Herne. . Die Stadt startet im Januar in den Asylunterkünften das Projekt „Kita im Koffer“. Das mobile Angebot soll Brücken bauen.
Die steigende Zahl der Asylbewerber stellt auch das Herner Jugendamt vor große Herausforderungen. „Die Integration ist uns sehr wichtig“, sagt Jugenddezernentin Gudrun Thierhoff. Mit dem 2016 startenden mobilen Projekt „Kita im Koffer“ will die Stadt Flüchtlingskinder in Asylunterkünften an den Kita-Besuch heranführen.
Die Ausgangssituation ist klar: Der Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab Vollendung des ersten Lebensjahres gilt grundsätzlich auch für Flüchtlinge. Dieser Anspruch soll aber nicht nur auf dem Papier bestehen. „Gerade für Flüchtlingskinder stellt der Besuch einer Kita eine große Chance dar“, sagt Gudrun Thierhoff. Sie würden dort schnell die Sprache lernen und nach zum Teil traumatischen Fluchterlebnissen ein Stück „Normalität“ erleben. Positiver Nebeneffekt: Auch die Eltern könne man dadurch besser erreichen.
Auch wenn Prognosen zurzeit nicht möglich sind: Jugenddezernentin Gudrun Thierhoff geht fest davon aus, dass die Zahl der Kita-Plätze in Herne aufgrund der Flüchtlingszahlen ausgebaut werden muss.
Vom Land gefördert
Wie viele Flüchtlingskinder bereits die 68 Herner Kitas (siehe unten) besuchen, kann die Stadt nicht sagen: „Die Zahlen werden nicht extra erfasst“, sagt Gudrun Thierhoff. Die Kontaktaufnahme zu Kitas habe bei Asylbewerbern zunächst nicht die höchste Priorität: „Viele sind erst einmal damit beschäftigt, hier anzukommen.“ Und: Einigen seien solche Bildungseinrichtungen aus ihrem Heimatland gar nicht bekannt.
Ab Januar 2016 will die Stadt mit dem Brückenprojekt „Kita im Koffer“ in den Flüchtlingsunterkünften der Stadt (nicht in den Erstaufnahmelagern) an den Kita-Besuch heranführen. Die mit Landesmitteln geförderte niederschwellige Maßnahme ist zunächst auf ein Jahr befristet, soll aber auch darüber hinaus laufen. Zwei neue Mitarbeiterinnen werden dafür eingestellt.
Positive Erfahrungen mit der Integration von Flüchtlingskindern hat das Familienzentrum Michaelstraße in Bickern gemacht. So besucht seit knapp einem Jahr ein syrisches Mädchen die Einrichtung. „Der Vater hat sich bei uns mit den Worten vorgestellt: Wir möchten eure deutsche Kultur kennenlernen“, sagt Kita-Leiterin Susan Buchner-Rak. Auch mehrere Kinder von Zuwanderern aus der EU seien aufgenommen worden. „Die Herausforderung ist groß, aber: Das ist unser tägliches Geschäft.“ Denn: Die große Mehrheit der 96 Kinder an der Michaelstraße hat einen Migrationshintergrund.
68 Kitas, 4798 Plätze
In Herne und Wanne-Eickel gibt es zurzeit 68 Kindertagesstätten. 19 Einrichtungen sind in städtischer, 49 in freier Trägerschaft.
Die Kitas halten aktuell 4798 Plätze vor: 992 Plätze für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren, 3806 Plätze für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Ob alle Plätze belegt sind, kann erst Ende Oktober/November festgestellt werden.