Herne. . Die IG Herne City schießt gegen die Verdi. Vorwurf: Die Gewerkschaft habe die Klage gegen die verkaufsoffenen Sonntage zum PR-Coup genutzt.
- Problematisierung der Sonntagsarbeit offenbart laut IG City die Ideenlosigkeit von Verdi
- Auch andere Berufsgruppen müssten regelmäßig sonntags arbeiten
- Eine der wenigen Möglichkeiten zur Eigenwerbung falle ohne verkaufsoffene Sonntage weg
Die Absage des verkaufsoffenen Sonntags am vergangenen Wochenende schlägt noch immer Wellen. Die IG City schießt scharf gegen die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Diese hatte die Öffnung der Geschäfte in der Innenstadt per Eilantrag vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen untersagen lassen.
Die Gewerkschaft habe im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit schlicht die Familienkarte gezogen und einen Coup gelandet, so IG-City-Vorstandsmitglied Holger Wennrich. Verdi habe sich zum Anwalt der Familien aufgeschwungen und dieses Thema zugespitzt.
Vorwurf der Ideenlosigkeit
Diese Problematisierung sei geradezu kurios, denn der angeblich gestörte Familienfrieden betreffe in Herne vier Sonntage - also 20 Stunden - im Jahr. Dies offenbare die Ideenlosigkeit von Verdi. Wennrich verwies auf eine Reihe anderer Berufsgruppen, die auch sonntags arbeiten müssen, seien es Beschäftigte bei Feuerwehr und Polizei, in Krankenhäusern oder im ÖPNV.
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Norbert Menzel und Jens Reiter (IG-Vorsitzender und Stellvertreter) betonten, dass ein verkaufsoffener Sonntag nicht nur für den Handel wichtig sei, sondern für eine Stadt insgesamt. Er ziehe viele Besucher aus anderen Städten an, die später wiederkämen. In seinem eigenen Modegeschäft, so Reiter, freuten sich die Mitarbeiter auf die verkaufsoffenen Sonntage - selbstverständlich auch, weil es Zuschläge und den entsprechenden Freizeitausgleich gebe.
Einen Gesamtüberblick hat die IG City allerdings nicht. Im Wettbewerb mit dem Internethandel - der keinen Ladenschluss kennt - sei ein verkaufsoffener Sonntag eine der wenigen Möglichkeiten der Eigenwerbung. Die falle nun auch noch weg.
Kontroverse Diskussion der Händler
Allerdings räumen Menzel, Reiter und Wennrich auch ein, dass die Frage des Erfolgs der offenen Sonntage innerhalb der Händlerschaft kontrovers diskutiert worden sei. Die Abstimmungen darüber seien immer knapp gewesen. Womöglich hätten die Händler selbst dafür gesorgt, dass es in Zukunft weniger verkaufsoffene Sonntage gibt.
Norbert Menzel richtete den Blick auf die Aufbruchstimmung, die seit einiger Zeit in Herne zu spüren ist. Die Entwicklung, gerade in der City, würde durch einen Wegfall der verkaufsoffenen Sonntage unnötig gebremst und zum Beispiel die Akquise für Mieter des Hertie-Hauses erschweren.