Herne. Teile der Berliner Mauer stehen seit mittlerweile 20 Jahren in Herne direkt auf einem Betriebsgelände am Rhein-Herne-Kanal. Der damalige Geschäftsführer der Julia-Kohleaufbereitung, Dieter Trutschler, hatte sich Anfang der 90er-Jahre 300 Meter der historisch bedeutsamen Mauer gesichert und bewahrte sie vor der Verschrottung. Nun erfüllen die Mauerteile eine ganz bestimmte Aufgabe.

Dieser Hinweis von Leser Werner Gajewski überraschte die WAZ-Redaktion am Donnerstagmorgen - und machte sie selbstverständlich neugierig: Teile der Berliner Mauer stehen noch in Herne-Baukau, direkt auf einem Betriebsgelände am Rhein-Herne-Kanal. Nach einer intensiven Recherche - unter anderem mit Hilfe von Luftaufnahmen - entdeckten wir die Mauer. Allerdings wusste niemand mehr, wie die Teile zum Julia-Hafen gekommen waren.

Teile dienen als Schüttgutbox-Abtrennung

Inzwischen gibt es eine Lösung. Die entpuppt sich ebenfalls als kleines Jubiläum: Seit November 1994, also seit 20 Jahren, steht der antifaschistische Schutzwall in Herne und hat dort einen vernünftige Funktion. Die Teile dienen als Schüttgutbox-Abtrennung.

Auslöser für die ungewöhnliche Neunutzung war 1991 eine Fernsehsendung, die zeigte, wie die Berliner Mauer Element für Element demontiert und kleingebröselt wurde. Dieter Trutschler, der damals Geschäftsführer der Ruhrkohle-Tochtergesellschaft Julia-Kohleaufbereitung war, hielt das für eine Vergeudung. Ganz ähnliche Teile setzte das Unternehmen im Lager ein, um die einzelnen Lagerplätze voneinander abzutrennen. Kosten pro Betonteil: 300 Mark.

Berliner Mauer in Herne

Mauerstücke der Berliner Mauer auf dem Gelände der BAV Herne Aufbereitung GmbH, Hertener Straße 34. Foto: Ralph Bodemer / WAZ FotoPool
Mauerstücke der Berliner Mauer auf dem Gelände der BAV Herne Aufbereitung GmbH, Hertener Straße 34. Foto: Ralph Bodemer / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Mauerstücke der Berliner Mauer auf dem Gelände der BAV Herne Aufbereitung GmbH, Hertener Straße 34. Foto: Ralph Bodemer / WAZ FotoPool
Mauerstücke der Berliner Mauer auf dem Gelände der BAV Herne Aufbereitung GmbH, Hertener Straße 34. Foto: Ralph Bodemer / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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Mauerstücke der Berliner Mauer auf dem Gelände der BAV Herne Aufbereitung GmbH, Hertener Straße 34. Foto: Ralph Bodemer / WAZ FotoPool
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„Das muss in Berlin billiger zu kriegen sein“, sagte Truschtler - der inzwischen verstorben ist - damals in einem WAZ-Bericht. Einfacher Gedanke - schwierige Umsetzung: Bei seiner Suche nach den richtigen Ansprechpartnern landete er offenbar zunächst bei der Bundesfinanzverwaltung, dann bei einer Baufirma, die wiederum an einen Subunternehmer verwies. Der schickte Truschtler auf einen Bauernhof - auf dem er nur noch Betonschrott vorfand.

Beton hatte mangelhafte Qualität

Fündig wurde Trutschler, als in Berlin-Pankow die letzten 500 Mauermeter plattgemacht werden sollten. Der Geschäftsführer aus Herne sicherte sich 300 Meter - zu einem geringeren Preis als 300 Mark pro Stück. Mit zwei Binnenschiffen traten die Teile, die ein Gesamtgewicht von 870 Tonnen hatten, die Reise nach Herne an. Stefan Schulte, Prokurist der heutigen BAV Aufbereitung Herne GmbH, erinnert sich, dass sich sogar „prominente“ Stücke in der Ladung befanden. Unter anderem ein Teil, das in einem Agentenfilm zu sehen gewesen sei. Das Stück konnte anhand der Graffiti identifiziert werden.

3,60 Meter hoch, 1,20 Meter breit, 2,75 Tonnen schwer

Die Gesamtlänge der Berliner Mauer zwischen dem Ost-und dem Westteil betrug 46 Kilometer. Jedes Mauerteil war 3,60 Meter hoch und 1,20 Meter breit. Die Teile wogen jeweils 2,75 Tonnen. DDR-Grenztruppen errichteten 1968 die Mauer der „3. Generation“, bestehend aus Betonplatten mit aufgesetztem Rohr, die alle weiteren Fluchtversuche über die Mauer verhindern sollen.

Heute sind die meisten anderen Mauermalereien verwittert, überhaupt: Auch im Juliahafen ist die Mauer zum größten Teil gefallen. Laut Schulte hielten viele Teile der Belastung auf die Dauer nicht stand. Laut Schulte verfügten sie nicht über die notwendige Qualität. Wie es so war: In der DDR baute man mit dem, was man gerade zur Verfügung hatte. Also war mal zu viel Zement im Beton und mal zu wenig.