Marcel H. weiter auf der Flucht: Folterte er auch eine Frau?
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Herne. Der tatverdächtige Marcel H. ist nach dem Mord an einem Kind in Herne weiter auf der Flucht. Neue Chat-Protokolle bereiten der Polizei Sorgen.
Nach dem Mord an einem Neunjährigen in Herne sind weitere Bilder in einem Internetchat aufgetaucht. Wie die Polizei am Abend mitteilte, prüft sie, ob diese Bilder dem gesuchten Marcel H. zuzuordnen sind und ob es einen weiteren Mord gegeben hat. "Eine Person, die sich als der flüchtige Mörder des neunjährigen Jungen aus Herne ausgibt, veröffentlichte heute um 15.47 Uhr folgenden Text in einem Chat", berichtete die Polizei und zitiert dann aus dem Chat:
"Ich habe mich in die Hand geschnitten, als ich das 120 kg Biest bekämpfte. Sie leistete mehr Widerstand als das Kind. Ich folterte aus ihr die Daten für Bank, PC und Telefon heraus, deshalb kann ich den Namen nicht veröffentlichen."
Es sei nicht ausgeschlossen, dass es sich bei den neuen Bildern und dem Chat um eine Falschmeldung handelt, so die Ermittler. Die Gefahrenlage aber mache es "nötig, das ernst zu nehmen".
Fahndung läuft auf Hochtouren
Deshalb fragt die Polizei: "Gibt es eine Frau, von deren Konto ab dem heutigen 7.3. verdächtige Abhebungen erfolgten bzw. die seit dem frühen Morgen des 7.3. vermisst wird?" Nach der Schilderung müsste sich der Tatort dieses möglichen zweiten Verbrechens im Umkreis von etwa 80 Kilometern rund um Herne befinden.
Der Post sei stark mit Einzelheiten gespickt, bei denen von Täterwissen auszugehen ist, erklärt Bochums Polizeisprecher Volker Schütte am Mittwochmorgen. Es habe in der Nacht Hinweise auf drei vermisste Frauen gegeben. "Diese stellten sich allerdings als nicht richtig heraus. Die gemeldeten Personen sind am Leben", betont Schütte.
Seit Dienstagmorgen wird nach dem 19 Jahre alten Marcel H. aus Herne gefahndet. Die Polizei warnt nach wie vor: Wer den jungen Mann sieht, soll ihn nicht ansprechen, sondern direkt den Notruf 110 wählen. Die zuständige Mordkommission ist weiter unter der Rufnummer 0234 909-4244 für Hinweise zum Aufenthaltsort von Marcel H. zu erreichen.
"Er ist seit nunmehr 30 Stunden auf der Flucht. Wir hoffen, dass uns das in die Karten spielt und er aufgibt", erklärt betont Polizeisprecher Schütte am Mittwoch. "Unsere Kollegen haben Autos durchsucht, bislang gibt es aber keine neue Spur." Auch in öffentlichen Verkehrsmitteln sucht die Polizei nach dem Tatverdächtigen. Am Dienstagabend wurden Wälder und Schrebergärten durchkämmt. Erfolglos. Schütte: "Die Fahndung läuft bundesweit."
Darknet-Nutzer informierte die Polizei
Am Montagabend war die Leiche eines neunjährigen Jungen im Keller eines Wohnhauses gefunden worden. Marcel H., der mutmaßliche Mörder, soll Bilder von der Tat im Netz verbreitet haben. Er habe Fotos hochgeladen, auf denen er mit blutverschmierten Händen neben der Leiche des Jungen zu sehen sei, berichtete ein Polizeisprecher. Die Suche nach dem 19-Jährigen läuft seitdem auf Hochtouren - auch weil er angedeutet habe, möglicherweise weitere Taten zu begehen.
Die Bilder seien inzwischen im normal zugänglichen Internet zu sehen, sagte der Sprecher. Zunächst hatte es derartige Fotos im Darknet, einem besonders abgeschirmten Internet-Bereich gegeben. Zu den möglichen Beweggründen des 19-Jährigen äußerte sich die Polizei bislang nicht. Mit großem Aufwand sucht die Polizei weiterhin nach dem Flüchtigen. Der Verdächtige habe auch die Möglichkeit eines Suizids angedeutet, sagte der Polizeisprecher.
Fahndung in mehreren Städten
Polizisten suchten am Dienstag in Herne und weiteren Ruhrgebietsstädten nach dem flüchtigen Tatverdächtigen. Am Mittag durchkämmten die Einsatzkräfte mit einem Großaufgebot Waldstücke, unter anderem an der Wiedehopfstraße auf der Grenze zu Gelsenkirchen.
Über den Verdächtigen wisse man, dass er Kampfsportler sei. Es sei unklar, ob er darüber hinaus bewaffnet sei. Auf die Frage, ob der Mann für die Bevölkerung gefährlich sei, sagte der Sprecher: "Ausschließen können wir das nicht."
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