Herne. . Das Herner Unternehmen „Reifen Stiebling“ rollt seit einigen Wochen „unter Strom“. Der Grund: Stiebling hat den 60 Fahrzeuge umfassenden Fuhrpark um sieben Elektroautos - Modell Renault „Twizy“ - ergänzt. Damit soll den Kunden die neue Form der Mobilität nahe gebracht werden.
Das Herner Unternehmen „Reifen Stiebling“ steht seit einigen Wochen sprichwörtlich „unter Strom“. Präziser wäre es allerdings zu sagen, dass der Mittelständler unter Strom rollt. Der Grund: Stiebling hat den 60 Fahrzeuge umfassenden Fuhrpark um sieben Elektroautos - Modell Renault „Twizy“ ergänzt.
Die „Stromer“ dienen dazu, Kunden bei Werkstattbesuchen mobil zu halten. Dass die auffälligen Fahrzeuge auch als Marketinginstrument funktionieren, dürfte außer Frage stehen.
Allerdings hat Geschäftsführer Christian Stiebling eine weitergehende Intention: „Wir wollen unseren Kunden das Thema Elektromobilität näher bringen und sie auf diese neue Form des Autofahrens aufmerksam machen“. Dies ist auch dringend nötig, möchte man ergänzen. In den vergangenen Jahren hatte man mehrfach den Durchbruch des Elektroautos vorausgesagt - bereits in der 70er-Jahren soll er kurz bevor gestanden haben. Doch passiert ist nie etwas. Die Bundesregierung hatte im Jahr 2009 das Ziel ausgegeben, dass bis zum Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen rollen, angemeldet waren Anfang 2013 gerade mal rund 4500.
Auch in Herne ist die E-Mobil-Szene noch übersichtlich. U.a. fahren die Stadtwerke mit einem Opel Ampera und einem Fiat, in Wanne rüstet die Firma Bea-Tricks Smarts von Benzin auf Strom um, und der Paketdienst UPS betreibt einen stromgetriebenen Lieferwagen.
Chancen auf der Kurzstrecke
An diesem Punkt setzt auch Stiebling an. Mobilität müsse teilweise neu gedacht werden: „Die Leute machen sich Gedanken darüber, wie sie mit einem Elektroauto 700 Kilometer in den Urlaub kommen können, dabei fahren sie die meiste Zeit nur zur Arbeit.“ Die große Chance für Elektromobile sei eben die Kurz- und die Mittelstrecke. Wer in einer Stadt wie Herne unterwegs ist, dürfte am Tag mit einer Batterieladung, die für rund 80 Kilometer reicht, auskommen. Darüber hinaus böte gerade ein Twizy mit seinen Abmessungen - 2,30 Meter Länge, 1,20 Meter Breite - Vorteile in der Innenstadt. Er darf quer in einer Parklücke stehen und dürfte in Parkhäusern deutlich weniger rangieren müssen als etwa SUVs.
Seit einigen Wochen sind die Twizys nun im Einsatz. Zwei Sitze hat das Fahrzeuge - wobei der zweite nach Angaben von Stiebling nur eingeschränkten Komfort bietet -, dazu sind sie mit Airbag und Winterreifen ausgerüstet. Die Resonanz sei ausgesprochen positiv gewesen, so Stiebling. Die Kunden hätten Spaß, selbst Lkw-Fahrer hätten gerne auf ein paar Nummern kleiner gewechselt. Stiebling: „Viele Leute haben nach der Fahrt gesagt: Das hätte ich nicht gedacht.“