Herne. . Mit einer bewegenden Gedenkfeier gedachte Herne der Mordopfer Jaden und Christopher. Viele Hundert Menschen kamen nach Wanne-Eickel.

  • In der Herz-Jesu-Kirche nahm Herne am Mittwoch Abschied von Jaden (9) und Christopher (22)
  • Die etwa 500 Menschen fassende Kirche in Unser Fritz war voll besetzt
  • Superintendent Reiner Rimkus sprach davon, was Herne in diesen Tagen „auf Herz und Seele drückt“

Mit einem bewegenden Trauergottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche hat Herne am Mittwochnachmittag von Jaden (9) und Christopher (22) Abschied genommen. Die beiden Herner wurden in der vergangenen Woche getötet, mutmaßlich von Marcel H., der sich vor einer Woche nach dreitägiger Flucht der Polizei stellte.

Die Anteilnahme war riesig: Die etwa 500 Menschen fassende Kirche in Unser Fritz war voll besetzt, viele Besucher standen in den Gängen. Und nicht nur das: Um allen Trauernden die Möglichkeit zu geben, an dem ökumenischen Gottesdienst teilzunehmen, wurden Worte und Lieder über Lautsprecher auf den Vorplatz übertragen. Auch dort, wo viele Menschen Blumen und Kerzen ablegten, standen zwischenzeitlich Hunderte Gäste. Darunter auch zwei Dutzend Bandidos aus mehreren Städten, die in ihren Kutten gekommen waren; Jadens Stiefvater soll den Rockern nahestehen.

Jadens Mitschüler legten Pakete am Altar ab

Superintendent Reiner Rimkus ging in seiner Ansprache darauf ein, was Herne in diesen Tagen „auf Herz und Seele drückt“: Trauer, Schmerz, Wut, Fassungslosigkeit, Lähmung und immer wieder auch die Frage nach dem Warum. Jadens Mitschüler der benachbarten Laurentiusschule legten am Altar für ihren Freund Pakete, voll mit ihren Gefühlen, auf einem schwarzen Tuch nieder. „Angst“, „Unsicherheit“, „Wut“ und Traurigkeit“ war auf ihnen zu lesen. In den vergangenen Tagen hatten sie im Trauerraum der Schule gestanden.

Vor der Kirche an der Gahlenstraße versammelten sich viele Menschen. Worte und Lieder wurden über Lautsprecher auf den Vorplatz übertragen.
Vor der Kirche an der Gahlenstraße versammelten sich viele Menschen. Worte und Lieder wurden über Lautsprecher auf den Vorplatz übertragen. © Ralph Bodemer

Rimkus, Theologe des evangelischen Kirchenkreises, sprach in diesem Zusammenhang von einer „schwarzen Bürde“, die erst mal bleibe. Sinnbildlich wurde später ein weißes Tuch um das schwarze gelegt – „als Funke des Lebens im Angesicht des Todes“. Doch Rimkus bekannte: Ein weißes Tuch könne nicht all das zudecken, was die Menschen, allen voran die Angehörigen und Freunde, nach den grauenhaften Taten plage und drücke. Er wisse: „Eine tiefe Trauer und die grundsätzliche Angst bleiben.“

Superintendent Rimkus bittet Gott um Trost

Deshalb bat der Superintendent Gott um Trost – für die trauernden und erschütterten Familien, für Schüler, für Eltern und für alle anderen, und er bat um Kraft, damit sie wieder vorsichtige Schritte ins Leben machen könnten. „Einander umgeben und umarmen, daraus fließt Mut“, rief er zum gemeinsamen Vorgehen auf. Für die beiden Verstorbenen wurden rechts und links der Osterkerze zwei Kerzen entzündet.

An dem Trauergottesdienst waren auch die Pfarrer Michael Thoma und Günter Mattner von der Evangelischen Kirchengemeinde Crange-Wanne sowie Pastoralreferentin Birgit Terfloth von der Katholischen Kirchengemeinde Herz-Jesu beteiligt, ebenso Lehrer und Eltern, die Fürbitten vortrugen. Weil viele Schüler der Laurentiusschule Muslime sind, wurden Koran-Verse vorgetragen.

