Heiligenhaus. Das Untergeschoss der früheren Suitbertus-Schule in Heiligenhaus steht leer – noch. Möglicherweise entsteht dort ein Saal für Veranstaltungen.

Ein Bürgersaal mitten im Zentrum von Heiligenhaus – für unterschiedliche Nutzungen: für Vereine, für Veranstaltungen, für Begegnungen aller Art. Bei dieser Vorstellung werden viele Heiligenhauser jubeln – gibt es im Innenstadtbereich doch wenig bis keine vergleichbaren Räumlichkeiten, wie eine Untersuchung der Stadtverwaltung noch einmal bestätigt hat: „Eine Analyse der Räumlichkeiten der Innenstadt zeigt, dass derzeit kein Raumangebot mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten zur Verfügung steht.“

Das könnte sich ändern: Aktuell diskutiert die Politik nämlich über einen Bürgersaal in der früheren Suitbertus-Schule an der Wülfrather Straße, Ecke Südring. Nach einer ersten Beratung im Immobilienausschuss werden sich Ende September dann der Haupt- und Finanzausschuss und der Rat mit dem Thema beschäftigen. Dass nicht alle sofort Feuer und Flamme von der Idee sind, dürfte vor allem an den hohen Kosten liegen – auch wenn Fördermittel in Höhe von knapp 6 Millionen Euro fließen könnten.

So wird aus dem sperrigen Begriff ISEK ein greifbares Projekt in Heiligenhaus

Aber der Reihe nach: Der Stadtrat hatte 2021 das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) Innenstadt beschlossen. Für viele Bürgerinnen und Bürger ein sperriger, abstrakter Begriff – ein nur schwer in wenige Worte zu fassendes Konzept mit unterschiedlichen Bausteinen.

Einer dieser Bausteine – und damit ein ganz konkretes Projekt – könnte der Bürgersaal sein.

Untergeschoss der früheren Heiligenhauser Schule wird aktuell nicht genutzt

Konkret ins Auge gefasst wurde dafür das Untergeschoss der früheren Grundschule St. Suitbertus (die sich heute am neuen Standort Am Sportfeld befindet): Das Gebäude wurde in den 1960er-Jahren errichtet und bis 2018 als Schule genutzt. Heute befindet sich im Erdgeschoss – nach umfangreichen Umbauarbeiten – die Caritas-Kita St. Josef, das Untergeschoss mit seiner raumhohen Öffnung zum Südring und zu Teilen der Wülfrather Straße ist bisher ohne Nutzung. „Ein Leerstand des Untergeschosses muss in dieser besonderen Innenstadtlage vermieden werden, damit das städtische Zentrum – auch in dieser Randlage – mit seinen vielfältigen Angeboten gestärkt wird“, heißt es dazu aus dem Rathaus.

Ausstellungen, Konzerte oder Lesungen

Ein Bürgersaal würde – so jedenfalls ist es in der Verwaltungsvorlage beschrieben – „den sozialen Zusammenhalt der Stadtgemeinde fördern“. Es sollen Angebote etabliert werden, „die den Wünschen und Bedürfnissen einer breiten Bevölkerungsgruppe entsprechen“. So könnten dort zukünftig öffentliche Veranstaltungen aus dem politischen Umfeld der Fraktionen, aber auch private Feste im Wechsel mit kulturellen Veranstaltungen – wie Ausstellungen, Konzerte oder Lesungen – stattfinden.

Das rote Gebäude soll laut der aktuellen Planung ebenso abgerissen werden wie das aufgeständerte Gebäude, das direkt an der Wülfrather Straße liegt. So sollen ein offener Hof mit Parkplätzen und ein Durchgang zur Kirche entstehen.
Das rote Gebäude soll laut der aktuellen Planung ebenso abgerissen werden wie das aufgeständerte Gebäude, das direkt an der Wülfrather Straße liegt. So sollen ein offener Hof mit Parkplätzen und ein Durchgang zur Kirche entstehen. © Philipp Nieländer | Philipp Nieländer

Auf dem Weg dorthin wäre jedoch einiges zu tun, räumt die Stadtverwaltung ebenfalls unumwunden ein: „Neben einer Neukonzeptionierung bedarf es einer Modernisierung des Untergeschosses. Ziel dabei ist es, neben dem Ausbau des Untergeschosses und damit funktionalen Verbesserungen vor allem eine energetische Sanierung durchzuführen, an deren Ende ein weitestgehend CO2-neutraler Betrieb des Gebäudes steht.“

Fakt ist auch: Für die bauliche Entwicklung des gesamten Areals an der Wülfrather Straße bedarf es einer neuen Baugenehmigung. Diese wiederum würde nur in Verbindung eines Stellplatznachweises erteilt.

Zwei alte Gebäude sollen abgerissen werden

Darum sollen nach aktueller Planung das rote Gebäude, von dem aus Brandschutzgründen nur das Erdgeschoss genutzt werden kann, und das aufgeständerte Gebäude, das über keinen zweiten Fluchtweg verfügt und laut Stadt bauliche Mängel aufweist, abgerissen werden. „Der Stadtraum wird geöffnet und der dunkle ungenutzte ehemalige Schulhof wieder als begrünter Parkplatz für die am Standort geplanten Nutzungen hergerichtet“, so die Verwaltung: Hierdurch werde auch die Wülfrather Straße entlastet, da Eltern, die Kinder in die Kita bringen, dort ebenfalls parken könnten.

Kosten liegen geschätzt bei 8,5 Millionen Euro – es gibt aber Fördermittel

Größter Haken sind wohl die Kosten. Die letzte grobe Kostenschätzung lag bei 4,5 Millionen Euro. Allerdings sind seither die Baukosten im Schnitt um fast 40 Prozent gestiegen, so dass die Stadt nun mit Umbau- und Sanierungskosten allein für den Bürgersaal in Höhe von knapp 6,3 Millionen Euro kalkuliert – für die Gesamtmaßnahme mit Außenflächen mit 8,5 Millionen Euro. Es könnte jedoch knapp 6 Millionen Euro Städtebaufördermittel geben.

>>> Entscheidungsprozess

Der Immobilienausschuss hat das Thema Bürgersaal ohne Beschlussempfehlung in den Haupt- und Finanzausschuss verwiesen.

Der Haupt- und Finanzausschuss tagt am 20. September, 18 Uhr, im Rathaus.

Die endgültige Entscheidung liegt beim Stadtrat (27. September, 17 Uhr, Rathaus).