Herne. Deutschland hat gewählt. Nach den ersten Prognosen sorgt gerade das starke Abschneiden der AfD für Gesprächsstoff – auch bei Herner Politikern.

Reaktionen der CDU

Paul Ziemiak, Chef der Jungen Union in Deutschland und Direktkandidat im Wahlkreis Herne/Bochum II hat es über die Landesliste ins Parlament geschafft. Um 21.22 Uhr verkündete Hernes CDU-Parteichef Timon Radicke unter dem Jubel der Anhänger auf der Wahlparty der Herner CDU: "Begrüßen Sie den neuen Herner Bundestagsabgeordneten Paul Ziemiak“ Ziemiak selbst bekannte: „So ein Wechselbad der Gefühle habe ich in meinem Leben noch nie erlebt."

Banger Blick auf das Handy: Paul Ziemiak (CDU) l. musste lange um den Einzug in den Bundestag zittern.
Banger Blick auf das Handy: Paul Ziemiak (CDU) l. musste lange um den Einzug in den Bundestag zittern. © Ralph Bodemer

Entsetzt zeigte sich die CDU über das Abschneiden der AfD. „Ich bin schockiert“, sagte Hernes CDU-Parteichef Timon Radicke. Seine Wunsch-Koalition ist nun „Jamaika“ aus CDU, FDP und Grünen. „Eine große Koalition tut der Demokratie auf Dauer nicht gut, sie stärkt den linken und rechten Rand“, so Radicke.

Reaktionen der AfD

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Jubelschreie erfüllten die AfD-Geschäftsstelle in Herne-Mitte, als die ersten Hochrechnungen über den Röhrenfernseher flimmerten. Der Herner AfD-Chef und Direktkandidat Armin Wolf (51) hatte sich dort „zum Ereignis des Jahres“ mit rund 25 Parteifreunden versammelt. Die erste Freude gilt einem miserablen SPD-Bundestrend, die zweite dem immer länger werdenden blauen Balken der AfD. „Wir hatten so ein Ergebnis erwartet“, sagt Armin Wolf. Von einem „Beben“ in Berlin spricht gar eine Parteifreundin.

Reaktionen der SPD

Unzufriedene Gesichter bei Michelle Müntefering (in Rot) ihrem Mann Franz (l.) und Hernes SPD-Chef Alexander Vogt (r.).
Unzufriedene Gesichter bei Michelle Müntefering (in Rot) ihrem Mann Franz (l.) und Hernes SPD-Chef Alexander Vogt (r.). © Ralph Bodemer

Vor schweren Zeiten steht aus Sicht von Ex-Vize-Kanzler Franz Müntefering nicht nur die SPD, sondern auch Angela Merkel. „Sie wird an Dominanz in ihrer Partei verlieren. Ich weiß nicht, ob sie das vier Jahre lang durchstehen wird“, sagte der ehemalige SPD-Vorsitzende am Sonntagabend in Herne zur WAZ. „Das Oben-drüber-regieren – diese Zeit ist endgültig vorbei“, so der 77-Jährige. Für eine künftige Regierungspolitik unter Merkel sieht Müntefering schwarz: „In Helmut Kohls vierter Amtszeit ist auch nichts mehr passiert.“

Reaktionen der der FDP

Von einer „Zäsur“ spricht FDP-Direktkandidat Klaus Füßmann. „Die großen Volksparteien sind anscheinend keine Volksparteien mehr. Wir kommen in eine neue Zeit.“

Reaktionen der Grünen

Die Herner Grünen sehen eine mögliche Jamaika-Kolation kritisch. „Das kann uns zerreißen“, sagt Grünen-Direktkandidatin Sabine von der Beck. „Für unsere Partei wird das eine große Herausforderung.“