Herne. . Der Beschluss ist im Februar gefallen, doch Kritik an Baumfällungen auf dem Europaplatz reißt nicht ab. Warum Bürger und Politiker protestieren.

  • Auch gut fünf Monate nach Beschluss zum Umbau des Europaplatzes in Herne-Mitte wird Protest laut
  • Oppositionspolitiker und Bürger kritisieren Fällung von 18 Bäumen und fordern neuerliche Prüfungen
  • Verwaltung weist Kritik zurück: Bäume seien krank oder würden Umbau des Platzes nicht überleben

Die Entscheidung über den Umbau des Europaplatzes in Herne-Mitte ist im Februar gefallen. Der Protest gegen die damit einhergehende Fällung von zahlreichen Bäumen reißt aber nicht ab: In der vergangenen Woche haben die Grünen gleich zweimal Unterschriften gegen den Kahlschlag gesammelt. Eine Bestandsaufnahme.

Der Umbau

Für 1,35 Millionen Euro aus dem reichlich gefüllten Stadtumbautopf soll der Europaplatz („das Eingangstor zur Innenstadt“) umgestaltet werden. Der Beschluss erfolgte in der Bezirksvertretung Herne-Mitte sowie im Planungsausschuss gegen die Stimmen der Vertreter von Grünen, Linkspartei und Piraten-Alternative Liste.

Die Bäume

Mit Ausnahme einer Platane nahe der Sodinger Straße sollen laut politischem Beschluss alle Bäume gefällt werden. Und zwar: fünf Kastanien mit einem Stammumfang von bis zu 3,10 Meter, sechs Silberahorne (bis 2,88 Meter), vier Linden (bis 2,41 Meter), zwei Bergahorne (bis 1,80 Meter) und eine Platane (bis 1,15 Meter). Wohl als Reaktion auf Proteste aus Teilen der Politik hatte Stadtgrün zwei Kastanien zunächst von der Fällliste genommen, um zu prüfen, ob diese Bäume nicht doch noch zu retten sind. Ergebnis der jüngsten Untersuchung: Die Vitalität der Bäume sei nicht mehr gegeben, eine Fällung sei unumgänglich. In absehbarer Zeit würden von diesen Kastanien Gefahren ausgehen, so Kuhl. In der nächsten Sitzung des Bezirks Herne-Mitte am 19. Oktober wolle die Stadt die Fällung auch dieser beiden Bäume beschließen lassen. Alle anderen Bäume seien entweder ebenfalls geschädigt oder in einem solchen Zustand, dass sie den Umbau des Platzes nicht überstehen würden, so die Verwaltung. Sie sollen durch Neupflanzungen ersetzt werden.

Die Forderungen

Rund 170 Unterschriften haben die Grünen bisher gegen Baumfällungen auf dem Europaplatz gesammelt. In der vergangenen Woche baute die Partei gleich zweimal einen Infostand auf dem Platz auf.
Rund 170 Unterschriften haben die Grünen bisher gegen Baumfällungen auf dem Europaplatz gesammelt. In der vergangenen Woche baute die Partei gleich zweimal einen Infostand auf dem Platz auf. © Michael Korte

Politiker von Grünen und Linken sowie Bürger zweifeln daran, dass wirklich alle Bäume gefällt werden müssen. Auch BUND-Sprecherin Hiltrud Buddemeier fordert, dass die Stadt im Zuge der Baumaßnahme alles unternehmen müsse, um einige Bäume zu retten. Die Grünen sammeln an Infoständen Unterschriften gegen einen Kahlschlag. Sie schagen u.a. vor, als Alternative Pflanzwände auf dem Platz zu errichten. Den Vorwurf, dass Bäume allein aus gestalterischer Sicht gefällt werden sollen, weist Stadtgrün-Chef Kuhl entschieden zurück.

Die Grundsatzkritik

Die politische Schlacht ist geschlagen, sprich: Bezirk und Ausschuss haben der Verwaltungsvorlage zum Umbau mehrheitlich zugestimmt. An der Grundsatzkritik der Grünen ändert sich aber nichts. Zentraler Vorwurf: „Hier entsteht ein Steinplatz“, so Rolf Ahrens, Vertreter der Grünen im Planungsausschuss. Anstatt den Platz stärker als bisher als Grünanlage zu konzipieren, sinke der Grünanteil sogar noch. Und: Es sei ein Widerspruch, dass der Robert-Brauner-Platz am anderen Ende der Innenstadt grüner werde solle, gleichzeitig jedoch das Grün auf dem Europaplatz reduziert werde.

Der Baubeginn

Der erste Spatenstich für den Umbau des Europaplatzes werde voraussichtlich im Herbst erfolgen, so die Verwaltung auf Anfrage.