Heiligenhaus. Enkeltrick, Schockanrufe, gefälschte Whatsapp-Nachrichten: Immer wieder fallen ältere Menschen auf Trickbetrügereien rein. Wozu die Polizei rät.
Sie reißen nicht ab, die Meldungen der Polizei über erneuten Trickbetrug. Mit perfiden Maschen haben Banden es dabei vor allem auf ältere Menschen abgesehen. Rufen sie an, manchmal mehrfach, setzen sie unter Druck und wenden dabei eine so geschickte Gesprächsführung an, dass trotz vieler Warnungen immer noch Menschen darauf reinfallen. Die Polizei versucht immer wieder, durch Gespräche Seniorinnen und Senioren für das Thema zu sensibilisieren, auch mit Unterstützung der sogenannten Asse (Aktionsbündnis Seniorensicherheit). Sie verraten Tricks, wie man Trickbetrug vorbeugt.
Roswitha Habig und Dagmar Haarhaus sind zwei dieser Asse. Sie arbeiten ehrenamtlich, um ältere Menschen aufzuklären und zu warnen vor Enkeltricks, Schockanrufen oder Einbrüchen durch angebliche Handwerker oder ähnliches. „Wir wollen sensibilisieren, bevor etwas geschieht“, berichtet Habig, „die Leute sind auch sehr offen und kommen auch auf uns zu.“ Oftmals würden diese auch von ihren Erlebnissen berichten, viele habe bereits ein Anruf oder eine Whatsapp-Nachricht aus der Kategorie Trickbetrug erreicht. Auch Bezirkspolizist Holger Müller ist es ein Anliegen, Bürgerinnen und Bürger zu warnen, bevor etwas passiert, „leider komme ich aber oft erst, wenn schon etwas passiert ist, und kümmere mich dann um die Opfernachsorge und schaue vor Ort, wie es der Person geht, was man zum Beispiel nach einem Einbruch noch für die eigene Sicherheit tun kann oder wo es noch weitere Hilfe gibt, wenn Menschen Opfer einer Straftat wurden.“
Heiligenhauser Asse sind fassungslos über perfide Maschen
Alle drei sind fassungslos über die vielen Taten diverser Banden, die es eben vor allem auf die Gutgläubigkeit und Gutmütigkeit älterer Menschen abgesehen haben. Es sind Menschen, die vorgeben, dass sich Sohn, Tochter oder Enkel in einer Extremsituation befinden und dringend Geld benötigen, oder das Handy verloren haben und eine neue Nummer haben und nun Überweisungen tätigen müssen. „Sie holen sich die Nummern aus dem Telefonbuch und rufen dort an, wo altdeutsche Vornamen stehen“, weiß Habig. „Dabei ist es ihnen egal, ob sie eine oder 100 Personen anrufen, es kostet sie ja nichts und wenn sie dann bei einer Person Erfolg haben und mehrere 10.000 Euro erbeuten, hat sich der Aufwand aus ihrer Sicht ja schon gelohnt“, erklärt Müller das Vorgehen der Trickbetrüger.
Immer wieder klingelte auch in den letzten Wochen das Telefon bei Renate H. Immer wieder sind es Unbekannte. Die 77-jährige Unterilperin hat die Faxen dick – und geht erstmal gar nicht mehr ans Telefon, um sich vor Trickbetrügern zu schützen. Denn über perfide Maschen hat sie viel gelesen und gehört, will nicht selber Opfer werden. „Nicht ans Telefon gehen ist aber auch keine Lösung, es kann ja auch immer was Wichtiges sein“, appelliert Holger Müller. Habig ergänzt: „Wenn man die Nummer nicht kennt, sind wir auch immer skeptisch, aber wer wirklich etwas von mir will, der spricht auf den Anrufbeantworter oder erreicht mich auch auf anderem Weg.“
Polizei rät: Niemals Angaben zur Person machen
Sie raten also zur Vorsicht, „unbekannte Nummern sollte man nicht zurückrufen“, warnt Müller, „vor allem nicht, wenn sie eine ausländische Vorwahl haben.“ Statt auf Fragen zu antworten, sollte man Gegenfragen stellen - „und nichts preisgeben, alles, was die Betrüger von einem selber erfahren, wird sofort verwendet, um glaubhaft rüberzukommen“, so Müller. Die Seniorin, die Müller, Habig und Haarhaus besuchen, berichtet von etlichen Anrufen, „ich habe dann schnell gemerkt, dass es keiner ist, den ich kenne – und im Zweifel lege ich lieber immer einmal zu viel auf.“
Richtig so, bestärken sie Müller und Habig und haben auch viele Tipps parat, wie sich Seniorinnen und Senioren verhalten sollen, wenn am Telefon niemand ist, den man kennt: „Das Wichtigste ist, nichts zu verraten am Telefon. Die Täter sind da sehr geschickt und nutzen alles, was sie erfahren, damit die Person sie für glaubwürdig hält“, so Müller. Dass so viele Menschen auf die Trickbetrüger reinfallen erklärt Habig auch damit, dass viele Menschen im Alter alleine „oder sehr mitteilungsbedürftig sind.“
Doch nicht nur Trickbetrug am Telefon seien ein Problem, „immer wieder fallen Menschen auf angebliche Handwerker herein“, bedauert Müller. Auch Renate H. habe einmal bemerkt, wie zwei angebliche Handwerker bei ihrer Nachbarin, die über 90 Jahre alt ist, in die Wohnung gelangen wollten – „als ich dazu kam, sind sie schnell gegangen.“
>>> Konkrete Tipps
Um sich vor Trickbetrug zu schützen, sollte man niemals fremden Menschen gegenüber irgendwelche Angaben machen, Gegenfragen stellen, im Zweifel die Nummer notieren und eine Strafanzeige bei der Polizei stellen.
Die Polizei ruft niemals an, um Wertgegenstände oder Bargeld abzuholen und zu sichern, weil angebliche Banden unterwegs sind.
Egal, wer vor einem steht – wenn sich Handwerker nicht angekündigt haben und angeblich von den Stadtwerken oder der Polizei sind, kann immer ein Ausweis verlangt werden oder einfach bei den Stadtwerken, Polizei oder woher die Personen angeblich kommen, anrufen. Und nicht unter der Nummer anrufen, die die Personen einem dann geben.
Die Polizei erreicht man unter 110 oder 02056 9312 6150, die Stadtwerke unter 02056 5900.
Generell müsse man keinen Menschen ins Haus lassen, appelliert Bezirkspolizist Holger Müller.