Heiligenhaus. Seit August müssen Isenbügeler auf die so wichtige Verbindung zur Ruhrstraße verzichten. Doch die Arbeiten an der Isenbügeler Straße kommen voran.

Die Nacht zu Donnerstag haben Karsten Gronemann und Klaus Reissfelder in den Schlafkojen ihres Schwerlast-Lkws verbracht – mitten im Wald. Gegen Mitternacht hatten die Fahrer für Spezialtransporte ihren Sattelschlepper auf der Isenbügeler Straße geparkt. „Wir dürfen nur nachts fahren, um tagsüber den Verkehrsfluss nicht zu beeinträchtigen“, so die Mitarbeiter einer Firma für Spezialtransporte.

Behindert haben die Beiden aber niemanden, denn seit Mitte August ist die so wichtige Verbindung zwischen Isenbügel und der Ruhrstraße bereits voll gesperrt. 3,30 Meter breit ist die Fracht der Fahrer, vier Meter lang, 2,50 Meter hoch und über 30 Tonnen schwer. Es handelt sich um das Drosselbauwerk für ein Regenrückhaltebecken, das in einem Betonwerk im Emsland entstanden ist. Problemlos ging es über die A 31, A 2 und A 3 bis Breitscheid und weiter in Richtung Isenbügel, wo am Morgen aus Köln ein 80 Tonnen schwerer Kran dazu kam.

Mit riesigen Ösen befestigt

 Die Krankette wird an die Ösen des Drosselbauwerks angebracht.
Die Krankette wird an die Ösen des Drosselbauwerks angebracht. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Nach dem der Kranfahrer die Kontergewichte platziert hatte, traten die Mitarbeiter der Firma Friedrich Wassermann in Aktion. Da scheint der Name Programm zu sein: Seit Monaten arbeiten die Beschäftigen des ebenfalls aus Köln stammenden Unternehmens an dem Regenrückhaltebecken unter der Isenbügeler Straße. Jetzt befestigen sie routiniert die Ketten des Kranauslegers an den riesigen Ösen des Betonkastens.

Nach und nach wird das große Bauteil in die Senke eingeführt.
Nach und nach wird das große Bauteil in die Senke eingeführt. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Langsam schwebt das graue Monstrum in der Luft und schwenkt über die Baugrube ein. Die „Wassermänner“ geben dem Kranfahrer Zeichen, der seine schwere Last vorsichtig in die 4,50 Meter tiefe, kreisrunde und mit Spritzbeton ausgekleidete Baugrube absenkt. Kurz bevor das Teil endgültig abgesetzt wird, nehmen die Tiefbauer eine Schnur zu Hilfe, um das Drosselbauwerk genau ausrichten. Aus der Kran weg schwenkt, verteilt ein Mitarbeiter Mörtel auf den Seitenwänden des Bodenkastens. „Damit wird der Deckel befestigt, der kommt da sofort drauf und schließt das Bauwerk nach oben ab“, erklärt Bauleiter Tim Hartmann, der mit dem Verlauf der Bauarbeiten zufrieden ist.

Nur noch sieben statt 90 Liter in der Sekunde

Als nächstes werden die Verbindungen zu dem Betonteil in der Tiefe hergestellt. Probleme macht der steinige Untergrund: „Der muss scheibchenweise abgetragen werden. Hinzu kommt das Schichtenwasser aus dem Berg, das ständig abgepumpt wird.“ Dann ist da noch die kleine Brücke, die kaum ein Passant je wahrgenommen hat. „Hier müssen wir darauf achten, dass dort keine schwere Lasten gelagert werden.“

Mit dem Bauwerk sollen Überschwemmungen verhindert werden, wenn die Regenmassen aus Isenbügel zur Ruhrstraße hinunterfließen.
Mit dem Bauwerk sollen Überschwemmungen verhindert werden, wenn die Regenmassen aus Isenbügel zur Ruhrstraße hinunterfließen. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Notwendig wurde der Bau des Regenrückhaltebecken, um die aus Isenbügel zu Tal stürzenden Wassermassen aufzufangen. Das neue, 21 Meter lange, zwei Meter tiefe Becken unter der Kreisstraße 25 fasst 63 Kubikmeter Regenwasser. „Ist der Speicher voll, sorgt das Drosselbauwerk durch seine Mechanik dafür, dass nur noch sieben Liter in der Sekunde in Richtung Vogelsangbach laufen, zuvor waren es 90 Liter“, weiß Projektleiter Miroslaw Kulik von der Mettmanner Kreisverwaltung.

Sperrung dauert noch an

Welch zerstörerische Wirkung das Wasser aus Isenbügel haben kann, wurde im Juni 1986 deutlich: Damals rissen die Fluten Teile der Ruhrstraße im Einmündungsbereich mit der Isenbügeler Straße weg. Die Frage, warum das Drosselbauwerk in einem Betonwerk in Südniedersachsen hergestellt wurde, beantwortet Marc Wetzer vom Essener Planungsbüro Dahlem: „Das ist der Zeitfaktor, so geht es viel schneller.“

Die Isenbügeler können aufatmen: Mitte November wird die Vollsperrung der Isenbügeler Straße zwischen „Karrenberg“ und der „Talburg“ aufgehoben. Mit einer halbseitigen Sperrung muss allerdings bis März gerechnet werden.