Herne. . Lester, Jeff und Robin Christie kennen das Monument seit seiner Einweihung. Die geplante Öffnung am Tag ist für sie ein „sensibler Kompromiss“.

Das eigentliche Ziel der drei Brüder aus England war Duisburg, die Heimatstadt ihrer Mutter Tony. Auf dem jüdischen Friedhof in Beeck war 1944 der Grabstein ihres Großvaters Hermann Berger durch eine Fliegerbombe zerstört worden. Nach jahrelangen Recherchen und dank der Unterstützung durch den Herner Historiker Ralf Piorr bekam die Grabstelle am Mittwoch nun endlich einen neuen Gedenkstein. Im Zuge ihres Besuchs im Ruhrgebiet schauten Lester (73), Jeff (70) und Robin Christie (63) am Mittag auch in Herne vorbei.

Familie der Mutter hatte enge Kontakte nach Herne

Eine Stadt, zu der die drei Brüder in mehrfacher Hinsicht eine besondere Beziehung haben. Ihre Vorfahren, die Bergers aus Duisburg, waren mit der ebenfalls jüdischen Familie Jankielewitz aus Herne eng verbunden. Deren Tochter Esther Hocherman - sie ist heute Ende 80 und lebt in Tel Aviv - hatte 2010 die Rede zur Eröffnung des Shoah-Mahnmals gehalten. Der Name der Familie findet sich auch unter den Okularen. Lester und Jeff Christie hatten sie damals begleitet und ein Gebet gesprochen. Ihre Mutter war 1939 mit einem Kindertransport nach England der Verfolgung entkommen. 2015 reisten sie dann noch einmal zum Shoah-Gedenktag an, zu dem Esther Hocherman eine Rede hielt.

Brüder sind dankbar für die Erinnerungskultur

Nun hatte Ralf Piorr das Bedürfnis, den Christies die neuesten baulichen Entwicklungen des Mahnmals zu zeigen, das am Mittwoch eigens für sie geöffnet wurde. Dass es 2014 mehrfach beschädigt worden war, hatten sie mitbekommen. Ihnen bedeute es viel, dass Herne die Erinnerung an die Shoah wach halte, sagte Lester Christie. „Das Mahnmal steht hoffentlich als Symbol dafür, dass schreckliche Dinge geschehen sind und nie wieder passieren dürfen.“ Dass gerade junge Leute Fragen stellten, wenn sie das Monument sähen, sei wichtig. Deshalb begrüßen es die Brüder auch, dass das Mahnmal demnächst wieder tagsüber geöffnet sein wird. „Ein sensibler Kompromiss“, so der älteste Bruder. „Wenn es verhüllt ist, ist es unsichtbar“, ergänzt Jeff Christie. „Aber es sollte zu sehen sein.“

Sichtbar ist nun endlich auch der Name ihres im KZ Stutthof ermordeten Onkels Max Berger, des Bruders ihrer Mutter. Er steht mit auf dem Grabstein des Großvaters in Duisburg-Beeck.