herne. . 80 Pflegeplätze, Tagespflege und Wohnungen - so sehen die Pläne für eine Seniorenresidenz an der Baumstraße aus. Auch Kritik wird laut.

In den höchsten Tönen hat ein Vertreter der Betreibergesellschaft Belia in der Bezirksvertretung Herne-Mitte die Pläne für den Bau einer Seniorenresidenz auf dem Areal des ehemaligen Autohauses Procar an der Baumstraße 8-12 angepriesen. Einige Fragen von Bürgern und Politikern blieben allerdings unbeantwortet – auch bezüglich der Zukunft der zurzeit noch auf dem Grundstück in einem Wohnhaus lebenden Mieter.

„Wir sind nicht nach Herne gekommen, weil Ihre Stadt so schön ist, sondern weil es einen hohen Bedarf an Pflegeplätzen gibt“, sagte Architekt Jens Kalkmann, der das Vorhaben für die Belia Seniorenresidenzen GmbH (siehe Kasten) vorstellte. Die Unterdeckung liege in Herne bei rund 250 bis 300 Plätzen. In dem Belia-Neubau an der Baumstraße solle in Bahnhofsnähe ein Seniorenheim mit 80 vollstationären Pflegeplätzen entstehen, so Kalkmann. Baubeginn soll 2019/20 sein; zurzeit läuft das Bauleitverfahren.

Auf vier Etagen sind sechs Wohngruppen mit Einzelzimmern geplant – „in der Ausstattung beinahe wie ein kleines Hotel“, so Kalkmann. Ebenfalls vorgesehen: eine Tagespflege mit bis zu 17 Plätzen im Erdgeschoss sowie 18 barrierefreie Wohnungen in Obergeschossen. Je nach Standort gebe es auch einen Friseur oder Therapeuten in den Seniorenresidenzen. Ziel der Belia GmbH sei es zudem, „ein guter Arbeitgeber“ zu sein und Mitarbeiter selbst auszubilden.

Altlasten: Austausch von Boden an zwei Stellen

Aufgrund von Altlasten auf dem Areal an der Baumstraße plane der Investor einen Austausch des Bodens an mindestens zwei Flächen, so Kalkmann auf Anfrage von Heinrich Schmidt (SPD). Auch asbestbelastete Dächer des Autohauses müssten entsorgt werden.

Belia plane hier keine Luxusresidenz, sondern „ein Haus für Jedermann“, betonte Kalkmann auf Nachfrage von CDU-Bezirksfraktions-Chef Jörn Ongsiek. Und: Die Wohnungsmieten würden sich an den „ortsüblichen Standards“ orientieren. Dass der Investor hier keine Summen nennen wollte, stieß im Bezirk auf Kritik.

CDU fragt nach Mietverträgen

Noch unbefriedigender empfanden Bürger und Politiker die Antwort auf die Frage von Michael Lewburg (CDU), wie die Belia denn die Mieter in dem Wohnhaus „entsorgen“ wolle, das einem Neubau auf dem Areal weichen soll. Diese Mieter müssten in rund eineinhalb Jahren mit einem Auszug rechnen, so Kalkmann. Man habe ihnen angeboten, bei der Organisation des Umzugs „behilflich“ zu sein. Eine feste Vereinbarung bestehe bereits, ein weiterer Mieter habe telefonisch nachgefragt.

Gibt es ein Sonderkündigungsrecht? Wie enden die Mietverhältnisse? Auf diese Fragen der CDU hatte Architekt Kalkmann in der Sitzung der Bezirksvertretung keine Antwort.

>> INFO: Einrichtungen in Schalke, Bochum und Krefeld

Die Belia Seniorenresidenzen GmbH ist eine Tochter der Lindhorst-Gruppe. Das Familienunternehmen aus Winsen betreibe in Niedersachsen rund 20 Pflegeheime, so Architekt Jens Kalkmann in der Bezirksvertretung Herne-Mitte.

In NRW betreibe Belia in Gelsenkirchen-Schalke, Krefeld und neuerdings auch in Bochum Einrichtungen. Zentrumsnähe sei ein Kriterium für eine Neuansiedlung. In Herne habe Belia beinahe zwei Jahre nach einem geeigneten Grundstück gesucht.