Heiligenhaus. Viele gute Nachrichten gibt es von Kiekert-Vorstandschef Jérôme Debreu: 150 neue Arbeitsplätze sollen entstehen, es wird ausgebildet - und mehr.
„Ich sage Ihnen jede Unterstützung aus dem Rathaus zu“, verspricht Michael Beck dem Vorstand der Firma Kiekert. Der Heiligenhauser Bürgermeister besuchte das Unternehmen, das nach Jahren der Verunsicherung ein klares Bekenntnis für den Standort Heiligenhaus abgegeben hat.
Beck verweist auf die 165-jährige Tradition des Schlossherstellers und begrüßt, dass die Kontinuität fortgeführt wird. „Wichtig ist, dass die Produktion zurück geholt wird, auch für die Hochschule ergibt das neue Möglichkeiten: Eine Symbiose aus Forschung, Entwicklung und Produktion.“ Auf diese Tradition setzt Jérôme Debreu, der im Juli des vergangenen Jahres zum Vorstandsvorsitzenden berufen wurde. „Wir haben hier die besten Ingenieure der Welt für Schließsysteme“, so der gebürtige Franzose, der betont, das Kiekert eine regelrechte DNA für dieses Thema entwickelt hat.
Heiligenhauser Standort soll ausgebaut werden: 150 neue Arbeitsplätze
Der neue Mann an der Spitze bezeichnet es als „Quatsch“, dass die alte Führungsriege den Stammsitz des Weltmarktführers für Automobilschließsysteme aufgeben wollte. Das sahen die chinesischen Shareholder genauso und tauschten das Management aus. Jérôme Debreu hat mit Dr. Carsten Brinkmeier, Jan Henrik Mönnekemeyer, Chloe Lee, Dr. Klaus Hense und Philip Scott ein internationales Team um sich geschart, das zusammen 150 Jahre Berufserfahrung im Automobilgeschäft mitbringt. Das Sextett gibt sich kämpferisch: „Wir haben keine Angst vor Wachstum, wir gehen auf Shoppingtour, um weitere Firmen zu kaufen“, kündigt Debreu an.
Dabei verhehlt er nicht, dass nach den zurückliegenden schwierigen Zeiten weitere schwierige folgen. „Nach der Krise kommt Erholung. 2024 werden wir wieder wachsen“, ist sich der Manager sicher und verweist auf einen milliardenschweren Auftragsbestand für die kommenden Jahre. „Wichtig ist, dass wir ein Team sind“, betonte er vor der Betriebsversammlung. Die Belegschaft wird durch rund 150 neue Beschäftige aufgestockt, von 654 im Dezember 2021 auf 800 im Dezember 2024. „Und wir werden wieder Auszubildende einstellen.“
IG Metall und Betriebsrat blicken mit Zuversicht auf die Zukunft
Volle Unterstützung für den neuen Kurs gibt es von der Arbeitnehmerseite. „Wir hatten die Vorgänger wegen ihrer Abbaupläne sehr deutlich kritisiert, jetzt erleben wir es umgekehrt“, freut sich der IG Metall Bevollmächtige Hakan Civelek, der gemeinsam mit der neuen Unternehmensführung den Transformationsprozess angehen wird. Neben der Ankündigung, einen Teil der Produktion nach Heiligenhaus zurückzuholen, begrüßt der Gewerkschafter, dass wieder in Ausbildung investiert wird: „Wenn ein Unternehmen nicht ausbildet, kann man davon ausgehen, dass es nicht mehr lange existiert.“
Zuversicht verbreitet der Betriebsratsvorsitzende Uwe Höhndorf, der Aufbruchstimmung unter den Kollegen verspürt: „Ich bin optimistisch, dass wir den Turn-around schaffen. Wir werden und wir müssen ausbilden, um das Know-how weiter zu geben. Wir haben gute Voraussetzungen, auch wenn die nächsten beiden Jahre noch schwer werden.“
Eigene Immobile soll in Heiligenhaus erworben werden
Bei der Neuausrichtung setzt Kiekert nicht nur auf junge Leute, sondern auch auf alte, der Chef schätzt deren Erfahrung. Bisherige Produktionslinien in dem angemieteten, ehemaligen Hartmann & Braun-Areal am Höseler Platz werden demnächst umgestaltet. Dabei hat Jérôme Debreu ein weiteres Ziel: „Wir wollen eine eigene Immobilie erwerben.“
Im Showroom zeigt Kiekert die automobile Schließtechnik der Zukunft: Bei Türen mit eigener Intelligenz, die sich von selbst öffnen und schließen, denken die Ingenieure weiter: „Was passiert bei einem Unfall?“ fragt sich Entwickler Thorsten Wendel und präsentiert ein Schloss, dass sich auch dann noch öffnen lässt, wenn nach einem Crash die Verbindung zur Batterie abgerissen ist.