Heiligenhaus. .
„Dass es irgendwann durchkommt, war ja klar“, sagt Carola Kestner, Mitarbeiterin der Gaststätte Aule Schmet. Gemeint ist ein neues Gesetz, welches das Rauchverbot nochmals verschärft. Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Münster hat das Landesgesundheitsministerium die Ordnungsämter angewiesen, die so genannten Raucherclubs zu verbieten.
Seit Juli 2009 machen rund ein Drittel aller Gastronomiebetriebe Gebrauch von der Raucherclubregelung – auch in Heiligenhaus. Bei einer Untersuchung des Essener Ordnungsamtes kam kürzlich heraus, dass 31 Prozent ihr Lokal als Raucherclub nutzen, 21 Prozent aller 362 geprüften Lokale einen Raucherbereich eingerichtet und immerhin elf Prozent sich zu einer „kleinen Raucherkneipe“ erklärt haben. Nur 37 Prozent der Gaststätten wurden rauchfrei, wie es das Gesetz eigentlich anstrebte.
Düsseldorf hat bereits durchgegriffen: Raucherclubs werden hier nicht mehr geduldet. Bußgelder von bis zu 1000 Euro drohen. So schnell möchte das Ordnungsamt Heiligenhaus nicht schießen. „Die Stadtwacht kontrolliert regelmäßig, wenn die Kapazitäten es zulassen. Wir gehen natürlich auch Beschwerden nach“, sagt Günter Blum vom Ordnungsamt Heiligenhaus.
„Die Gemütlichkeit geht doch komplett verloren“
Die Wirte der so genannten Raucherclubs halten von der neuen Regelung nicht viel. Foti Emmannouilidis vom Bürgerhaus zum Beispiel befürchtet den Super-Gau. „Ich kann dann den Laden hier dicht machen“, sagt er. Er schätzt, dass 80 Prozent seiner Gäste rauchen und sieht keine Möglichkeit, im Außenbereich eine kleine Raucherecke einzurichten.
Auch interessant
130 Mitglieder hat er, darunter viele Stammgäste. Auch die sind skeptisch. „Die Gemütlichkeit geht doch komplett verloren. Ich würde definitiv seltener hier sein“, meint Steffen Seelmann. Auch Nichtraucher wie das Ehepaar Geisler zählt Foti zu seinen Stammgästen. „Wir leben damit seit Jahren und sind Mitglieder in zehn Raucherclubs“, sagt Werner Geisler. Ehefrau Gabriele stört der Rauch auch nicht. „Natürlich ist das ein Gesundheitsaspekt, aber für die Stimmung wäre es nicht gut und bei schlechtem Wetter überlegen sich dann viele, lieber zu Hause zu bleiben“, kann sie sich vorstellen. „Der einzige Vorteil ist, dass die Klamotten dann nicht so stinken“, ergänzt Ehemann Werner.
Nach einer Studie der Verbraucherschutzzentrale NRW und des deutschen Krebsforschungszentrums halten sich 92 Prozent der geprüften Gaststätten nicht an das Nichtraucherschutzgesetz. Auch Diskotheken verstoßen in über 90 Prozent der Fälle gegen die Regelungen. Geprüft wurden über 2000 Betriebe in 15 Städten.
Stammgäste tolerieren Zigarettenqualm
An Akis Taverne ging die Studie zwar vorbei, aber der Raucherclub von Athanasia Iliado könnte nach dem neuen Gesetz auch „dicht“ machen. „Die Zigarette gehört dazu“, sagt die Chefin auf Nachfrage der WAZ. „Wir investieren lieber in eine bessere Entlüftung, als den Raucherclub aufzugeben.“ Die Stammgäste sind auch hier teilweise Nichtraucher. Jürgen Klinger zum Beispiel. „Wenn im Winter die Leute vor der Tür rauchen müssen, werden sie eher krank als wenn sie passiv mitrauchen“, findet er.
Vor dem Pabb fällt einem sofort ein großes Schild ins Auge: „Hier wird geraucht (musst du nicht selbst tun, aber es tolerieren)“ steht darauf. Auch hier würde das Gesetz vermutlich Spuren hinterlassen.
Einzig Carola Kestner von der Kneipe Aule Schmet ist vorsichtig optimistisch. „Der Chef würde auch eine Nichtraucherkneipe betreiben und unsere Stammgäste trotzdem kommen. Riskiert wird nichts. Wir haben ja zum Glück einen großen Außenbereich“, sagt sie. Den hat aber nicht jedes Lokal und so reduziert sich dann wahrscheinlich nicht nur die Anzahl der Raucherclubs, sondern auch die der Lokale in Heiligenhaus.