Heiligenhaus/Velbert. Jessica Denné-Weiß tritt für die FDP bei der Bundestagswahl für Heiligenhaus und Velbert an. Eine Politik der Bevormundung gebe es mit ihr nicht.

Was die Mama eigentlich ausgefressen habe, das wurde der Sohn von Jessica Denné-Weiß in der Kita bereits von einem anderen Kind gefragt – schließlich hänge ja überall ein Foto von ihr. Doch die 40-Jährige wird nicht etwa gesucht, sondern sie stellt sich zur Wahl: Für die FDP kandidiert sie zur Bundestagswahl und hat auch klare Vorstellungen, was sie für die Liberalen in Berlin erreichen will.

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Chancengerechtigkeit für alle Kinder, einen wirklichen Klimaschutz ohne große Verbote und der Ausbau von Infrastruktur sind nur einige Punkte, die Denné-Weiß bewegen. Die Ortsvorsitzende der Heiligenhauser Liberalen betont: „Die FDP ist die einzige Freiheitskämpferpartei in der Coronazeit gewesen. Es gibt einfach viele Themen, die wir jetzt dringend angehen müssen.“ Sie hätten bislang viel positives Feedback für ihr Wahlprogramm erhalten, der Wahlkampf sei anders in diesem Jahr, „es scheint alles offen“.

Fachkräfte fehlen oftmals

Jessica Denné-Weiß will sich auch für die Vereinbarkeit und Familie und Beruf einsetzen. Wie schwierig das sein kann, weiß die zweifach-Mutter.
Jessica Denné-Weiß will sich auch für die Vereinbarkeit und Familie und Beruf einsetzen. Wie schwierig das sein kann, weiß die zweifach-Mutter. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Als Bauingenieurin, die im öffentlichen Dienst tätig ist, weiß Denné-Weiß: „Die Infrastruktur im Land ist ein wichtiges Thema. Viele Brücken und Straßen sind baufällig, aber auch öffentliche Gebäude. Dafür müssen wir nicht nur viel Geld in die Hände nehmen, was fehlt, sind die Fachkräfte, und das auf allen Ebenen.“ Sowohl das Handwerk als auch die MINT-Fächer sollten verstärkt beworben werden, „denn wenn wir keine Leute haben, die Arbeiten umsetzen können, sind auch weitere Fördermittel irrelevant.“

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Dass im Klimaschutz mehr getan werden müsse, auch das ist Denné-Weiß wichtig. Dennoch betont sie: „Wir müssen Lösungen finden, wie erneuerbare Energie besser gespeichert werden kann. Derzeit sind wir, wenn wir nur auf diesen Zweig setzen, einfach nicht konkurrenzfähig.“ Im Urlaub sei sie kürzlich erst 65 Meter hoch auf eine Windkraftanlage gestiegen, die Energiewende, sie müsse auch kommen, „aber die Technologien sind eben derzeit noch nicht ausgereift“. Es bringe ja nichts, wenn man sofort alle Kernkraftwerke ausschalte – und dann Energie aus der gleichen Gewinnungsmethode zukaufen müsse, um ein stabiles Netz anbieten zu können.

Politik soll nicht bevormunden

Verbote, die findet Denné-Weiß im Bezug auf Klimaschutz auch schwierig: „Jeder sollte doch für sich entscheiden können, welches Verkehrsmittel er benutzt, ob ein Lastenrad oder ein Auto. Wir wollen nicht reglementieren, jeder einzelne Mensch ist in der Verantwortung, die Politik sollte die Bürger nicht bevormunden.“

Von Volker Ebel übernahm Denné-Weiß in diesem Jahr den Ortsvorsitz der FDP in Heiligenhaus.
Von Volker Ebel übernahm Denné-Weiß in diesem Jahr den Ortsvorsitz der FDP in Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Wie bei allem wäre es hier wichtiger, aufzuklären – und in Bildung zu investieren: „Bildung ist bei allem das A und O. Je früher man anfängt, desto wichtiger. Die Sprachförderung muss ganz früh beginnen, damit in der Grundschule alle die gleichen Voraussetzungen haben. Aber es fehlen viele Erzieherinnen und Lehrer. Auch hier gibt es einen riesigen Fachkräftemangel.“ Die FDP habe hier auch im Wahlprogramm das Kinderchancengeld, „damit alle Kinder, egal, aus welchen Verhältnissen sie kommen, die gleichen Chancen haben. Wir in Deutschland stehen sehr schlecht dar, wenn es darum geht, wie viele Generationen es braucht, bis ein Kind in einer Familie studieren gehen kann“.

Vereinbarkeit Familie und Beruf

Ein weiterer Punkt, der Denné-Weiß wichtig ist, ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wie schwierig das sein kann, weiß die zweifach-Mama und Berufstätige und nun auch Politikerin selber: „Ich engagiere mich in der Politik, weil wir mehr Leute brauchen, die aus der Praxis kommen. Doch sich in der Politik zu engagieren, das muss ebenfalls vereinbar sein. Hier möchte ich gerne andere Menschen motivieren.“ In Zeiten wie diesen, wo auch viel mehr digital möglich sei, müsse es einfach ein gesellschaftliches Umdenken geben, in vielen Dingen: „Wir brauchen zum Beispiel auch nicht nur Abiturienten, sondern gute Realschüler. Sonst werden wir unseren Fachkräftemangel nicht so schnell los.“

Über die Kandidatin

Jessica Denné-Weiß lebt seit 2015 in Heiligenhaus. 2013, nach dem Ausscheiden der FDP aus dem Bund, entschied sie sich zum Beitritt und engagiert sich seitdem vor Ort. Seit diesem Jahr ist sie auch Ortsvorsitzende und löste damit den langjährigen Vorsitzenden Volker Ebel ab.

Denné-Weiß ist Betriebs- und Volkswirtin, arbeitete bei einer Bank in Deutschland und England, bevor sie Bauingenieurwesen studierte und seitdem in diesem Beruf tätig ist. Denné-Weiß hat in NRW den Listenplatz 26 bei der FDP.