Heiligenhaus. Auf dem Panoramaradweg in Heiligenhaus treffen gemütliche Spaziergänger auf schnelle Rennradfahrer: Geht das gut? Was die Polizei dazu sagt.
Der Panoramaradweg wird auf Heiligenhauser Stadtgebiet von immer mehr Menschen genutzt. Das ist das Ergebnis einer automatischen Zählung, die die Stadt in Auftrag gegeben hat.
Am Forum Hitzbleck wurden täglich mehr als 1000 Nutzer – Fußgänger und Radfahrer zusammengerechnet – in beide Richtungen gemessen. Es gibt an dieser Stelle keine Spitze mehr am Wochenende, der Verkehr ist durchgehend in der Woche etwa gleich stark, was laut Stadtverwaltung „für eine gute Entwicklung im Alltagsverkehr spricht“. Heißt: Immer mehr Heiligenhauser nutzen in diesem Bereich den Panoramaradweg für ihre täglichen Wege und als Alternative zu den parallel verlaufenden Straßen.
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Im Bereich Sportfeld liegen in der Woche die Nutzerzahlen zwischen 450 bis 550 (Fußgänger und Radfahrer) am Sonntag gibt es hier eine Steigerung auf mehr als 600 Nutzer. Aus dem Geschwindigkeitsprofil lässt sich ablesen, dass der Fußgängeranteil dort geringer ist als in der Stadtmitte am Forum.
Auf dem Weg in Heiligenhaus treffen ganz unterschiedliche Nutzer aufeinander
Bedeuten mehr Nutzer auch mehr gefährliche Situationen, mehr Unfälle oder Beinahe-Zusammenstöße? Zumal auf dem Panoramaradweg ja ganz unterschiedliche Nutzer – vom Gassigänger mit Hund über Kinder und Jogger bis hin zum Rennradfahrer – aufeinandertreffen.
Die Stadt hat im Mobilitätsausschuss berichtet, dass Konflikte auf dem Panoramaradweg nicht ausbleiben und die Verwaltung immer wieder gebeten werde, „doch etwas gegen rücksichtslose Zeitgenossen zu tun, die nur das eigene – schnelle – Fortkommen im Kopf haben und dabei die Rücksicht vernachlässigen“.
Auf Bergab-Passagen werden im Schnitt 28 bis 29 km/h erreicht
Ein Blick in die Auswertung zeigt: Tatsächlich sind die Geschwindigkeiten, die auf dem Weg gefahren werden, gerade auf den Bergab-Stücken hoch – im Durchschnitt 28 bis 29 km/h, bergauf liegt der Durchschnittswert immerhin noch bei 19 bis 21 km/h.
Experte für die Sicherheit auf dem Panoramaradweg ist Polizeihauptkommissar Jens Jaraczewski-Kuhlen von der polizeilichen Verkehrsunfallprävention. Und er sagt: „Es ist besser geworden. Zumindest in Heiligenhaus.“ Auch wenn er keine genauen Zahlen parat hat, weil der Panoramaradweg nicht standardmäßig als Stichwort in Unfallmeldungen erfasst wird: „Im letzten Jahr gab es weniger Unfälle als in den Vorjahren.“
Lob von der Polizei für Engagement in Heiligenhaus
Jaraczewski-Kuhlen lobt hier besonders das Heiligenhauser Engagement. Anders als in den beiden Panoramaradweg-Städten Velbert und Wülfrath gebe es hier Piktogramme, die darauf hinweisen würden, „dass Fußgänger und Radfahrer den Weg gemeinsam nutzen – und Rücksicht aufeinander nehmen müssen“. Das gelte aber nicht einseitig für Radfahrer, sondern eben auch für Fußgänger. Die Stadt fasst das so zusammen: „Für den Radfahrer heißt das, dass er seine Geschwindigkeit reduziert, wenn er Fußgänger überholt oder Fußgängergruppen entgegenkommen, dass er sich rechtzeitig bemerkbar macht und dass er bremsbereit ist. Für den Fußgänger heißt Rücksicht, dass er rechts läuft und insbesondere bei Begleitung durch Hunde oder wenn durch Gruppen mehr als die Hälfte der Wegbreite eingenommen wird, auch mal guckt, ob Radfahrer von vorne oder hinten kommen, so dass man rechtzeitig Platz machen kann. Besonders wichtig ist das, wenn man Kopfhörer trägt, sich unterhält oder allgemein Probleme hat, eine Fahrradklingel zu hören.“
Einen weiteren Unterschied zu Velbert sieht der Unfallpräventions-Experte der Polizei übrigens in den rot-weißen Schranken, die an querenden Straßen oder neuralgischen Punkten das Tempo reduzieren würden: „In Velbert sind diese – im Gegensatz zu Heiligenhaus oder auch Wülfrath – nie wirklich geschlossen.“
Es gibt kein generelles Tempolimit für Radfahrer
Ein festes Tempolimit gibt es für Radfahrer auf gemeinsam mit Fußgängern genutzten Wegen übrigens nicht, wie Jens Jaraczewski-Kuhlen erläutert: Es gelte – wie beim Autofahren auch –, dass man seine Geschwindigkeit den Gegebenheiten und möglichen Gefahren anpassen müsse. Die Polizei stehe also nicht mit dem Lasermessgerät am Wegesrand, sondern setze in Gesprächen auf Aufklärung und Einsicht bei den Nutzern des Weges, so der erfahrene Polizist.
>>> Der Panoramaradweg
Der Panoramaradweg verläuft über die Trasse der früheren Niederbergbahn zwischen Essen-Kettwig und Haan.
Eröffnet wurde der rund 40 Kilometer lange Weg im Jahr 2011.