Herne. . Horst Schröder engagiert sich seit Jahren für soziale Projekte. Auf der Cranger Kirmes erhält er die goldene Ehrennadel der Stadt.
- Als Sänger der Rockband „Good Vibration“ ist Horst Schröder aus der lokalen Musikszene nicht wegzudenken
- Auch als Solokünstler tritt der 55-jährige Frührentner regelmäßig auf - immer für einen guten Zweck
- Auch zu Ostern und Weihnachten ist er für Kinder und sozial Benachteiligte im Einsatz
Verzierte Kerzenständer hängen an den Wänden, Efeu rankt über die Regale, und im Flur steht eine schwarze Kanone – in diesem prunkvollen Haus an der Alleestraße fühlt man sich wie im Mittelalter. Kein Wunder also, dass hier ein (fast) echter Adliger wohnt. Dies ist nämlich das Zuhause von Horst Schröder alias Graf Hotte.
„Ich bin schon lange ein Mittelalterfan“, erzählt der 55-Jährige. Angefangen habe das auf einer Wochenendfahrt zur Burg Bilstein im Sauerland. „So kam eins zum anderen und irgendwann stand dann eben auch die Kanone im Flur“, sagt Schröder lachend. Seit acht Jahren lebt er in seinem Haus in Wanne-Eickel. „Das war hier früher die Villa des Zechendirektors. Dass ich hier mal wohne, hätte ich damals auch nicht gedacht.“
Ausbildung zum Altenpfleger
Horst Schröder hat selbst in der Zeche Unser Fritz gearbeitet, als Auszubildender zum Bergmechaniker. Doch nach einem Halswirbelsäulenbruch konnte er die Arbeit nicht fortsetzen und entschied sich für eine Ausbildung zum Altenpfleger. Aber auch das ging nicht lange gut: „Da hatte ich einen Bandscheibenvorfall und musste operiert werden. Bei meinem nächsten Job als Verwaltungsangestellter genau das gleiche.“ Schließlich wurde er frühzeitig pensioniert.
Eines hat ihn während dieser Zeit immer begleitet: seine Musik. „Ich stand mit 18 das erste Mal auf der Bühne, hatte sogar mal einen Plattenvertrag bei Sony“, erzählt Schröder. Zum großen Durchbruch hat es aber nie gereicht. „Natürlich träumt man davon, aber ein kleiner Funken hat immer gefehlt.“ Doch es hat auch Vorteile, dass der Wanne-Eickeler nie von der Musik abhängig war: „Ich habe keinen Druck, etwas leisten zu müssen“. Seine Einnahmen spendet er deshalb schon seit Jahren an soziale Projekte. Die Auftritte mit seiner Band haben ihm dafür irgendwann nicht mehr ausgereicht. Deshalb erschuf der 55-Jährige „irgendwann in den letzten 20 Jahren“ Graf Hotte.
Sein Markenzeichen: der schwarze Zylinder
Seitdem gibt es kaum ein Stadtfest in Wanne ohne ihn. Sein Markenzeichen: der schwarze Zylinder. Den trug der Musiker übrigens schon während den Auftritten mit seiner Band auf dem Kopf.
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Mittlerweile ist Schröder nicht nur Graf, sondern auch Ritter. Vor sieben Jahren gründete er den Verein „Mondritter“, um sich gemeinsam mit anderen Personen und Unternehmen für Projekte in Wanne einzusetzen. Für ihr Engagement wurden die Mondritter 2011 im Gottesdienst der Cranger Kirmes von Pfarrer Horst Heinrich tatsächlich zu Rittern geschlagen: „Das war natürlich phänomenal!“
Kann es für einen Mittelalterfan überhaupt noch besser werden? „Das weiß man nie. Ich warte also mal ab, was noch so auf mich zukommt“, sagt Schröder. Einen Traum hat er dann aber doch noch: „Einmal mit einem eigenen Zelt hier auf dem Mittelaltermarkt zu stehen.“
Ostern, Halloween und Weihnachten sind verplan
Alle Projekte von Horst Schröder aufzuzählen, scheint unmöglich. Doch im Laufe der Jahre haben sich einige Veranstaltungen eingespielt, die regelmäßig stattfinden. So feiert Graf Hotte mit Obdachlosen Weihnachten, versteckt an Ostern für Kinder die Ostereier und veranstaltet an Halloween ein Lichterfest. Alles ist durchgeplant: „Ich trete zum Beispiel jetzt schon auf, damit die Obdachlosen an Weihnachten etwas zu essen haben“, sagt der Musiker. Zu den regelmäßigen Veranstaltungen kommen Projekte, die oft ganz zufällig entstehen. „Vor ein paar Tagen hat mich ein kleiner Junge im Rollstuhl gefragt, ob ich ein Zauberer wäre und ihm einen Begleithund zaubern könnte“, erzählt Graf Hotte. Nun will er versuchen, auch diesen Wunsch durch Auftritte zu finanzieren.
Wachsen einem die vielen Projekte nicht irgendwann über den Kopf?„Irgendwie geht immer alles. Ich nehme mir zwar jeden Tag vor, mal etwas weniger zu machen, aber das klappt einfach nicht“, sagt Hotte Schröder lachend.
Seine Familie – Frau und drei erwachsene Kinder aus erster Ehe – kriegen den 55-Jährigen besonders an den Feiertagen selten zu Gesicht. „Das holen wir dann aber zwischen den Jahren nach“, sagt Horst Schröder. „Meine Familie unterstützt mich bei allem.“
>> IM BLICKPUNKT: Die Ehrung
Die goldene Ehrennadel der Stadt erhält Horst Schröder am Montag, 7. August, auf Crange bei „Engagiert in Herne“.
Traditionell ist diese Veranstaltung ein Dankeschön an 1000 Ehrenamtliche. Gäste erwartet von 18 bis etwa 21.30 Uhr im Festzelt ein buntes Programm mit Musik und Akrobatik. Ausgezeichnet werden auch die originellsten Wagen und Gruppen des Kirmesumzugs. Besucher sind willkommen.