Herne. . Mediziner des Marienhospitals Herne untersuchen in der Schwerelosigkeit den zentralen Blutdruck. Das Forschungsprojekt ist weltweit einmalig.
Das Marienhospital Herne führt ein weltweit einmaliges Forschungsprojekt durch: Unter den Bedingungen des Weltraums untersucht ein Team den sogenannten zentralen Blutdruck. Dafür haben vor wenigen Wochen zwölf Testpersonen in Frankreich an sogenannten Parabelflügen teilgenommen, bei denen für 22 Sekunden der Zustand der Schwerelosigkeit herrschte.
Für die Forscher um Dr. Felix Seibert, Oberarzt der Medizinischen Klinik I, steht im Mittelpunkt des Interesses der zentrale Blutdruck. Dabei handelt es sich nicht um jenen, der am Arm gemessen wird, sondern um jenen in der Hauptschlagader in der Nähe des Herzens. Er ist hauptsächlich dafür verantwortlich, wie hoch das Risiko eines Menschen ist, einen Schlaganfall zu erleiden. Unter den Medizinern wird die Rolle des zentralen Blutdrucks seit einiger Zeit intensiv diskutiert. „Unsere Experimente sollen erste Einblicke in den Einfluss der Schwerkraft gewähren“, erläutert Seibert den Ansatz.
Der stieß beim Deutschen Zentrum Luft- und Raumfahrt (DLR) auf starkes Interesse. Einerseits können spätere Ergebnisse des Projekts Aufschlüsse geben, ob die Astronauten in der Raumstation ISS möglicherweise stärker gefährdet sind als bislang bekannt. Außerdem könnte das Projekt einen Beitrag leisten, sollte mittelfristig tatsächlich eine Mission zum Mars starten. Und schließlich wird das Thema Weltraumtourismus immer konkreter.
22 Sekunden schweben
Das DLR -- das die Studie durch das Programm „Forschung unter Weltraumbedingungen“ fördert -- habe sogar angeboten, dass spezielle Messgerät zur ISS zu schicken -- Seibert entschied sich für die Parabelflüge. Innerhalb einer Woche hoben er sowie die Testpersonen mit einem Airbus A310 Zero-G ab. Bei diesem Flugzeug handelt es sich um die ehemalige Maschine für die Bundeskanzlerin, das für die speziellen Anforderungen umgebaut worden ist. Während der Tests stieg das Flugzeug wiederholt steil nach oben, um dann in einen steilen Sinkflug über zu gehen. Währenddessen herrschten jeweils 22 Sekunden Schwerelosigkeit. In dieser Zeit wurden bei jedem Probanden der zentrale Blutdruck, aber auch andere Werte gemessen. Nach der ersten Flugwoche steht im kommenden Jahr eine zweite auf dem Programm.
Aussagekräftige Ergebnisse gibt es nach der ersten Flugwoche noch nicht, die Auswertung der Messwerte ist noch nicht abgeschlossen. Langfristig könnten die Ergebnisse möglicherweise einen Einfluss auf die Therapie oder die Medikation bei zu hohem zentralen Blutdruck haben, so Professor Timm Westhoff, Direktor der Medizinischen Klinik.