Herne. . Die Notfallversorgung hat seit 1. Juli neue Strukturen. Patienten mit leichteren Beschwerden werden nun zuerst in der Notfallpraxis begutachtet.

  • In der Vergangenheit suchten viele Patienten sofort die Notambulanzen der Krankenhäuser auf
  • Mit der Begutachtung und Einordnung in drei Schweregrade sollen auch Wartezeiten verkürzt werden
  • Es gibt keine Qualitätsunterschiede zwischen der Behandlung im Krankenhaus und in der Notfallpraxis

Die Versorgung von Notfallpatienten in Herne ist seit wenigen Tagen neu strukturiert: Wer außerhalb der normalen Sprechzeiten geringfügige gesundheitliche Probleme hat, wird in der Notfallpraxis behandelt, die direkt neben dem Evangelischen Krankenhaus an der Wiescherstraße liegt. Außerhalb dieser Öffnungszeiten der Notfallpraxis ist die Notambulanz zuständig.

Große Hinweisschildern weisen Patienten auf die neue Struktur bei der Notfallversorgung hin.
Große Hinweisschildern weisen Patienten auf die neue Struktur bei der Notfallversorgung hin. © Rainer Raffalski

Der Hintergrund dieser Regelung, die am 1. Juli in Kraft getreten ist, ist hinlänglich bekannt: In der Vergangenheit haben Patienten auch mit leichteren Beschwerden immer häufiger sofort die Notaufnahmen der Krankenhäuser aufgesucht - selbst zu Zeiten, wenn die Praxen von Haus- und Fachärzten noch geöffnet waren. Die Folgen: Die Notaufnahmen gerieten an den Rand ihrer Belastungsfähigkeit, leichter verletzte Menschen mussten lange Wartezeiten in Kauf nehmen - um dann eventuell doch an die Notfallpraxis verwiesen zu werden, wo sie erneut warten mussten. „90 Prozent aller Beschwerden in der Notaufnahme beziehen sich auf die Wartezeit“, verdeutlichte Prof. Dr. Ulrich Eickhoff, Ärztlicher Direktor am EvK Herne, die Problematik.

Deshalb gibt es seit Monatsbeginn eine neue Struktur: Der Patient geht zuerst in die Notfallpraxis. Dort nehmen die erfahrenen Allgemeinmediziner eine Einordnung in drei Schweregrade vor: Grün bedeutet, dass eine rein ambulante Behandlung ausreicht; bei Gelb sind zusätzliche Untersuchungsmaßnahmen in einem Krankenhaus notwendig; bei Rot muss der Patient dringend in einer Klinik versorgt werden.

Wartezeiten werden abgebaut Danh Vu, Verwaltungsdirektor des EvK, verweist darauf, dass mit der neuen Struktur Wartezeiten abgebaut werden können. Foto: Rainer Raffalski

Mit diesem Modell sei Herne ein Vorreiter in der Region, betonte Dr. Eckhard Kampe, Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Parallelstrukturen würden abgebaut, die Arbeit von Notfallpraxis und Krankenhaus enger verzahnt. Auch EvK-Verwaltungsleiter Danh Vu sieht in dem neuen Modell einen Gewinn für beide Seiten - und vor allem für Patienten. Es sei ein Irrglaube, dass die Behandlung im Krankenhaus schneller gehe. Im Gegenteil: Mit der neuen Struktur würden Wartezeiten abgebaut, darüber hinaus gebe es überhaupt keinen Qualitätsunterschied zwischen der Behandlung im Krankenhaus und in der Notfallpraxis. Außerdem hätten die Notambulanzen wieder die Kapazitäten, um sich auf ihre wichtigste Aufgabe zu konzentrieren: Leben retten.

Laut Dr. Eckhard Kampe hat das Herner Modell eine Vorreiterrolle in der Region.
Laut Dr. Eckhard Kampe hat das Herner Modell eine Vorreiterrolle in der Region. © Rainer Raffalski

Die ersten Zahlen sind noch nicht belastbar und lediglich eine Momentaufnahme, doch Dr. Heinz-Johann Struckhoff, Vorsitzender des Herner Ärztevereins, berichtet, dass am Montag und Dienstag die Fallzahl in der Notarztpraxis spürbar angestiegen sei.

>> ÖFFNUNGSZEITEN UND KONTAKT

Die Notfallpraxis am Evangelischen Krankenhaus, Wiescher­straße 24 in Herne-Mitte, ist zu folgenden Zeiten geöffnet: Sonntags: 8 bis 22 Uhr, montags: 18 bis 22 Uhr, dienstags:18 bis 22 Uhr, mittwochs: 13 bis 22 Uhr, donnerstags: 18 bis 22 Uhr, freitags: 13 bis 22 Uhr, samstags: 8 bis 22 Uhr.
Kontakt: 116 177, E-Mail kvinfo@kvwl.de.

Die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe wurde 2011 eröffnet und ist eine von 63 im Versorgungsgebiet der KVWL.