In der Kirche rollten viele Tränen

In der Kirche rollten viele Tränen. Menschen umarmten sich, suchten Trost im Miteinander. Auch die Angehörigen der beiden Mordopfer waren unter den Besuchern. Für sie waren die ersten Reihen reserviert, sie kamen erst kurz vor Beginn des Gottesdienstes und verließen die Kirche am Ende durch einen Hinterausgang. Einige Trauergäste zogen sich aus der Gedenkfeier zurück, für sie war eigens ein Trauerraum in angrenzenden Gemeindehaus eingerichtet worden; Notfallseelsorger und Sanitäter standen bereit.

An diesem Donnerstag wird Jaden beerdigt, auf Wunsch der Angehörigen in Abwesenheit der Medien. Wann Christopher beerdigt wird, wurde bislang nicht mitgeteilt.

Trauerfeier

Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne.
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. © FUNKE Foto Services
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne.
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. © FUNKE Foto Services
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne.
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. © FUNKE Foto Services
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. Foto: Ralph Bodemer / FUNKE Foto Services
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. Foto: Ralph Bodemer / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. Foto: Ralph Bodemer / FUNKE Foto Services
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. Foto: Ralph Bodemer / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne.
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. © FUNKE Foto Services
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne.
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. © Ralph Bodemer
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne.
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. © FUNKE Foto Services
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne.
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. © FUNKE Foto Services
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. Foto: Ralph Bodemer / FUNKE Foto Services
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. Foto: Ralph Bodemer / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne.
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. © FUNKE Foto Services
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne.
Ökumenischer Trauergottesdienst für die Mordopfer Jaden und Christopher am Mittwoch, 15.03.2017 in der Herz-Jesu-Kirche in Herne. © FUNKE Foto Services
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OB Dudda spricht von würdigem Abschied

Oberbürgermeister Frank Dudda sprach nach der Gedenkfeier von einem „sehr würdigen und emotionalen Abschied“. Ähnlich äußerte sich Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff: „Dieser Gottesdienst hat alle mit einbezogen und gezeigt, was die Stadtgemeinschaft gefühlt und ausgehalten hat“, so die Stadträtin.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Alexander Vogt sagte: „Wenn man in einer solchen Situation davon sprechen kann, dann war es ein insgesamt angemessener Abschied.“ Dieser gemeinsame Abschied sei eine Gelegenheit gewesen, den vielen anwesenden Kindern Kraft zu geben, fügt er an.

Lob für die Worte des Superintendenten

Bürgermeisterin Andrea Oehler (CDU) sprach von einem Schockzustand, der nach wie vor der Bevölkerung vorherrsche. Besonders wichtig seien die Fürbitten für Polizei und Feuerwehr gewesen, die Schreckliches hätten sehen müssen. Daniela Spengler, Sprecherin der CDU-Fraktion, haben die Worte von Superintendent Reiner Rimkus, der die Ansprache hielt, Kraft gegeben, sagte sie zur WAZ.

Melanie Wischnat verfolgte den Gottesdienst vor der Kirche. „Hier hätte ich mir ein Kondolenzbuch, Kerzen oder auch Bilder gewünscht und weniger Polizeipräsenz“, sagte die 39-Jährige. Besonders bewegt habe sie, dass auch aus dem Koran gelesen wurde. Denn: „Wir sind alle Menschen, auch wenn wir verschiedene Religionen haben“. Nicole Müller, eigens aus Winterberg angereist, gedachte der Verstorbenen an dem aus Kerzen und Blumen geformten Herz vor der Kirche. Dort liegt auch ein kleines Foto von Jaden. „Ich kann da gar nicht hingucken. Mein Sohn sah genauso aus, als er in dem Alter war.“

>> WEITERE INFORMATIONEN:

Die Stadt hatte für die Mordopfer zwei gelb-schwarze Trauerkränze – die Farben Hernes – vor den Altar gestellt. Vor Ort waren unter anderem Oberbürgermeister Frank Dudda und Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff.

Außerdem dabei waren zahlreiche Vertreter aus der Politik, darunter auch Stadtverordnete und Vertreter der Parteien.