Heiligenhaus. Viele sorgten sich in sozialen Netzwerken bereits um die drei wildlebenden Minischweine auf dem Hof Klein Selbeck. Stadt organisiert Pflegestelle.

Wer ausgebüxte Mini-Schweine einfangen möchte, braucht vier Dinge: einen Käfig, Früchte-Müsli, Käsewürfel und Geduld. Dann kann so ein Vorhaben gelingen – wie am Montag auf dem Hof Klein Selbeck, wo drei wildlebende Schweinchen nach einer knappen Stunde eingefangen und zum Tier- und Naturschutzverein Niederberg e.V. nach Velbert gebracht werden konnten.

 Das sie nun im Käfig eingefangen wurden, dagegen protestierten die Schweinchen lautstark. Doch ihnen wird es in der Pflegestelle gut gehen.
 Das sie nun im Käfig eingefangen wurden, dagegen protestierten die Schweinchen lautstark. Doch ihnen wird es in der Pflegestelle gut gehen. © Verena Sarnoch

„Anfang letzter Woche haben wir die Schweine zum ersten Mal auf dem Hof gesehen“, erzählt Alf Birkenstock, dessen Familie der Hof gehört, „und natürlich haben wir uns gefragt, wo die wohl herkommen.“ Sein Neffe sorgte dafür, dass die drei niedlichen Schweine – eins rosa, eins schwarz und eins schwarz-weiß gefleckt – nicht länger namenlos durch die Welt laufen mussten, und nannte das Trio kurzerhand Tick, Trick und Track. Auch, wenn es sich wohl um einen Eber und zwei Säue handelt.

Eine Lösung musste her

Andrea Birkenstock befüllt den Käfig hier mit Früchte-Müsli.
Andrea Birkenstock befüllt den Käfig hier mit Früchte-Müsli. © Verena Sarnoch

Und auch, wenn sich die Tiere ganz offensichtlich sehr wohl fühlten in ihrer Wahlheimat, überlegten die Birkenstocks, wie weiter vorzugehen sei. „Meine Schwester Petra hat alle möglichen Tierhilfen und Bauernhöfe durchtelefoniert, aber niemand wollte die Drei aufnehmen“, berichtet Alf Birkenstock, „da wurde auch immer wieder die Schweinepest als Grund genannt.“ Da die grunzenden Gesellen aber mittlerweile auch schon auf der Friedhofsallee (jetzt Bertha-Benz-Allee) gesichtet wurden, musste eine Lösung her.

Die fand sich in Form von Stefan Bröckling, der für den Tiernotruf Düsseldorf arbeitet und am Montag mit Käfigen auf den Hof kam, in denen sonst Hunde eingefangen werden. „Mit einer Kamera habe ich die Schweine schon seit ein paar Tagen beobachtet“, erklärt Bröckling, für den Schweine als „Kunden“ tatsächlich eine Premiere sind, sonst beschäftigt er sich eher mit dem Einfangen von Hunden, dem Retten von Katzen auf Bäumen oder auch Füchsen, die im Keller festsitzen.

Die Birkenstocks kümmerten sich um die Tiere

Schüchtern sind Tick, Trick und Track eigentlich nicht, sie kommen den Birkenstocks, die in den letzten Tagen für ausreichend Futtergemüse gesorgt haben, sogar normalerweise gern ein Stück entgegen. „Abends sind sie manchmal auf der Pferdewiese nebenan, ansonsten bewegen sie sich auf dem ganzen Hofgelände“, weiß Andrea Birkenstock. An diesem Morgen bleiben die Schweine zunächst unsichtbar, während Stefan Bröckling darum bittet, den von ihm mitgebrachten Käfig mit dem Futter zu füllen, dem kein Schwein widerstehen kann: Früchte-Müsli und Käsewürfel. „Nicht an den Rand, damit sie nicht von draußen rankommen, und das meiste bitte ans Ende des Käfigs“, gibt Bröckling Tipps.

Als sie das Futter entdecken, können Tick, Trick und Track nicht widerstehen.
Als sie das Futter entdecken, können Tick, Trick und Track nicht widerstehen. © Verena Sarnoch

Dann geht es zunächst ganz schnell: Vom Knistern der Tüten angelockt, nähern sich die Schweinchen aus dem Gestrüpp, in dem sie, wie nun erkennbar ist, auch ihr „Schlafnest“ haben . Zunächst umkreisen sie vorsichtig grunzend und schnüffelnd den unbekannten Käfig, dann wagt sich das erste hinein. Ausgelöst wird die Klappe übrigens per Fernbedienung, Abstand zu halten ist also leicht. Das zweite Schwein folgt recht bald seinem Kumpel, Geduld ist aber nötig, bevor auch Schwein Nummer drei den Käfig betritt.

Tiere können hier nicht frei leben

„Hierlassen können wir sie nicht“, sind sich alle Beteiligten einig. „Im Winter wird es zu kalt, die Schweine könnten außerdem von Hunden gebissen werden.“ „Und wenn sie auf der Friedhofsallee herumlaufen, ist auch nicht auszuschließen, dass Menschen gefährdet werden, wenn es zu einem Unfall kommt“, ergänzt Andreas Koch-Maciejeski vom Amt für Ordnungsangelegenheiten.

Dann geht es schnell: Alle drei Schweine sind im Käfig, Stefan Bröckling löst die Klappe aus und so flott wie möglich wird ein Tuch über den Käfig gelegt, um den jetzt doch ängstlichen Tieren Ruhe zu geben. Dann werden Tick, Trick und Track in Hundeboxen verfrachtet und nach Velbert zu Familie Schokolinski gebracht, wo sie vorerst unterkommen. Wo sie herkommen, wird wohl ungeklärt bleiben.

Weitere Infos

Auf www.tiere-in-not-niederberg.de gibt es Informationen zum Natur- und Tierschutzverein Niederberg. Wer sich über die Arbeit des Tiernotrufs informieren möchte, kann das auf www.tiernotruf.de tun. Minischweine können übrigens bis zu 15 Jahre alt werden - eine Anschaffung sollte deswegen gut überlegt werden.