Herne. . Die Stadt Herne erhöht vor dem Hintergrund der aktuellen Tragödien die Zahl der Ordnungskräfte auf der Cranger Kirmes. Auch mehr Polizei denkbar.
Die Stadt wird vor dem Hintergrund der Anschläge von Nizza, München und Ansbach ihr Sicherheitskonzept für die Cranger Kirmes, die vom 5. bis 14. August stattfindet, überprüfen und anpassen. Entsprechende Gespräche sowohl mit der Polizei als auch mit Rettungsdiensten und Feuerwehr seien im Gange, sagen Ordnungsdezernent Johannes Chudziak und Fachbereichsleiter Werner Friedhoff am Montag im Gespräch mit der WAZ. Die Cranger Kirmes ist mit etwa vier Millionen Besuchern jährlich das größte Volksfest in Nordrhein-Westfalen.
Das NRW-Innenministerium kündigt gegenüber der WAZ an, dass es sich nach der Absprache der Verantwortungsträger ergeben könne, „dass das Land NRW mehr Sicherheitskräfte aus den Einsatzhundertschaften zur Verfügung stellt“, so Ministeriumssprecher Wolfgang Beus. Wenn mehr Polizei angefordert werde als im vergangenen Jahr, werde sie auch bereit gestellt. „Es kann sein, dass wir mit mehr Kräften arbeiten müssen“, erklärt auch der Sprecher des Bochumer Polizeipräsidiums, Frank Lemanis. Die Stadt kündigt derweil an, dass im Ordnungsdienst 20 Prozent mehr Personal als im Vorjahr eingesetzt wird, wobei die genau Anzahl aus taktischen Gründen nicht genannt wird. Darüber hinaus werde das System zur Beobachtung des Geschehens auf dem Festplatz angepasst.
Auffälliges Verhalten früh erkennen
Chudziak und Friedhoff berichten, dass im Sicherheitskonzept sowohl vorbeugende als auch nachsorgende Maßnahmen beschrieben sind. Zu den vorbeugenden zähle zum Beispiel die Beobachtung von Menschen an wichtigen Stellen, um auffälliges Verhalten frühzeitig zu erkennen. Außerdem enthalte das Sicherheitskonzept Pläne für eine ganze Reihe von sogenannten „Lagen“. Dazu gehöre auch ein Amoklauf.
Cranger Kirmes„Das Sicherheitskonzept wird ständig überprüft und weiterentwickelt“, so Friedhoff. So habe die entsprechende Arbeitsgruppe die Ereignisse in Köln in der Silvesternacht mit Blick auf die Cranger Kirmes bewertet. Außerdem tausche sich die Stadt mit Oberhausen und Düsseldorf aus, wo ebenfalls große Volksfeste stattgefunden haben. Chudziak macht zudem darauf aufmerksam, dass der Cranger Festplatz bereits seit einigen Jahren mit Sirenen und einem Lautsprechersystem ausgerüstet sei.
Trotz allem keine Einlasskontrollen
Fest steht, dass es keine Einlasskontrollen geben wird. Damit würde man Brennpunkte schaffen, so Chudziak. Auch eine Abriegelung der großen Zuwegungen sei nicht angedacht. Dies stehe im Widerspruch zu den Fluchtplänen, die nach der Loveparade in Duisburg überarbeitet wurden.
Absolute Sicherheit könne man niemals gewährleisten. „Doch wir wollen uns die Feierlaune nicht verderben lassen“, betont Chudziak.
Arnold Plickert, NRW-Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei und als Wanne-Eickeler Stammgast auf der Kirmes, begrüßt die erhöhte Personalpräsenz. Sollte diese jedoch nicht ausreichen, hält er den Einsatz von privaten Sicherheitsdiensten für sinnvoll. Weiterer Vorschlag von Plickert: stichprobenartige Kontrollen von Rucksäcken.