Herne. . Das Landesprogramm „Kita im Koffer“ für zugewanderte Kinder ohne Kita-Platz kann in Herne ausgebaut werden – durch ein neues Bundesprogramm.
Zusammen spielen, basteln, singen, Quatsch machen – für viele Kinder, die mit ihren Eltern nach Deutschland geflüchtet sind, ist das keine Selbstverständlichkeit, wenn sie keinen Platz in einer Kita haben.
Alternative zur Tagesbetreuung
Seit Anfang 2016 beteiligt sich die Stadt Herne deshalb an dem Landesprogramm „Kita im Koffer“. Mit dessen Hilfe wird Kindern in Gemeinschaftsunterkünften und zunehmend in Einrichtungen im Umfeld der elterlichen Wohnung zumindest an sechs Stunden pro Woche ein Kita-ähnliches Angebot gemacht. Dieses Projekt kann in Herne nun ergänzt werden – durch das Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“.
Dies sei kein Ersatz, aber eine gute Alternative zur Tagesbetreuung, so Annette Frenzke-Kulbach, Leiterin des Fachbereichs Kinder, Jugend, Familie. Positiver Begleiteffekt: Die Kinder lernen die deutsche Sprache fast automatisch, der Einstieg in Kita und Schule wird erleichtert. Maximal zehn Kinder können an den jeweiligen Angeboten teilnehmen, „und wir stellen fest, dass sowohl die Kinder als auch ihre Eltern gerne kommen, vor allem die, die ein Bleiberecht haben“, sagt Annette Frenzke-Kulbach. „Das bringt wirklich viel.“ Die Eltern lernten außerdem auf diesem Wege die für sie völlig unbekannten Bildungsangebote kennen und sich besser zurechtzufinden. Auch einige Familienzentren hätten die Initiative aufgegriffen und machten Angebote ähnlich der „Kita im Koffer.“
171 neu zugewanderte Kinder
Ende März lebten 171 neu zugewanderte Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren in Herne, geht aus einer Vorlage für den Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie hervor, dem das neue Programm vorgestellt wurde. Durchschnittlich nutzen derzeit wöchentlich 35 von ihnen die Kita-im-Koffer-Angebote, weitere zwölf (vorwiegend Vorschulkinder) besuchen die Angebote der Familienzentren. Etwa ein Drittel der 171 Kinder wechseln nach den Sommerferien in die Grundschule. Dennoch geht die Stadt nicht davon aus, dass die Zahl der zugewanderten Kinder ohne Kitaplatz kurzfristig abnimmt.
Zusätzliche Stellen für Fachkräfte
Mit Hilfe des Bundesprogramms können demnächst bis zu 104 Kinder die beiden Projekte besuchen. Der Bund stellt zur Finanzierung der Kosten maximal 150 000 Euro zur Verfügung, die Herne jedoch nicht voll ausschöpft. Bezahlt werden davon unter anderem zwei Fachkräfte mit je 19,5 Wochenstunden und eine Koordinierungskraft (neun Stunden). Das Bundesprogramm ist auf drei Jahre befristet. Annette Frenzke-Kulbach hofft, dass in der Zeit die Zahl der Kita-Plätze in Herne entsprechend ausgebaut werden kann.