Heiligenhaus. Mit dem Ford 26M an die See, Küsschen auf der Rückbank – beim Oldtimer-Treffen in Heiligenhaus wurden Erinnerungen an die Jugend wach.
Da kamen Kindheitserinnerungen auf: „So einem Ford 26M hatte mein Vater auch. Da war Platz ohne Ende drin. Mein Vater fuhr mit mir nach Langeoog, um die Mutter dort in der Kur zu besuchen!“ Elke Brandt-Smigoc ist ganz begeistert, als sie den um 1970 gebauten Wagen beim Heiligenhauser Oldtimer-Treffen entdeckt. „Mir geht das Herz auf, wenn ich die ,Badewannen’ seh – und daneben den Renault R4, damit sind wir ins Autokino gefahren“, schwärmt die Nevigeserin.
Bei der „Badewanne“ handelt sich übrigens um den Ford 17M, ein beliebtes Modell der oberen Mittelklasse zu Beginn der 60er-Jahre.
Die Essenerin Gina Werminghoff darf mit ihrer „Wanne“ ins Wasser
Eine echte Wanne auf Rädern stellt der Schwimmwagen von Gina Werminghoff dar. Der allradgetriebene Wagen hat keine Einstiegstüren, dafür am Heck eine schwenkbare Schraube für die Fahrt im Wasser. „Überall, wo Berufsschifffahrt stattfindet, darf ich damit ins Wasser, brauche aber zusätzlich einen Bootsführerschein“, so die Werdenerin zu dem Schwimmauto, das Volkswagen von 1942 bis 1944 an die SS und Wehrmacht lieferte.

Französischer Militärjeep wurde in mühevoller Kleinarbeit restauriert:
Gerd Koller besitzt seit 25 Jahren einen Jeep Ford GPW, der 1944 gebaut wurde, bis 1976 bei der französischen Armee im Einsatz war und danach versteigert wurde. In Luxemburg hat der Engelskirchener den Veteran aufgetan und in mühevoller Kleinarbeit aufgearbeitet: „Ich habe jede Schraube in der Hand gehabt.“ Nun verkörpert der robuste „Willy“ das Fahrzeug eines amerikanischen Kriegsberichterstatters, ausgerüstet mit zeitgenössischen Stativen, Kameras und einer Holzkiste voller Coca-Cola-Flaschen. Vor dem Kühler ist ein Klappfahrrad verzurrt. „Das hatten die Fallschirmjäger dabei, damit sie am Boden mobiler waren“, erläutert Gerd Koller.
Natürlich dürfen die Käfer in Heiligenhaus nicht fehlen

Nach Ende des Kriegs bescherte das Wirtschaftswunder den Deutschen einen gewissen Wohlstand, zu dem das Auto gehörte. Allen voran lief der Volkswagen. Bis 1978 wurde der „Käfer“ in Deutschland gebaut, zuletzt in Emden. Einen solchen in rot, einen VW 1200 mit 34 PS, Baujahr 1975, hegt und pflegt Herbert Gundlack aus Velbert. Das einstige Allerweltsauto wird nur zu besonderen Anlässen gefahren. „Für die Fahrt zur Arbeit ist der Wagen zu schade.“
2200 Stunden Arbeit: Mercedes glänzt in der Heiligenhauser Sonne
Ein besonderes Statussymbol zu jener Zeit war ein Mercedes, so der Typ W120. Eine solchen von 1960 hat Edmund Ullrich in 2200 Stunden restauriert. Das schwarz-rote Schmuckstück glänzt in der Sonne auf dem Rathausplatz. Auf der Anhängerkupplung ruht ein Bestattungsanhänger, den Ullrich in 800 Stunden aufgearbeitet hat. Anstatt Möbel für die letzte Ruhe transportiert der Hänger nun einen Tisch, an dem der Fahrer und seine Ehefrau in stilechter Kleidung der Zeit Platz nehmen, aus dem Lautsprecher des Plattenspielers tönt Rock’n’Roll. „Wir kommen immer gerne zum Oldtimer-Treffen nach Heiligenhaus, weil hier so ein tolles Publikum ist.“
427 Fahrzeuge in Heiligenhaus – ein neuer Rekord
Organisator Volker Kiekert bezeichnet die Veranstaltung als vollen Erfolg. „Mit 427 Fahrzeugen kamen so viele wie noch nie. Dankenswerterweise stellte auch das Hitzbleck-Forum seine Stellflächen zu Verfügung.“ Annelie Heinisch, die Sprecherin des Arbeitskreises Handel im Stadtmarketing, macht auf die Vereinbarung mit dem Einkaufszentrum aufmerksam, dass an verkaufsoffenen Sonntagen das dortige Parküberwachungssystem nicht in Betrieb ist.
Den Sonntagseinkauf nutzten viele Besucher des Oldtimer-Treffs. Angesichts des Zuspruchs überlegt nun Kati Maier, die aus persönlichen Gründen ihren Modeladen in Heiligenhaus schließen wollte, ob sie künftig tageweise weiterhin öffnet.
>>> Feuerwehr-Chef auf dem Porsche-Traktor
Dr. Jan Heinisch, Landtagsabgeordneter und Leiter der Heiligenhauser Feuerwehr, hat bekanntlich eine große Beziehung zu roten Fahrzeugen.
Die sind nicht immer schnell: Zum Oldtimer-Treffen kam er mit einem roten Porsche Diesel Trecker angetuckert.