Die Geruchsbelästigung im Umfeld der Firma Kost geht weiter. Das gibt sogar die Bezirksregierung in Arnsberg zu.

Dietmar Maschmeier arbeitet und wohnt an der Südstraße unweit der Stadtgrenze zu Bochum. Seit vielen, vielen Monaten kämpft der 63-jährige Betriebsrat der Firma Flender Service zusammen mit einer Bochumer Bürgerinitiative und vielen Mitstreitern gegen Geruchsbelästigungen, die von dem Riemker Recycling-Unternehmen Kost ausgehen. Immer wieder machten die Bürger Druck. Was sie bisher erreichten: eine Ordnungsverfügung der Behörden und die Erstellung eines Geruchsgutachtens (die WAZ berichtete ausführlich).

Am Mittwoch, kurz vor Ende der sechs Monate währenden Datenerfassung, musste sich Dietmar Maschmeier trotzdem einmal mehr Luft machen. Offiziell beschwerte er sich im Namen von 180 Flender-Mitarbeitern und Anwohnern der Südstraße bei der Bezirksregierung Arnsberg über den Gestank. Der nämlich, so der Herner, habe in den letzten Tagen wieder deutlich zugenommen. Am Mittwoch zum Beispiel hatte Maschmeier den süßlichen, üblen Geruch ab 9 Uhr morgens in der Nase. Es stank bis abends, wie Flender-Mitarbeiter bestätigen. „Ich wollte mit meiner Frau nach Feierabend eigentlich in den Garten, das war mal wieder nicht möglich”, so der Herner. Der Gestank sei derart heftig gewesen, dass er „zum Teil Würgereiz” hervorgerufen habe.

Um kurz vor 22 Uhr also setzte sich Maschmeier an den Computer und schrieb: „Im Namen der Betroffenen möchte ich Sie eindringlich bitten, sofort und damit vor Bekanntwerden des Geruchsgutachtens der Firma Kost Maßnahmen aufzugeben, die Belästigung wirkungsvoll und nachhaltig zu verhindern.”

Auch Raimund Pöpping, Anwohner der Feldkampstraße, hatte sich zuletzt heftig mit dem Unternehmen aus Riemke angelegt. Am gestrigen Donnerstag sagte er zur WAZ: „Von Januar bis Juni war nicht viel zu riechen, das Wetter war oft schlecht und wir hatten wenig Westwind. Jetzt aber hat der Gestank wieder so richtig angefangen.” Pöpping führt das auf eine falsche Lagerung des Grünabfalls zurück.

Ob die Aufsichtsbehörde in Arnsberg tätig wird, bevor die Ergebnisse des Geruchsgut-achtens vorliegen, ist mehr als fraglich. In einem Schreiben vom 20. Juli, das der WAZ vorliegt, heißt es: „Weitere Maßnahmen über den Stand der Technik hinaus können nur in Abhängigkeit vom Ergebnis der laufenden Geruchsimmissionsermittlung angeordnet werden.” Gleichwohl gibt der zuständige Mitarbeiter zu: „Es ist richtig, dass in der vergangenen Woche Gerüche im Umfeld der Firma Kost festzustellen waren. Davon habe ich mich selbst überzeugt.” Und auch über die Wirksamkeit der im September 2008 verhängten Ordnungsverfügung, die die Behandlung des Grünabfalls neu regelt, macht er Aussagen: Sie „trägt nicht den gewünschten Erfolg”.

Ergebnisse im September

Für Dietmar Maschmeier und Raimund Pöpping sollte allein diese Feststellung ausreichen, um tätig zu werden. Zumindest müsste überprüft werden, ob Kost die genannte Verfügung überhaupt einhalte. „Wir lassen uns das nicht gefallen”, sagt Pöpping. „Wir werden vor allem der Politik weiter in die Hacken treten”, sagt Maschmeier.

Voraussichtlich Mitte oder Ende September soll das Geruchsgutachten vorliegen. Schließt dies mit der Aussage, dass alles in Ordnung sei, dürfte der Kampf der Anwohner in Bochum-Riemke und im Herner Süden in eine neue Phase eintreten. Noch immer sammeln sie Geld für eine Klage vor dem Verwaltungsgericht. Diese würde dann den Staat ins Visier nehmen – der hat Kost die Genehmigungen für die Abfallbehandlung erteilt.