Herne. . Die Stadt hat die Pläne für den im Herbst beginnenden Umbau des Europaplatzes vorgestellt. Im Bezirk Herne-Mitte gab es einige Vorbehalte.

  • Verwaltung stellt Pläne für Umbau von Europaplatzes; Baubeginn soll Herbst 2017 sein
  • Fällung von Bäumen und „Provisorium“ für neues Gemeindehaus stößt im Bezirk auf Vorbehalte
  • Kritik gibt es auch an Baumfällungen auf dem Neumarkt; Stadt räumt Fehler ein

Die Herner Innenstadt soll am Europaplatz ein neues Eingangstor erhalten, gleichzeitig soll dieser zentrale Platz attraktiver werden. Die endgültige Planung für das 1,35 Millionen Euro teure und von Bund und Land geförderte Stadtumbauprojekt soll im Herbst 2017 beginnen, die Bauzeit rund 13 Monaten betragen. Bei der ersten Vorstellung der Pläne in der Bezirksvertretung Herne-Mitte wurden einige Vorbehalte laut.

Einen einheitlichen Platz mit einem „geschützten Aufenthaltsraum“ und einem „klaren Durchgang“ mit einem „besseren Blick auf die Stadt“ sieht der Entwurf des bei einem Werkstattverfahren ausgewählten Landschaftsarchitekten-Büro wpb vor. Beseitigt werden müssten jedoch nicht nur Pflanzbeete und Treppen, so Sebastian Sippel (wbp), sondern auch insgesamt 18 Bäume.

Das Ziel, „möglichst viele Bäume zu erhalten“, sei leider nicht zu realisieren. Begründet wurde dies mit dem zum Teil schlechten Zustand des aktuellen Baumbestandes und den unter dem Platz verlaufenden Versorgungsleitungen. Und nicht zuletzt wäre die Öffnung der Platzdecke problematisch für die künftige Standsicherheit von Bäumen. Die zu fällenden Bäume würden durch „entsprechende Neupflanzungen“ ersetzt.

Grüne sprechen von „Steinplatz“

SPD und vor allem die Grünen kritisierten die geplanten Baumfällungen. Von einem „Steinplatz“ sprach Susanne Gleba (Grüne): „Wir hätten uns mehr Grünflächen gewünscht.“Peter Bornfelder (SPD) regte an, dass im Bezirk weitere Bäume gepflanzt werden, um nach der Fällung zumindest für eine ausgeglichene CO2-Bilanz zu sorgen.

Das sagte Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl zu. Außerdem versprach die Stadt, zwei Kastanien auf dem Europaplatz vor der Kettensäge zu retten. Kuhl wies aber darauf hin, dass diese alten Bäume „deutliche Vitalitätsverluste“ aufwiesen.

Diskussionen lösten auch die Pläne für ein „Provisorium“ auf dem neuen Europaplatz aus. Da die evangelische Kreuzkirchengemeinde zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Europaplatz (auf ihrem Grundstück) ein neues Gemeindehaus bauen will, soll die dafür vorgesehene Fläche aus Kostengründen zunächst keine Pflasterung, sondern eine wassergebundene Decke erhalten. Im Bezirk wurden Zweifel daran laut, dass das Gemeindehaus auch wirklich gebaut wird.

Stadt glaubt an Bau des Gemeindehauses

Wie berichtet, musste die Gemeinde die Pläne vor einem Jahr zunächst auf Eis legen, nachdem der Verkauf des bisherigen Gemeindehauses Ludwig-Steil-Haus an der Schulstraße an die ins Zwielicht geratene katholische Marienhospital-Stiftung nach einem Veto des Erzbistums Paderborn geplatzt war. Die Stadt erklärte in der Bezirksvertretung, dass sie weiterhin vom Bau eines neuen Gemeindehauses ausgehe. Von evangelischer Seite war dazu am Freitag für die WAZ keine Stellungnahme zu erhalten.

Die Entscheidung über den Umbau des Europaplatzes fällt am Donnerstag im Planungsausschuss. Im Bezirk Herne-Mitte stimmten Linke und Grüne gegen den Entwurf.

Neumarkt: Gegenwind für die Verwaltung

„Nach dem Umbau des Neumarktes werden wir weniger Bäume und weniger Parkplätze haben. Das war nicht in unserem Sinne.“ So brachte eine Bürgerin am Donnerstag in der Bezirksvertretung Herne-Mitte ihre Meinung auf den Punkt. Und auch aus der Politik gab es Gegenwind für die Stadt bzw. für die Umsetzung dieses Stadtumbauprojekts.

„Sind wir hier reingelegt worden?“, fragte SPD-Bezirksverordneter Karl-Josef Schleußner und knüpfte damit indirekt an einen bereits im Vorfeld von der Linken erhobenen Vorwurf an. Wie berichtet, hat sich die Stadt kurz vor Heiligabend über eine Dringlichkeitsentscheidung das Okay für die Fällung weiterer Bäume geben lassen.

Bezirk segnet Dringlichkeitsbeschluss am Ende ab

Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl erklärte, dass die Fällung aufgrund der Situation vor Ort unumgänglich gewesen sei. Er räumte aber Fehler ein: „Vielleicht hätten wir am Anfang genauer hinschauen müssen.“ Da eine Fällung nach dem neuen Naturschutzgesetz nur noch bis zum 28. Februar möglich sei, hätte die Stadt handeln müssen, so Kuhl. Ansonsten wären „erhebliche Fördermittel“ verloren gegangen.

SPD-Mann Schleußner und AL-Ratsherr Ingo Heidinger bescheinigten der Stadt „ein Glaubwürdigkeitsproblem“. Mit den Stimmen von SPD und CDU segnete die Bezirksvertretung die Dringlichkeitsentscheidung nachträglich ab.