Herne.. Die DGB-Geschichtswerkstatt schlägt vor, das alte Hafthaus in Herne zu einer Gedenkstätte zu machen. Sie will Nazi-Opfern ein Gesicht geben.


Die Geschichtswerkstatt des DGB spricht sich dafür aus, mindestens einen Trakt des alten Hafthauses am Bergelmanns Hof als Gedenkstätte zu erhalten. Nun biete sich die einmalige Chance, entsprechende Pläne zu realisieren, sagt Norbert Arndt, Mitglied der Geschichtswerkstatt und Verdi-Gewerkschaftssekretär in Herne. Denn: Das ehemalige Gefängnis mitten in der Herner Innenstadt soll in den kommenden Monaten verkauft werden.

Gebäude wurde in der Grundsubstanz nie verändert

Das alte Hafthaus, erbaut 1921 und geschlossen 2005, sei in seiner Grundsubstanz „nie verändert worden“, sagt Arndt im Gespräch mit der WAZ. Er forscht mit den anderen Mitgliedern der Werkstatt seit Monaten über die Geschichte des Backsteinbaus und seiner Gefangenen. Von allem den Naziopfern wollten sie ein Gesicht geben.

Vermutlich hunderte Menschen, darunter Kriegsgefangene, Kommunisten, Homosexuelle und Christen, seien am damaligen Adolf-Hitler-Platz ermordet worden, unzählige weitere auch misshandelt und gefoltert, zeigten die Recherchen. Die Gruppe sei noch mitten in ihrer Arbeit, schon jetzt aber sei klar, dass sie viel Licht ins Dunkel rund um das Gebäude bringen werde. Das bestätigt auch Stadtarchivar Jürgen Hagen, ebenfalls Mitglied der DGB-Geschichtswerkstatt.

Finanzierung detr Pläne ist das Problem

Diese will nun das Gebäude, mindestens aber einige Zellen, vor dem Umbau oder Abriss retten. Der Bau könnte als zentraler Erinnerungsort, gerade auch für Schulklassen, eingerichtet werden. Zellen könnten dann geöffnet, Besuchern die Haftbedingungen etwa in der Weimarer Republik, der Nazizeit oder in der Bundesrepublik erläutert, das Schicksal von Gefangenen dokumentiert werden. Auch Vorträge könnten am Bergelmanns Hofs gehalten oder Filme gezeigt werden, meint die Gruppe.

Das Problem ist die Finanzierung. Der Besitzer des Hafthauses, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb, will das Gebäude mit Hilfe eines Bieterverfahrens in der zweiten Jahreshälfte 2017 verkaufen, das Mindestgebot liegt bei 210 000 Euro. Dieses Geld, vor allem aber auch die Folgekosten, habe die Geschichtswerkstatt nicht. Sie hofft darauf, dass ein künftiger Besitzer einen Teil des Gebäudes als Gedenkstätte erhält.

Möglich ist auch ein Erinnerungs- und Kulturort

Oder aber: dass die Stadt das Gebäude selbst übernimmt. „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt“, sagt Gewerkschaftsmann Arndt. Aus dem Gemäuer in Rathausnähe könnte ein Erinnerungs- und Kulturort gemacht werden, schlägt er vor. Die Volkshochschule könnte dort einziehen, Ausstellungsflächen könnten entstehen oder Gruppen, ähnlich wie im K-Haus in Wanne-Eickel, Räume für ihre Kunst nutzen.

Die Stadt Herne, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken, sei angesichts der Haushaltssituation nicht in der Lage, das Hafthaus zu erwerben. Es sei in Besitz des Landes – und der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) entscheide über den Verkauf. Wer beim Bieterverfahren seinen Hut in den Ring geworfen hat, will der BLB nicht sagen. Es handele sich nicht um eine öffentliches Verfahren, so ein Sprecher.