hERNE. . Das Modell der „Kleinen Kita“ will die Stadt Herne jetzt an den Start bringen. Geplant ist die Einrichtung von sechs Großpflegestellen.

  • Herne will künftig als Träger Großpflegestellen für Kinder unter drei Jahren einrichten
  • Weiterhin hoher Bedarf an Betreuungsplätzen soll damit gedeckt werden
  • Anbindung an bestehende „klassische“ Kindertagesstätten vereinfacht späteren Wechsel

Mit einem für Herne ganz neuen Modell will die Stadt dem weiter hohen Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren (u3) nachkommen: Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen insgesamt bis zu neun Großpflegestellen eingerichtet werden – sechs davon, und das erstmals – in städtischer Trägerschaft.

Dieser Ansatz wird zwar auch schon in anderen NRW-Kommunen – zum Beispiel in Gelsenkirchen – umgesetzt, in Herne kommt jedoch noch eine spezielle Komponente hinzu: Die Großpflegestellen kooperieren mit bereits bestehenden Kindertagesstätten und heißen dementsprechend auch „Kleine Kita Herne“.

Anbindung am bestehende Kindertagesstätten

In Kooperation mit den Herner Tageseltern gibt es in der Stadt aktuell sieben Großpflegestellen, die Tageseltern selbstständig betreiben. „Im Vergleich zu anderen Kommunen sind das aber sehr wenige“, stellt Annette Frenzke-Kulbach fest. Trotz intensiver Bemühungen und Verbesserungen sei die Einrichtung weiterer Großpflegestellen nicht richtig vorangekommen, so die Chefin des Fachbereichs Kinder, Jugend, Familie: Zum einen wegen fehlender Wohnungen, zum anderen wegen der betriebswirtschaftlichen Risiken.

„Wir verstehen die Kleine Kita nicht als Konkurrenz zu dem bestehenden Angebot, sondern als Ergänzung“, betont Frenzke-Kulbach. So sollen die Kleinen Kitas in erster Linie mit denjenigen „klassischen“ Kindertageseinrichtungen kooperieren, die aus verschiedenen Gründen keine eigenen u3-Plätze anbieten können. Und das sind verteilt über das Stadtgebiet immerhin acht.

Mitarbeiter/innen bei der Stadt angestellt

Der Charme des neuen Modells: Die Kleinen lernen bei gemeinsamen Festen und Unternehmungen ihre spätere Kita kennen, für die sie ein Platzangebot bekommen sollen: „So gibt es einen weichen Übergang“, sagt Frenzke-Kulbach. Und auch die Mitarbeiter/innen der Kleinen Kita, die von der Stadt fest angestellt werden, können sich mit ihren Kita-Kolleginnen austauschen.

Einen weiteren Pluspunkt sieht die Fachbereichsleiterin in der Flexibilität: „Wir brauchen pro Kleiner Kita eine 100 Quadratmeter große Wohnung, möglichst ebenerdig, gerne mit Garten, eine Erzieherin und eine bei den Herner Tageseltern qualifizierte Tagespflegeperson. Das lässt sich viel schneller verwirklichen, als wenn wir eine klassische Kita bauen müssten.“ Zumal bei einer „richtigen Kita“ maximal 25 Prozent der Plätze für u3-Kinder vorbehalten sind. Um, wie angestrebt, 42 Prozent der u3-Kinder mit einem Platz versorgen zu können, gäbe es also erhebliche Überkapazitäten für Kinder im Alter von über drei Jahren (ü3). Auch wenn jedes Jahr eine neue Kindertagesstätte in Betrieb genommen werden soll, so Frenzke-Kulbach, sei der Bedarf an u3-Plätzen zumindest aktuell auf diesem Weg also auch nicht zu decken. Und: Die Zweckbindung einer Kleinen Kita betrage nur fünf Jahre - im Gegensatz zu 25 bei einer klassischen.

Bei Stadtplanung mitbedenken

Annette Frenzke-Kulbach ist guten Mutes, ausreichend Wohnungen für das neue Modell zu bekommen. „Viele Eigentümer“, sagt sie, „vermieten gerne an die Stadt.“ Zusätzlich sollen gezielt Wohnungsbaugesellschaften angesprochen werden. „Wir werden auch beobachten, wo sich städtebaulich etwas tut, wo mit dem Zuzug von Familien mit kleinen Kindern zu rechnen ist. Dann kann man sofort solche Einrichtungen mitbedenken“, hofft sie auf eine künftig in dieser Hinsicht vorausschauende Planung.

>> PLATZ FÜR BIS ZU NEUN KINDER UNTER DREI JAHREN

In einer Großpflegestelle werden bis zu neun Kinder im Alter unter drei Jahren von maximal drei Tagespflegekräften betreut.

Etwa zehn Prozent der benötigten u3-Plätze in Herne sollen durch das Angebot an Kindertagespflege abgedeckt werden.

Sieben Großpflegestellen, die von selbstständigen Tageseltern in Kooperation mit den Herner Tageseltern betrieben werden, gibt es zurzeit: in der Pieperstraße (Constantin), der Manteuffelstraße (Herne-Mitte), am Königsgruber Park (Eickel), in der Jahnstraße (Herne-Süd), der Overhofstraße (Wanne-Mitte) und zwei in der Einrichtung der St. Elisabeth-Gruppe „Am Solbad“ (Wanne-Süd).

Eine weitere Großpflegestelle soll im Sommer am Westring in Herne-Mitte eröffnet werden.

Der Ausschuss für Kinder, Jugend, Familie beschäftigt sich am Mittwoch, 5. Juli, 16 Uhr, im Rathaus Wanne (großer Saal) in öffentlicher Sitzung mit dem Modell „Kleine Kita Herne“.