Ruhrgebiet. . Nach den Anschlägen der vergangenen Tage und Wochen prüfen die Organisatoren von Großveranstaltungen in NRW ihre Sicherheitskonzepte.

120.000 Euro gab die Düsseldorfer Rheinkirmes in diesem Jahr allein für Sicherheit aus, auf dem Platz waren mehr private Security-Leute und mehr Polizisten als sonst – aber auch 600 000 Besucher weniger. Die Terrorangst, sagen die Veranstalter, habe das Publikum „von unbeschwerter Feierlaune ein Stück weit entfernt“. Und nach den Ereignissen der vergangenen zwei Wochen müssen die Sicherheitskräfte beinahe täglich ihre Konzepte überarbeiten.

Auch in Herne saßen sie am Montag zusammen; die Stadt bereitet sich auf vier Millionen Besucher der Cranger Kirmes vor, die kommende Woche beginnt. Im Ordnungsdienst soll dort 20 Prozent mehr Personal eingesetzt werden, wie viel genau, wird „aus taktischen Gründen“ verschwiegen. Kirmessprecher Timo Krupp verspricht, es werde „das Menschenmögliche“ getan, um Crange zu sichern.

Sirenen- und Lautsprecheranlage auf Crange

Tatsächlich hat das Gelände bereits seit einigen Jahren eine Sirenen- und Lautsprecheranlage, zum Sicherheitskonzept gehören auch Pläne für einen etwaigen Amoklauf. Eingezäunt wird der Festplatz auf keinen Fall. „Damit würde man Brennpunkte schaffen“, hieß es gestern, eine Abriegelung widerspreche zudem den Fluchtplänen, die nach der Loveparade von Duisburg erarbeitet wurden. „Die Kirmes lebt davon, dass sie mittendrin ist“, sagt auch der Präsident des Deutschen Schausteller-Bunds, Albert Ritter.

Ritter setzt auf die Aufmerksamkeit seiner Kollegen: „Auf Crange sind 500 Schausteller mit Familien und Mitarbeitern, jeder ein Hilfssheriff.“ Schon ordnungsrechtlich seien Kirmesleute verpflichtet, die Augen offenzuhalten, „zuzusehen“, sagt Ritter, „dass nichts passiert“. Das NRW-Innenministerium bestätigt, dass die Veranstalter von Volksfesten für Sicherheitsmaßnahmen sehr sensibilisiert seien. Über die Konzepte werde vor Ort entschieden, „wenn die Veranstalter sagen, wir brauchen mehr Leute zum Schutz, dann bekommen sie mehr Leute von uns“.

Mehr Sicherheitsleute bei „Juicy Beats“

Mehr Leute hat auch das Musikfestival „Juicy Beats“ angeheuert, das am Freitag in Dortmund beginnt. Im Westfalenpark werden 50 000 Menschen erwartet. Der Attentäter von Ansbach hatte sich am Sonntag vor einem Festivalgelände in die Luft gesprengt. „Eine Tragödie“, sagt Sprecher Martin Juhls in Dortmund. Man setze „so viele Sicherheitskräfte wie noch nie“ ein, 250 allein im Park. „Wir tun alles, dass niemand Angst haben muss.“

Einkaufszentren besser überwacht

Der Betreiber des Münchener Einkaufszentrums, wo am Freitag zehn Menschen starben, hat seine Sicherheitsvorkehrungen ebenfalls erhöht und mehr Wachpersonal eingestellt. Das gelte für alle Shopping-Meilen des Unternehmens. In NRW betreibt „ECE“ 20 Center, darunter Thier-Galerie (Dortmund), Rhein-Ruhr-Zentrum (Mülheim), Limbecker Platz (Essen), Mercator-Center (Duisburg) und Kö-Galerie (Düsseldorf).