herne. . 1958 hat eine Künstlerin der Sodinger Fußballbegeisterung ein Denkmal gesetzt. So richtig gewürdigt wird diese Skulptur aber erst jetzt.

  • 1958 schuf Börniger Künstlerin für den Hof der heutigen Mont-Cenis Gesamtschule eine Skulptur
  • Kunstwerk von Elisabeth Hoffmann sollte Hommage an Fußballgeisterung insbesondere in Sodingen sein
  • Schule will mit Heimatforschern Film über Entstehungsgeschichte drehen; Skultpur soll unter Denkmalschutz

Seit 1958 steht die wuchtige Skulptur auf dem Schulhof der damaligen Sodinger Hauptschule und heutigen Mont-Cenis-Gesamtschule (MCG). Doch erst 2014 brachte die Gesamtschule den Stein beziehungsweise die Geschichte dieser Hommage auf die Fußballbegeisterung so richtig ins Rollen. Nun soll die Figurengruppe einer heimischen Künstlerin sogar in die Denkmalliste der Stadt eingetragen werden. Und die Schule bereitet mit dem Geschichtsverein „Hün un Perdün“ eine Filmdokumentation über die drei Zeitgenossen vor.

„Der geheimnisvolle Stein auf dem Schulhof“ – unter diesem Projekttitel hat sich die Schule bzw. ein Schülerblog der MCG vor drei Jahren dem Thema genähert. Zahlreiche, zum Teil abenteuerliche Hypothesen wurden über den Hintergrund aufgestellt: Um Kriegsüberlebende könnte es sich handeln, so eine Theorie von Lehrern. Oder: Um „berühmte Lehrer der MCG“, so Schüler. Für Aufklärung sorgten damals Recherchen im Stadtarchiv und in alten Zeitungsbänden, zusätzliche Informationen hat jetzt der Hobbyhistoriker Gerd E. Schug zusammengetragen, der zuletzt mit Initiativen und Forschungen zum Börniger Pestkreuz, über den „Engel von Sodingen“ und über den Anbau von Wein in Börnig Schlagzeilen gemacht hatte (wir berichteten).

Legendäres Spiel gegen Walters Elf

Die bisherigen Erkenntnisse: Das Kunstwerk firmiert unter dem Namen „Der unbekannte Fußballzuschauer“, alternativ auch „Der Torschrei“. Es stammt von der Börniger Bildhauerin und Malerin Elisabeth Hoffmann (1914 bis 1973).

„Die Skulptur ist eine Hommage an die Fußballzuschauer in der damaligen Fußballhochburg Herne mit den damals sehr erfolgreichen Vereinen SV Sodingen und Westfalia Herne“, berichtet Gerd E. Schug. So sei beispielsweise das Spiel des SV Sodingen gegen Fritz Walters 1.FC Kaiserlautern 1955 zu einer Legende geworden. Der SV habe in die Schalker Glückauf-Kampfbahn ausweichen müssen, weil das heimische Stadion zu klein gewesen sei. Rund 75 000 Zuschauer hätten damals auf Schalke das Spiel – Endstand 2:2 – verfolgt.

Heimatforscher kam sich vor wie Kommissar Maigret

© Ralph Bodemer

Monatelang hat der Heimatforscher „ermittelt“ – „ich kam mir manchmal vor wie Kommissar Maigret“ – und stieß dabei schließlich in Kirchhundem im Sauerland auf eine Nichte Hoffmanns. Diese stellte ihm umfangreiches Bildmaterial über die in Börnig unter den Rufnamen Hoves Zett (Hoves = Hoffmann, Zett = Kosename für Elisabettken) bekannte Bildhauerin und Malerin zur Verfügung. Schugs Theorie: Hoffmann wollte mit dieser Plastik nicht nur die Fußballleidenschaft in der Sodinger Bevölkerung würdigen, sondern schuf sie auch aus Dankbarkeit für Aufträge der Stadt Herne.

Zurück in die Gegenwart: Die Unter-Denkmal-Stellung der drei Fußballfans ist wohl nur noch Formsache. Auf Anregung Schugs und auf Antrag von SPD und CDU hat die Bezirksvertretung Sodingen die Verwaltung aufgefordert, einen entsprechenden Schritt zu prüfen und vorzubereiten.

Projekt passt zum Sportprofil

Parallel dazu will die Gesamtschule in Kooperation mit „Hün un Perdün“ und dem Stadtarchiv eine Filmdokumentation über „die in Deutschland wohl einzigartige Hommage an die Fußballkultur“ erstellen. Siebtklässler sollen den Beitrag von A bis Z, also vom Drehbuch bis zur technischen Umsetzung, selbst erarbeiten.

Fußball und allgemein der Sport seien an der Mont-Cenis-Gesamtschule aber nicht nur bei diesem Projekt ein großes Thema, sagt Geschichts- und Englischlehrerin Céline Spieker. Sie verweist unter anderem auf das Sportprofil: In jedem der Jahrgänge fünf bis zehn würden Talente gesichtet und gezielt zum Beispiel mit zusätzlichem Sportunterricht gefördert.

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Elisabeth Hoffmann sei eine „akademische Künstlerin“ gewesen, so Heimatforscher Gerd E. Schug. Sie habe in Münster, Berlin und Wien Kunst studiert. Ihr künstlerisches Schaffen habe eine große Bandbreite gehabt.

Sie habe auf dem Hof Hoffmann gelebt, einem der ältesten Bauernhöfe des Dorfes Börnig, der in den 70ern abgerissen worden sei. Der Hof habe gegenüber der Vellwigschule gelegen.