herne. . 30 junge Geflüchtete haben mit Erfolg ihre Teilnahme an einem Bildungsprojekt der RAG-Stiftung abgeschlossen. Jetzt geht es für sie weiter.

  • Seit März 2016 nahmen junge Geflüchtete in Herne an einem Bildungsprojekt der RAG-Stiftung teil
  • Alle, die bis zum Schluss dabei waren, machen mit Ausbildungen, Praktika oder (Sprach-)Kursen weiter
  • Hiberniaschule zieht in jeder Hinsicht positives Fazit von dem Zusammenleben mit den jungen Gästen

16 Monate lang haben sie gepaukt, die Tücken der deutschen Artikel kennengelernt, unregelmäßige Verben auswendig gelernt, sich mit dem deutschen Satzbau herumgeschlagen; andere mussten erst das lateinische Alphabet üben, bevor sie darauf aufbauend weiter machen konnten: 30 junge Geflüchtete aus neun Nationen erhielten am Mittwoch in der Hiberniaschule ihre Zertifikate für die Teilnahme an dem von der Stiftung der Ruhrkohle AG initiierten und bezahlten Bildungsprojekt „Schulterschluss des Bergbaus“. Ziel war es, junge Flüchtlinge auf ihrem Weg in ein selbstständiges Leben in Deutschland zu unterstützen.

In zwei Klassen, orientiert am unterschiedlichen Kenntnisstand, lernten die 18- bis 25-Jährigen vormittags mündlich und schriftlich Deutsch, nachmittags stand das Kennenlernen des Alltags in Deutschland und der Kultur auf dem Programm. „Wir haben das Archäologiemuseum besucht und die Dasa in Dortmund“ erzählt George Halabi (23), der alleine aus der syrischen Stadt Aleppo mit dem Boot nach Europa geflüchtet ist. Über Sachsen-Anhalt kam er nach Herne, wurde vom Job-Center auf das Bildungsangebot aufmerksam gemacht.

Ehrenamtlich aktiv in Flüchtlingsprojekt

Ebenso wie er stürzte sich die 19-jährige Syrerin Daiana Abdulkader auf das Projekt, die mit ihrer Mutter nach Deutschland kam. Was die beiden gelernt haben, kann sich hören lassen. Ihr Vorteil: „Wir hatten schon in Syrien Englisch- und Französischunterricht“, erzählen sie. Jetzt wollen sie weitermachen, mit dem Deutsch-Sprachkurs B2 und, wenn möglich, studieren: Daiana Medizin, George möchte an sein Management-Studium anknüpfen, das er in Aleppo aufgeben musste. Und er möchte weiter ehrenamtlich bei einem Flüchtlingsprojekt der evangelischen Kreuzkirchengemeinde arbeiten, wo er seit zehn Monaten bei einem Begegnungscafé mithilft.

Begeistert sind die beiden von ihrer Lehrerin Katharina Vollmert, die gestern zur Abschiedsfeier mit ihrem siebenwöchigen Jannik zur Hiberniaschule kam. „Frau Vollmert hat uns alles so beigebracht, dass wir es schnell und gut verstehen konnten“, berichtet Daiana. „Wir haben uns hier wie zu Hause gefühlt, nicht fremd“, so ihr Fazit.

Erfahrungen durchweg positiv

Katharina Vollmert gehört nicht zum Kollegium der Hiberniaschule, sondern war vom TÜV Nord Bildung eingestellt worden, der im Auftrag der RAG das Projekt durchgeführt hat. Doch auch die Hiberniaschule, die ihre Räume zur Verfügung stellte, ist von dem Angebot überzeugt. „Die Erfahrungen waren durchweg positiv“, sagt Schulleiterin Constanze Hayn. Anfangs seien die „Neuen“ etwas beäugt worden, aber das habe sich schnell gelegt. Es habe sich auch die eine oder andere Zusammenarbeit ergeben, vor allem auf musikalischem Gebiet.

Von einem sehr harmonischen Zusammenleben spricht auch Vorstandsmitglied Bettina Pamp-Mügge. Wie Constanze Hayn würde sie ein weiteres Projekt sofort unterstützen. „Wir werden deshalb bei der RAG-Stiftung vorsprechen“, sagt Hermann Oecking, Geschäftsführer von TÜV Nord Bildung. Aber es sei ungewiss, ob das Angebot in Herne oder einer anderen Stadt fortgesetzt werde. Nachfrage und Bedarf seien jedenfalls vorhanden.

Das Pauken hat sich gelohnt

Von den anfangs 40 jungen Leuten waren 30 bis zum Schluss dabei. „Sie sind alle vermittelt“, freut sich Natalia Knispel vom TÜV Nord Bildung. „Einige haben Ausbildungsplätze, andere Praktika oder sie schließen Deutsch-Sprachkurse auf dem B2-Level an, besuchen Integrationskurse oder sie holen den Schulabschluss nach.“ Das Pauken, es hat sich für sie gelohnt.

>> BILDUNGSPROJEKT „SCHULTERSCHLUSS MIT DEM BERGBAU“

Die RAG-Stiftung hat das Bildungsprojekt „Schulterschluss mit dem Bergbau“ mit 1,5 Millionen Euro unterstützt.

Durchgeführt wurde es in fünf ehemaligen Bergbaustädten, vier in NRW, eine im Saarland.

Unterrichtet wurde in zwei Gruppen mit je 15 Teilnehmern.

VHS, Job-Center und ähnliche Einrichtungen machten die jungen Leute auf das Angebot aufmerksam. Ob es eine Fortsetzung gibt, ist offen.