Herne. . Die Stadt reagiert auf die stark rückläufigen Flüchtlingszahlen und zieht weitere Unterkünfte und Wohnungen leer. Künftig soll es noch 800 Plätze geben.

  • Rückläufige Flüchtlingszahlen zwingen Stadt zur Neuplanung bei Unterbringung
  • Einrichtung an der Südstraße und zahlreiche Wohnungen werden frei gezogen
  • Flüchtlingsrat kritisiert schlechte Kommunikation bei der Umsetzung

Die Stadt stellt sich auf die stark rückläufigen Flüchtlingszahlen ein: Die Verwaltung zieht weitere Unterkünfte leer und gibt den Großteil der angemieteten Wohnungen auf. Der Flüchtlingsrat Herne kritisiert derweil die Umstände einzelner Maßnahmen.

Aktuell leben nach Angaben der Stadt nur noch rund 450 Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften und Wohnungen. Die Einrichtungen haben zurzeit eine Kapazität von 1318 Plätzen (bei sozialverträglicher Unterbringung: 879 Plätze). Künftig plane die Stadt mit 800 Plätzen, kündigte die Verwaltung im Betriebsausschusses Gebäudemanagement an. Zum Vergleich: 2015 lebten in Herne zwischenzeitlich über 2000 Flüchtlinge in Unterkünften von Stadt und Land.

Neue Zuweisungen zurzeit nicht absehbar

Und diese Einrichtungen will die Stadt in Zukunft weiterhin belegen: die Häuser in den „alten“ Gemeinschaftsunterkünften Buschkampstraße, Zechenring und Dorstener Straße, das Anfang Dezember in Betrieb gehende Barbara­heim an der Ackerstraße sowie Wohnungen in Häusern an der Auguststraße und Sedanstraße. 281 der 347 Plätze in angemieteten Wohnungen werden aufgegeben.

Der Betreuungsvertrag mit der Arbeiterwohlfahrt für die Großunterkunft an der Südstraße - ehemaliges Siemenswerk und Container - laufe im März aus, berichtet Sozialdezernent Johannes Chudziak. Aufgrund des längerfristigen Mietvertrags werde die Stadt die Unterkunft für den Notfall als „Stand-by-Einrichtung“ vorhalten. Die Verwaltung wolle gewappnet sein für einen erneuten Anstieg von Flüchtlingszahlen, so Chudziak. Neue Zuweisungen durch die Bezirksregierung seien derzeit - abgesehen von Familiennachzügen etc. - aber nicht in Sicht.

Mehr Informationen im Ausschuss

Der Flüchtlingsrat Herne stellt die Notwendigkeit einer Neuplanung nicht in Frage, übt aber Kritik an Umständen des Leerzugs. „Menschen waren verunsichert und aufgewühlt, weil sie kurzfristig und unzureichend informiert worden sind. Die Kommunikation war zum Teil schlecht“, sagt Anja Stahl, Sprecherin des Herner Bündnisses. Für einige Flüchtlinge bedeute der Umzug zudem eine Verschlechterung, weil sie aus Wohnungen in Container ziehen müssten.

Die Stadt räumt ein, dass die Vorlaufzeit „in Einzelfällen relativ kurz“ gewesen sei. Aufgrund der vertraglichen Umstände sei des aber nicht anders möglich gewesen, sagt Sozialdezernent Chudziak. Und: Härtefälle, bei denen Flüchtlinge ihr Privateigentum aus Wohnungen in Container nicht hätten mitnehmen können, seien der Stadt nicht bekannt, so Brigitte Bartels vom Fachbereich Soziales.

Weitere Details zur Planung der Flüchtlingsunterbringung will die Stadt am 23. November im Sozialausschuss präsentieren. Für die Sitzung haben die Grünen Klärungsbedarf für die Räumung von Unterkünften sowie die Umsetzung der Wohnsitzauflage angemeldet.