Herne. . Kornelia Matzat-Filler führt seit rund vier Wochen den Stadtverband der Gartenfreunde. Sie möchte das Kleingartenwesen in die Moderne führen.

  • Matzat-Filler spürte in ihrem „Wahlkampf“, dass bei den Kleingärtnern eine Wechselstimmung herrschte
  • Neue Vorsitzende will den Generationswechsel in den Vorständen der Vereine vorantreiben
  • Stadtverband will gemeinsam mit Stadtgrün etwas für Herne erreichen

Der Stadtverband der Gartenfreunde hat seit vier Wochen eine neue Vorsitzende. Kornelia Matzat-Filler hat den langjährigen Vorsitzenden Dieter Claar abgelöst. Im Gespräch mit WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann erläutert Matzat-Filler, welche Ziele sie hat und welche Rolle Kleingärtner aus ihrer Sicht in der Stadt spielen.

Der Stadtverband wurde seit über 40 Jahren von Dieter Claar geführt. Was hat Sie bewogen, gegen ihn zu kandidieren?

Matzat-Filler: Ich habe ja vor vier Jahren schon einmal kandidiert, damals spontan aus dem Bauch heraus. Ich bin dann in den erweiterten Vorstand gewählt worden und konnte die Arbeit im Stadtverband verfolgen.

Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?

Die Vorstandsarbeit war an sich völlig in Ordnung, aber ich war der Meinung, dass es nach über 40 Jahren einen Wechsel geben sollte. Deshalb habe ich meine Kandidatur vorbereitet und habe etwas „Wahlkampf“ gemacht, indem ich mit allen Vorsitzenden der 40 Vereine gesprochen habe.

Wie war das Stimmungsbild?

Erstaunlich gut in jeder Hinsicht. Es gab viel Zustimmung zu der Arbeit meines Vorgängers, dennoch habe ich eine Wechselstimmung gespürt. Es hat allerdings einige Vorbehalte gegeben, weil ich beruflich stark eingespannt bin. Aber meine Selbstständigkeit ist jetzt ein großer Vorteil. Ich kann mir meine Arbeit selbst einteilen, und da ich 17 Mitarbeiter habe, weiß ich wie man führt. Da kann ich Vieles auf den Stadtverband anwenden.

Haben Sie sich schon in Ihrer neuen Aufgabe eingerichtet?

Es sind ja erst vier Wochen, ich bin noch in der Phase der Orientierung, zum Beispiel was die Organisation der Geschäftsstelle angeht. Zurzeit ist ja die Hochphase der Sommerfeste, da mache ich meine Antrittsbesuche. Aber ich werde es wohl nicht schaffen, alle 40 Vereine noch in diesem Jahr zu besuchen.

Welche Ziele haben Sie sich als Vorsitzende gesetzt?

Ich möchte den Stadtverband in die moderne Zeit bringen. Das heißt, wir wollen die Abläufe in der Geschäftsstelle optimieren und einen Generationswechsel in den Vorständen der Vereine vorantreiben. Ich bekomme da sehr gute Unterstützung von den Vorstandskollegen, die alle an Bord geblieben sind.

In der Vergangenheit hatte man den Eindruck, dass der Stadtverband viele Dinge an sich gezogen hat.

Der Stadtverband wird sich in Zukunft in vielen Dingen zurücknehmen und den Vereinen die Entscheidung überlassen, etwa bei Nachbarschaftsstreitigkeiten. Viele Dinge sind sowieso schon klar in der Gartenordnung geregelt. In einer Angelegenheit wird der Stadtverband seinen Vorstoß nach einer strengeren Regelung zurücknehmen: Bei den Spielgeräten. Es ist in vielen Vereinen ein großes Thema, ob und in welcher Größe sie in den Gärten stehen dürfen. Wir glauben, dass die bisherige Regelung ausreicht.

Der Stadtverband hat eine vergleichsweise große Geschäftsstelle. Wollen Sie das Haus behalten oder mittelfristig verkaufen, um auch Verwaltungsstrukturen zu verschlanken?

Wir wollen die Geschäftsstelle vorerst behalten. Das hat zum einen den Grund, dass wir viel Platz benötigen, um Akten zu lagern, außerdem besteht doch ein erheblicher Verwaltungsaufwand.

Haben Sie schon Kontakt zu Stadtgrün aufgenommen? In der Vergangenheit galt das Verhältnis als reichlich angespannt.

Ja, es gab erste Gespräche, und es wird weitere geben. Mein Ziel ist es, die Beziehungen zu entspannen, um gemeinsam etwas für Herne zu entwickeln. Mit einer Fläche von rund einer Million Quadratmetern und rund 2000 Kleingartenparzellen sind wir ein starker Verband, der bestens zum neuen Slogan und Motto der Stadt passt, in dem Grün ja eine zentrale Bedeutung hat.

Wie stark ist denn das Kleingartenwesen in Zukunft? Müssen Sie nicht die Konkurrenz von Trends wie „Urban Gardening“ fürchten?

Urban Gardening ist eine tolle Sache, die aber eher in Großstädten eine Rolle spielt, wo es wenig Platz gibt. Da haben wir mit unseren Flächen und unserer Organisation als Verein eine andere Position. Ich bin auch der Ansicht, dass das Kleingartenwesen an sich nicht verändert werden muss, weil es nach wie vor aktuell ist.

Gibt es Nachwuchsprobleme?

Nein, wir erleben einen starken Generationswechsel, es kommen junge Leute in die Vereine, zum Beispiel alleinerziehende Mütter. Außerdem werden wir bunter. Polnische, russische oder türkische Kleingärtner sind schon fast in der zweiten Generation, inzwischen haben wir auch Libanesen oder Syrer. Das schöne an Kleingärten ist, dass man nicht alleine ist. Das Gärtnern verbindet die Menschen.

>> KLEINGÄRTNERIN SEIT 2009

Kornelia Matzat-Filler ist Inhaberin von drei Lotto-Annahmestellen mit insgesamt 17 Mitarbeitern.

Die 56-Jährige ist selbst noch gar nicht so lange Kleingärtnerin - seit 2009. Sie ist Mitglied im Kleingartenverein Erholung an der Emscherstraße in Wanne.

Die Ursprünge des Stadtverbands reichen ins Jahr 1915 zurück, als der Wanner Gartenbauverein gegründet wurde. 2005 kam mit dem KGV Kaiserstraße der 40. Verein zum Stadtverband.