Herne. . Die Kritiker Denis Scheck und Rainer Moritz waren zu Gast im Literaturhaus. Sie stellten neue Werke vor, die ihnen besonders gefallen haben.

  • Denis Scheck und Rainer Moritz waren zu Gast im Literaturhaus Herne
  • Sie hatten sechs Bücher im Gepäck, sechs aktuelle Werke, die sie analysiert haben
  • Nur selten waren sich die Kritiker bei ihren Ergebnissen einig

Erst kurz vor Beginn um 19.30 Uhr traf Denis Scheck im Literaturhaus ein. Dessen Chefin Elisabeth Röttsches schien erleichtert, aber nicht zu sehr. „Der Rainer Moritz könnte so einen Abend auch allein tragen“, sagte sie zur WAZ.

Rainer Moritz ist ein echter Sympathieträger

Könnte er, ohne Zweifel. Zwar mag der Literaturkritiker und Leiter des Literaturhauses Hamburg nicht ganz so bekannt sein wie der aus dem TV bekannte Scheck. Doch mit seinem Witz und seiner Eloquenz hätte der 58-Jährige diesen „großen Bücherabend“ locker gewuppt. Außerdem ist der Mann ein Sympathieträger – was für Scheck nicht unbedingt gilt. In seiner TV Literatursendung „Druckfrisch“ packt der gerne mal die Axt aus, wenn ihm ein Buch nicht gefällt. Mit dem Florett ficht er nicht. Und wenn das besprochene Werk in seinen Augen allzu schlecht ist, schmeißt er es auf den Müll. Gute Manieren oder Respekt verrät das nicht, aber das ist nun einmal die Masche des Stuttgarters, und im heiß umkämpften Fernsehmarkt brauchen alle ein Wiedererkennungsmerkmal.

Werke von Max Goldt oder Dirk Kurbjuweit

An diesem mit rund 80 Gästen gut besuchten Abend blieb die Axt zu Hause; es ging um Buchempfehlungen, Verrisse treffen wahrscheinlich nur auf eine geringe Käuferschaft. Jeder legte dem Publikum sechs relativ aktuelle Werke verschiedener Autoren nahe, darunter „Lippen abwischen und lächeln“ des großen Sprachveredlers Max Goldt, „Die Freiheit der Emma Herwegh“ des stellvertretenden „Spiegel“-Chefredakteurs Dirk Kurbjuweit, Ulrich Schachts „Notre Dame“ und Castle Freemans „Auf die sanfte Tour“.

Besonders gefallen hat Scheck Christoph Ransmayrs „Cox“ – „eine so spannende Geschichte“. Moritz war beim Stöbern in einer Pariser Buchhandlung über „Ein Sommer“ von Vincent Almendros gestolpert; das mit dem renommierten Francoise-Sagan-Preis ausgezeichnete dünne Buch ist inzwischen übersetzt bei Wagenbach erschienen. Einig waren sich beide in ihrem Lob für Hanya Yanigiharas Tausendseiter „Ein wenig Leben“; „wir sind selten einer Meinung“, sagte Moritz. Vor den Buchempfehlungen lieferten sich die beiden Kritiker einen sanften Schlagabtausch über literarische Erweckungsmomente – und dann war da doch wieder die Axt von Scheck. Er, der durch Donald Duck Goethe und Schiller kennengelernt hatte, tadelte den Geschmack von Moritz, der durch „Fix und Foxi“ in die Welt der Worte eingeführt wurde: „Mies und humorfrei“, ätzte Scheck. Nicht gerade höflich, aber wer gewinnt schon gegen Donald Duck?

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Denis Scheck gründete bereits mit 13 Jahren eine Literaturzeitschrift namens Newlands.

Er ist als Literaturagent, Herausgeber und Kritiker tätig.

Scheck moderiert das Kulturmagazin „Kunscht“ (DLF) und die Literatursendung „lesenswert“ im Südwestrundfunk. Außerdem ist er Moderator des ARD-Büchermagazins Druckfrisch.