Heiligenhaus. Die Heiligenhauser Gastronomen sind genervt von den ständigen Kontrollen. Die Stammkundschaft kommt, geändert hat sich aber dennoch einiges.

Mal rasch nach dem Sport ein Bierchen trinken, spontan mit einer Freundin frühstücken gehen – was vor Corona viele getan haben, ist mittlerweile zur Ausnahme geworden. Die Restaurants, Cafés und Gaststätten leiden nach dem Lockdown nun unter der 2G-Plus-Regel, der Zugang für Geimpfte und Genesene ist nur noch mit einem tagesaktuellen Test oder mit dem Nachweis einer Auffrischungsimpfung möglich.

Ute Meierling-Gans entschuldigt sich bei ihren Gästen für die vielen Kontrollen.
Ute Meierling-Gans entschuldigt sich bei ihren Gästen für die vielen Kontrollen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Auch interessant

„Die Situation ist meganervig für alle Beteiligten“, sagt Ute Gans, Inhaberin des Kaffee Klatsch auf der Hauptstraße. „Gastfreundschaft auf der einen Seite und seine Gäste permanent zu kontrollieren auf der anderen Seite, das widerspricht sich. Ich entschuldige mich pausenlos für die Kontrollen.“ Daran vorbei kommt sie nicht, auch der Personalausweis muss vorgezeigt werden, bevor ihre Gäste sich auf den Stühlen niederlassen und Kuchen oder Brötchen essen dürfen. „Die meisten Gäste haben viel Verständnis“, freut sich Ute Gans, die das Café gemeinsam mit ihrem Mann Christoph betreibt, und trotzdem: „Wir haben viel weniger Kundschaft als vor Corona, die Leute gehen weniger vor die Tür.“

Heiligenhauser gehen weniger spontan aus

Und wenn doch, dann sind sie sich unsicher, welche Dokumente vorzuzeigen sind, „eine junge Frau hatte gleich ihren Impfausweis, eine Impfbescheinigung und die App auf dem Handy dabei“, erinnert sich Christoph Gans. Dazu kämen die stetig wechselnden Regeln: Wie lange gilt jemand als genesen, was gilt bei einer zunächst mit Johnson und Johnson erfolgten Impfung? Zu dem Hin und Her bei den Kontrollen kommen die Sorgen aufgrund geringerer Einnahmen: „In Ratingen gibt es Zuschüsse für die Vermieter, wenn sie die Mieten für Pächter stabil halten. So etwas würden wir uns auch für Heiligenhaus wünschen“, sind sich Christoph und Ute Gans einig.

Der Betreiber des Thum 1897, Daniel Müller, würde sich über eine Rückkehr zu 3G freuen.
Der Betreiber des Thum 1897, Daniel Müller, würde sich über eine Rückkehr zu 3G freuen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Auch interessant

Daniel Müller vom Thum 1897 fehlen ebenfalls viele Gäste – allerdings hauptsächlich während der Woche. „80 Prozent Umsatzeinbußen haben wir in der Zeit, Montag war beispielsweise nur ein Gast da, am Dienstag drei. Am Wochenende dagegen sind die Tische häufig ausgebucht.“ Eine Erklärung für dieses Phänomen hat Daniel Müller gefunden, „das Spontane fällt weg. Die allerwenigsten gehen nach dem Sport noch schnell ein Bier trinken, fürs Wochenende lässt sich besser vorplanen.“

Gäste sind irritiert über immer neue Regelungen

Angst vor der Ansteckung hätte fast niemand, die Vorbereitung auf den Besuch scheuten dagegen viele. „Viele blicken nicht mehr durch. Und für die Gastronomie ist es vielleicht so eng wie noch nie.“ Zudem steigen im April die Bierpreise um 18 Prozent, „davon müssen wir einen Teil an die Kundschaft weitergeben“. Was er sich wünschen würde? „Eine einheitliche bundesweite Lösung, am liebsten 3G. Damit sind wir nicht schlechter gefahren als jetzt und jeder wüsste, woran er wäre.“

Gastwirt Tom Karrenberg freut sich, wenn auch die Außengastronomie wieder losgehen kann.
Gastwirt Tom Karrenberg freut sich, wenn auch die Außengastronomie wieder losgehen kann. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Der Sprecher des Arbeitskreises Gastronomie des Stadtmarketings, Tom Karrenberg, blickt relativ entspannt auf die Lage: „Wir haben viele Stammkunden, die fast alle dreimal geimpft sind. Dass wir einen Test kontrollieren, kommt vielleicht dreimal pro Woche vor“. Wirklich nervig seien die Personalausweis-Kontrollen, vor allem, „wenn jemand zum dritten Mal in der Woche da ist“. Die Armbänder, die zur Zeit des Weihnachtswaldes auch für die Gastronomie genutzt werden konnten, seien nun ja nicht mehr zu gebrauchen, da sich die Regeln zwischenzeitlich wieder geändert hätten.

To-go-Angebot ist weiterhin beliebt

Bemerkt hat Karrenberg jedoch, dass die Gäste mittlerweile früher kommen – aber auch früher wieder gehen – nach dem Lockdown scheinen es einige nicht mehr gewohnt zu sein, bis spät am Abend wegzugehen oder eben auch erst später überhaupt aufzubrechen. Auch in anderen Heiligenhauser Gastronomien merken die Betreiber: So wie vor dem Lockdown ist es noch nicht. Das Blattwerk im Waldhotel hat zum Beispiel die Öffnungszeiten reduziert, das griechische Restaurant Hermes den Saal oft gar nicht geöffnet. Weiter beliebt sei jedoch überall auch das To-go-Angebot – da sind immerhin keine Nachweise erforderlich.

Weitere Infos

Die Lieferservices in Heiligenhaus können sich derweil alles andere als beschweren: „Wir haben deutlich mehr zu tun, vor allem im Lockdown hatten wir schon mal Wartezeiten von über zwei Stunden“, berichtet eine Pizzeria, die namentlich nicht erwähnt werden möchte. Einige von ihnen sind auch zu finden über Liefer-Apps wie Lieferando.

Was gilt wann und wofür? Eine Übersicht über alle Regelungen gibt es auf der Homepage des Kreises Mettmann unter www.kreis-mettmann-corona.de.

Infos gibt es auch auf der Homepage des Stadtmarketing-Arbeitskreises Gastronomie unter stadtmarketing-heiligenhaus.de/gastronomie.