Heiligenhaus. Der Familienzirkus gastiert noch an diesem Wochenende auf der Wiese vor Real, bevor er weiterzieht. So lebt das Team von Circus Liberty.
Wenn der Duft von Popcorn durch das Zirkuszelt wabert, wenn alle Augen auf die Bühne gerichtet sind, wenn der rote Vorhang aufgeht, dann ist Francesco Weiss in seinem Element. „Dann betrete ich wie ein Hahn mit geschwollener Brust die Bühne“, sagt der Zirkusdirektor und lacht verlegen.
Heute sitzt der 40-Jährige aber zunächst auf einem Plastikstuhl an der Velberter Straße in Heiligenhaus. Auf der etwa Fußballfeld großen Wiese hat der „Circus Liberty“ seit Anfang Juli sein Zuhause. Es ist ruhig auf dem Areal. Die Ziegen liegen im Gras, die Kamele Aladdin und Samba sonnen sich.
Zirkusfamilie macht Werbung für letzte Vorstellungen
Von der Zirkusfamilie keine Spur. „Die sind alle unterwegs und machen Werbung“, erklärt Weiss, der seinen Besuch in Zivil, schwarzes Shirt und schwarze Hose, empfängt. Denn eigentlich sollte am vergangenen Wochenende Schluss sein mit den Vorstellungen in Heiligenhaus. „Die Nachfrage war so groß, dass wir hier noch ein Wochenende bleiben und am Samstag und Sonntag Vorstellungen anbieten.“
Zusatzshows in Heiligenhaus am Wochenende
Das Zuhause der neunköpfigen Familie ist da, wo die Wohnwagen stehen. „Wir sind ein kleiner Wanderzirkus und reisen immer der Nase nach“, sagt der 40-Jährige. Einen Stellplatz für drei Zelte, drei Lastwagen und einen Traktor zu finden, das sei nicht einfach. Viele Städte und Gemeinden hätten kein Interesse, einem Zirkus einen Platz anzubieten. „Dabei zahlen wir Pacht und nehmen unseren Müll wieder mit“, versichert der Mann mit blondem Haar. Seit vier Generationen reist Familie Weiss durch die Republik.
Mehr als nur ein Zirkusdirektor
Das Schöne für den Direktor am Reisen? „Frei sein“, antwortet er wie aus der Pistole geschossen. „Ich mache morgens die Wohnwagentür auf und bin an der frischen Luft“, sagt Weiss, der außer Direktor Messerwerfer, Jongleur, aber auch Lkw-Fahrer ist, und erhebt sich von seinem Stuhl. Zeit für eine Führung über das Areal.
Wie alle in der Familie ist auch der 40-Jährige als Zirkuskind in einem Wohnwagen aufgewachsen. „Man bekommt hier alles rein, was man zum Leben braucht“, sagt der Vater von Amy (7) und Antony (1) und zeigt auf den zwölf Meter langen und 2,50 Meter breiten Wagen.
Ein Familienbetrieb, bei dem jeder mit anpackt
Es geht vorbei an Eseln, Pferden und Strohballen zum Eingang des Zelts, das für Familie Weiss die Welt bedeutet. Der Direktor zieht sich vor dem Betreten seine Zirkusjacke mit goldfarbenen Knöpfen an - und ist wie verwandelt. Aus dem eher ruhig und bescheiden wirkenden Mann ist ein stolzer Zirkusdirektor geworden. „Ich kann draußen Stress haben, doch sobald der Vorhang aufgeht, kann ich lachen und fröhlich sein“, sagt er und lässt seinen Blick durch die Manege schweifen.
Die ganze Familie tritt dort auf: als Clown, Seiltänzerin, Dresseur, Prinzessin und, und, und. „Wir sind ein reiner Familienbetrieb, jeder packt mit an“, betont Weiss, tritt aus dem 20 Meter breiten Zelt ins Freie und zieht seine Jacke aus. Eines ist sicher: Wenn am Wochenende der Duft von Popcorn durch das Zirkuszelt wabert, dann wird er sich wieder in einen Zirkusdirektor verwandeln.
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Am Samstag und Sonntag, 22. und 23. Juli, starten erneut Vorstellungen auf dem Zirkusgelände an der Velberter Straße 49 in Heiligenhaus.
Der Vorhang öffnet sich am Samstag um 11 sowie um 17 Uhr auf und am Sonntag ein letztes Mal in Heiligenhaus um 11 Uhr. 16 Euro kostet eine Karte für Kinder oder Erwachsene.
In den kommenden Wochen wird der Zirkus auch in Velbert Halt machen.
Die Familie ist auf der Suche nach einem Winterquartier. Wer etwa eine Wiese oder einen alten Hof hat, kann sich melden unter Telefon 0176 39331419.