Ratingen. In Heiligenhaus ist noch immer keine Lösung für die Sanierung oder den Neubau des Heljensbads in Sicht. Wie es klappen kann, zeigt das Angerbad.

Immer weniger Kinder lernen schwimmen. Überall werden Rettungsschwimmer gesucht. Bäder müssen aufgrund der Situation auf dem Gasmarkt die Temperatur senken oder gar schließen – wenn sie nicht aufgrund von Sanierungsarbeiten für immer oder temporär dichtgemacht werden müssen. Die Situation der Schwimmbäder ist ein ernstes Thema deutschlandweit. Seit wie vielen Jahren schon über die Sanierung des Heiligenhauser Heljensbads diskutiert wird, ist kaum noch nachvollziehbar und eine Lösung nicht in Sicht. Doch wie sieht es in der Region aus, wie gehen andere Städte im Kreis mit der Thematik um? Ein Besuch im Ratinger Angerbad.

Das Schwimmbecken im Ratinger Angerbad hat eine Temperatur von etwa 25 Grad.
Das Schwimmbecken im Ratinger Angerbad hat eine Temperatur von etwa 25 Grad. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Es ist noch frisch an diesem Morgen, doch im 50 Meter langen Schwimmerbecken des Angerbads ist der ein oder andere schon unterwegs. „Es ist ein wenig kälter als sonst, aber wenn man sich bewegt, und vor allem wenn die Sonne scheint, geht es“, meint eine Seniorin beim gemeinsamen Bahnen ziehen. „Am Ende freu ich mich aber auf die heiße Dusche – und ich hoffe, dass das Bad überhaupt erhalten bleibt.“ Das freut den Chef der Ratinger Stadtwerke, Marc Bunse, zu hören. Die Stadtwerke sind Betreiber der Ratinger Bäder, neben dem Angerbad gibt es noch das Allwetterbad in Lintorf. „Das haben wir schon vor einigen Jahren saniert“, berichtet Dirk Leibelt, stellvertretender Abteilungsleiter der Bäder- und Saunabetriebe.

Ratinger Stadtwerke wollen modernes und klimaneutrales Bad

Rutschen gibt es auch im Familienbecken.
Rutschen gibt es auch im Familienbecken. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Während beim Bad in Lintorf der Fokus auf Familien und Wellness liegt (25 Meter Becken innen und außen, Kinderparadies, Sauna), kommen die sportlichen Schwimmer im Angerbad auf ihre Kosten. Doch auch hier gibt es ein Familienbecken mit Rutschen sowie einen Sprungturm bis zehn Meter. Eine große Liegewiese gibt es, direkt an der Anger, einen Kiosk, ein Beachvolleyballfeld und andere Spielmöglichkeiten. Statt findet hier, im alten Hallenbad am Hauser Ring, auch die Schwimmausbildung der Schulen und der Vereine – doch das liegt mehrere Hundert Meter weiter höher. „Hier eine Verbindung zu schaffen wäre aufwendig und umständlich, die Entfernung ist zu groß“, berichtet Bunse, wieso man einen Allwetterbetrieb zum Freibad hin beim angestrebten Neubau an dieser Stelle nicht in Erwägung zieht.

Also haben die Stadtwerke Ratingen sich eine andere Idee einfallen lassen, unterschiedliche Optionen berücksichtigt. „Hinter dem Freibad wollen wir nun auf einem Stück des Parkplatzes erweitern und dort ein Hallenfreizeitbad nach aktuellem Stand der Dinge und mit einem Mehrwert vor allem für Jugendliche bauen“, berichtet Bunse. Das stünde dann im Bereich der jetzigen Grünfläche hinter den Sprungtürmen – ein Allwetterbetrieb sei aber nicht angestrebt. Wenn das neue Bad dann in Betrieb ist, soll das alte Hallenbad zwar abgerissen werden, „aber wir werden an gleicher Stelle ein neues, einfaches Hallenbad bauen, das aber nur von Schulen und Vereinen, also nicht öffentlich, genutzt werden soll.“

Ratinger Politik zieht bei Projekt mit

Das alte Hallenbad soll abgerissen und neugebaut werden – hier sollen dann später nur Vereine und Schulen trainieren.
Das alte Hallenbad soll abgerissen und neugebaut werden – hier sollen dann später nur Vereine und Schulen trainieren. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Denn das alte Hallenbad habe schon 50 Jahre auf dem Buckel und ist, wie auch das Heljensbad, sanierungsbedürftig. 2019 habe man die Idee entwickelt, Bürgerinformationsveranstaltungen durchgeführt, „dann kam uns Corona dazwischen“, so Bunse. Der Bebauungsplan wurde im Dezember 2021 beschlossen, der Ratinger Rat hat im Juni die Mittel von etwa 2,2 Millionen freigegeben, damit die Stadtwerke in die Planung einsteigen können. Etwa 29 Millionen Euro – und mögliche Preisanstiege – kalkulieren die Stadtwerke für das Projekt ein, so Bunse. „Und natürlich versuchen wir, das Bad so klimaneutral wie möglich zu bauen und Alternativen zum Gas zu finden.“ Ein endgültiger Beschluss über den Neubau wird am Ende der Planung seitens des Ratinger Rats noch nötig, damit es dann losgehen kann an der Anger.

Dass die Bereitschaft der Politik da ist, das Projekt zu unterstützten, freut Bunse: „Wir haben eine Infrastruktur- und Daseinsvorsorge, die Finanzierbarkeit ist umsetzbar, die Unterstützung in der Bevölkerung ist ebenfalls größtenteils vorhanden“, blickt er zuversichtlich in die Zukunft. „Es ist wichtig, dass Kinder schwimmen lernen können – aber man muss es sich leisten können.“ Wenn alles gut geht, könnte der Neubau bereits 2026 oder 2027 eröffnet werden. Wie es dann mit dem Heljensbad aussieht, steht indes weiter in den Sternen.

>>> Das Angerbad

Das Angerbad in Ratingen befindet sich an der Lintorfer Straße 62.

Geöffnet hat es unter der Woche von 6.45 bis 20 Uhr, dienstags von 11 bis 20 Uhr und am Wochenende von 7 bis 20 Uhr. Kinder unter fünf Jahren zahlen keinen Eintritt, Kinder und Jugendliche sowie Schüler, Studierende und Azubis zahlen 2,50 Euro, alle anderen fünf Euro.

Weitere Infos unter stadtwerke-ratingen.de.