Herne. . Das Herner Lukas-Hospiz ist für seine Gäste die letzte Station ihres Lebens. Einige äußern am Ende ihres Weges noch einen letzten Wunsch.

  • Hospiz unternimmt viele Anstrengungen, um die Wünsche erfüllen zu können
  • In einigen Fällen bekommt das Hospiz Unterstützung vom Wünschewagen des ASB
  • Ein Schalke-Fan traf Klaas-Jan Huntelaar, ein anderer Fußballfreund besuchte das Museum in Dortmund

Es ist die letzte Station eines - manchmal langen, in einigen Fällen aber auch kurzen - Lebens: das Lukas-Hospiz. Die Gäste wissen, dass das Ende ihres Weges bevorsteht, dass sie sich von ihren Liebsten und von ihrem eigenen Leben verabschieden müssen. Es ist auch die Zeit der letzten Wünsche. Hospizleiterin Anneli Wallbaum hat einige von ihnen für die WAZ zusammengetragen.

Ein Gast hatte zu besseren Zeiten eine Karte für ein Joe Cocker-Konzert in Bielefeld geschenkt bekommen. Jetzt war er wegen eines Hirntumors mit halbseitiger Lähmung im Lukas-Hospiz, und der Konzerttermin rückte näher. „Wir konnten einen Krankentransport organisieren, und der Fahrer erklärte sich bereit, trotz Freizeit in Bielefeld zu warten und ihn wieder heimzubringen“, erzählt Wallbaum. Die beiden haben einen schönen Abend verbracht. Um halb zwei nachts sind sie erschöpft, aber glücklich heimgekehrt.

Zwei Damen aus Wanne wollten noch einmal zum Kirmesumzug.
Zwei Damen aus Wanne wollten noch einmal zum Kirmesumzug. © Klaus Pollkläsener

Im Rollstuhl beim Kirmesumzug

Zwei Damen aus Wanne, die zeitgleich Gast im Hospiz waren, teilten an einem Freitagmorgen mit, dass sie gerne am Samstag zum Cranger Kirmesumzug möchten. Ein ehrenamtlicher Helfer brachte die Damen sowie Anneli Wallbaum nach Wanne bis direkt an den Zug. „Beide Damen saßen im Rollstuhl, und es war ganz schön wuselig im Gedränge. Als wir heimfuhren, hatten sie reiche Beute gemacht und waren selig. Für mich als Zugezogene war es der erste Kirmesumzug und auch ein besonderes Erlebnis“, so Wallbaum.

An einem Freitag nahm das Hospiz einen jüngeren Mann auf, der durch einen Hirntumor eingeschränkt war. Doch er hatte am Sonntag eine Verabredung mit dem Schalker Bundesligaspieler Klaas-Jan Huntelaar in der VIP-Lounge des Schalker Stadions - ein Geburtstagsgeschenk. „Eigentlich war er bei der Aufnahme schon nicht mehr in der Lage, das zu bewältigen. Aber absagen?“, erzählt Anneli Wallbaum. Sie kontaktierte das Unternehmen Medicar, doch das fährt sonntags eigentlich gar nicht. Zwei Schalke-Fans erklärten sich bereit zu fahren. Am Sonntag ging es dem Mann so schlecht, dass nur noch ein Treffen in der Lobby des Hotels am Stadion möglich war. Doch Huntelaar erschien, und es kam wieder Leben in den Mann. „Es war schön zu erleben, wie zugewandt der Fußballstar war. Leider mussten wir den Besuch nach kurzer Zeit abbrechen“, erzählt Wallbaum. Zwei Tage später ist der Gast verstorben.

Ein Schalke-Fan
Ein Schalke-Fan © Christian Kaspar-Bartke

Und noch einmal Fußball: Ein neuer Gast sagte bei Aufnahme nicht „Guten Tag“, sondern: „Ich will ins Fußballmuseum nach Dortmund.“ Er wusste, er hat Eintrittskarten geschenkt bekommen und nicht mehr viel Zeit. Das Hospiz organisierte den Wünschewagen des Arbeiter Samariter Bundes. Das Museum hatte zugesagt, alles möglich zu machen. Im Museum wartete dann der große Rest der Familie. Der Gast wurde mit der Krankentransportliege durch das Museum gefahren. „Was für leuchtende Augen“, erinnert sich Wallbaum.

Ein Frau kam im Alter von nur 19 Jahren in Hospiz. Auf ihren Wunsch hin organisierte das Hospiz eine Fahrt nach Noordwijk an der Nordsee. Dort verbrachte sie einen schönen Tag mit ihren Freundinnen. In Holland gibt es an der See überall sandgängige Rollstühle, und man kann an vielen Stellen direkt mit dem Auto zum Wasser. „Wir hatten der ganzen Mannschaft ein Riesenfresspaket mitgegeben“, so Wallbaum.

Neben „großen“ gibt es viele kleine Wünsche

Kirmesumzug oder Rockkonzert: Das sind „große“ Wünsche, die das Lukas-Hospiz seinen Gästen im Laufe der vergangenen zehn Jahre erfüllt hat. Es gebe aber eine Vielzahl von kleinen Wünschen, weiß Hospizleiterin Anneli Wallbaum.

So habe ein Gast gefragt, ob er seinen Hund mitbringen dürfe. Er durfte. Im vergangenen Jahr hat das Lukas-Hospiz auch eine diamantene Hochzeit organisiert. Eine alte Dame wollte noch einmal ihrer Enkelin beim Fußballspiel zuschauen. „Es ist eine unglaubliche Kraftquelle, wenn man etwas ermöglicht hat und dann in die leuchtenden Augen der Menschen schaut“, beschreibt Wallbaum ihre Gefühle beim Erfüllen von Wünschen.

Eine Herausforderung ist es, Wünsche abzulehnen

Da
Da © Lars Heidrich

Es gebe aber auch eine ganz andere Herausforderung: einen letzten Wunsch abzuschlagen. Man dürfe nicht Hoffungen wecken, die man am Ende nicht erfüllen könne. Das sei schwierig, wenn das Verlangen des Gastes sehr stark sei, die Umsetzung aber nicht mehr möglich ist. So kann sich Wallbaum an einen Gast erinnern, der unbedingt nochmal seine Finca auf Mallorca besuchen wollte. Doch das war unmöglich. In einem anderen Fall wollte ein Frau unbedingt die standesamtliche Trauung ihres Sohnes miterleben, doch an diesem Tag offenbarte sich, dass dies nicht mehr gelingen würde.

Zum Erfüllen der Wünsche trägt seit etwa drei Jahren der sogenannte Wünschewagen des Arbeiter Samariter Bundes aus Essen bei. Die Idee stammt aus den Niederlanden, der ASB startete das Projekt 2014. Bei dem Wünschewagen handelt es sich um einen speziell konstruierten und ausgestatteten Krankenwagen. Getragen wird das Projekt von ehrenamtlichen Helfern.