Herne. . Die Stadtwerke wollen eine autofreie Siedlung in Sodingen bauen. Die SPD lobt das Projekt, rügte aber die Informationspolitik der Stadttochter.

  • Stadtwerke wollen am Baueracker in Sodingen Klimasiedlung bauen; Startschuss soll Anfang 2018 sein
  • SPD rügt in der Bezirksvertretung Sodingen die bisherige Informationspolitik der Stadttochter
  • Bezirksfraktions-Chef Schilla warnt vor großen Belastungen durch Abtransport verunreinigter Böden

Die Pläne der Stadtwerke für eine energieautarke und autofreie Siedlung im Bereich Baueracker/Kirchstraße in Sodingen hätten über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung gefunden, berichtete Achim Wixforth vom Fachbereich Umwelt und Stadtplanung am Mittwochabend in der Bezirksvertretung Sodingen. Auch in dem politischen Gremium erfreute sich das Vorhaben großer Aufmerksamkeit – allerdings in negativer Hinsicht. Im Mittelpunkt: die Folgen während der Bauphase für die Nachbarschaft.

Ernst Schilla (SPD), Fraktionsvorsitzender der SPD im Bezirk Sodingen, rügte die Informationspolitik der Stadtwerke.
Ernst Schilla (SPD), Fraktionsvorsitzender der SPD im Bezirk Sodingen, rügte die Informationspolitik der Stadtwerke. © Rainer Raffalski

SPD-Fraktions-Chef Ernst Schilla hatte nämlich anhand eines der Verwaltungsvorlage beigefügten umfangreichen Fachgutachtens errechnet, dass das Umfeld der geplanten Mini-Siedlung mit sieben Einfamilienhäusern (wir berichteten) durch den Abtransport des „sehr verunreinigten Bodens“ erheblich in Mitleidenschaft gezogen werde. „Hier müssen enorme Massen bewegt werden“, so Schilla.

Stadtwerke Herne reagieren dünnhäutig

Im schlimmsten Fall müssten laut Gutachten 20 000 Tonnen abtransportiert werden; dafür wären – inklusive Leerfahrten – 2000 Lkw-Fahrten nötig. Schilla kritisierte die bisherige Informationspolitik. Er forderte mehr Aufklärung und einen besseren Schutz für Anwohner ein: „Ich will verhindern, dass die Bürger bei Baubeginn bei uns auf der Matte stehen.“ In der ersten Informationsveranstaltung der Stadtwerke sei vom belasteten Boden und dem Abtransport kaum die Rede gewesen. Es sei um Werbung fürs das Projekt gegangen.

Stadtwerke-Projektleiter Stephan Becker reagierte in der Sitzung sehr dünnhäutig auf den Vorstoß der SPD. „Das Wort ,Giftmüll’ will ich hier nicht hören. Das grenzt an Rufmord. Es gibt hier keine todbringenden Gefahren“, sagte er. Das Wort „Giftmüll“ war zuvor in der Sitzung der Bezirksvertretung allerdings gar nicht gefallen.

Stadt meldet Bedenken gegen Kirchstraße an

Der Boden habe auf der Bewertungsskala von Z 0 (Mutterboden) bis Z 5 den Wert Z 2 - „das ist nur eine leichte bis mittlere Verunreinigung“, so Becker. Die Berechnung Schillas seien auf der Grundlage des Gutachtens zwar korrekt, doch es müssten letztlich aber deutlich geringere Mengen bewegt werden. Und: Die Stadtwerke wünschten sich einen Abtransport des Bodens über die Kirchstraße; hier könnte eine Baustellenampel aufgestellt werden. Anwohner der Straße Baueracker würden dann wenig von Lkw-Fahrten mitbekommen. Die Stadt habe aber Bedenken gegen die Variante Kirchstraße angemeldet, so Becker.

Jenseits der Begleitumstände fand der Bau einer Klima-Siedlung bei Stadt und Politik grundsätzlich große Zustimmung. Am Ende der hitzigen Debatte stimmte die Bezirksvertretung einstimmig für die Verwaltungsvorlage (Abschluss eines Vertrags mit den Stadtwerken über den Bau einer neuen Straße für die Siedlung). Am 7. November muss der Hauptausschuss weitere Beschlüsse fassen. Die eigentliche Entscheidung für den Bau der Siedlung ist längst gefallen.

Baubeginn soll Anfang 2018 sein

Baubeginn könne bereits Anfang 2018 sein, kündigten die Stadtwerke an. Auf Antrag von SPD und CDU ließ der Bezirk in der Verwaltungsvorlage festschreiben, dass die Bürger vor dem Anrollen der Bagger umfassend auf die zu erwartenden Belastungen informiert werden. Außerdem solle während der Bauphase jederzeit ein Ansprechpartner des Bauherrn für Fragen zur Verfügung stehen.