die Anmeldung an den Gymnasien erfolgt aber bereits im Februar – auf Grundlage des bisherigen G 8-Gesetzes.

Hernes FDP-Landtagsabgeordnete Thomas Nückel lobt, dass das Schulministerium nach dem jahrelangen Streit nun „recht rasch“ für Klarheit gesorgt habe. Er macht aber keinen Hehl daraus, dass er eine Fortführung des mittlerweile eingespielten und bewährten Systems G 8 favorisiert hätte - so wie auch Egon Steinkamp und Nicole Nowak sowie Ralph Stenzel vom Herner Vorstand der Lehrergewerkschaft GEW.

Hernes Bildungsdezernent Gudrun Thierhoff will sich den Gesetzentwurf zunächst mal genau anschauen, meldet aber in einem grundsätzlichen Punkt bereits Kritik an: „Es ist merkwürdig, dass die Städte eigentlich die Hoheit über die Schulentwicklung haben, bei der Frage ,G 8 oder G 9’ aber außen vor gelassen werden.“

Der SPD-Landtagsabgeordnete Alexander Vogt kritisiert, dass die Landesregierung sich der Verantwortung entziehe, in dem sie den Schulen die Entcheidung überlasse. Das führe zu Unruhe. Und wie Thierhoff weist der Sozialdemokrat darauf hin, dass Schüler und Eltern in der Schulkonferenz an einem Beschluss beteiligt würden, der für sie selbst gar keine Folgen mehr haben werde.