Heiligenhaus. In unserer Serie Lieblingsplätze in Heiligenhaus zeigt Siglinde Ottenjann, wie man ein Ruhe-Paradies auch für die Natur erschaffen kann.
Entspannen, den Sommer genießen, den Vögeln beim Zwitschern zuhören und mit dem eigenen Garten einen Beitrag für Artenvielfalt und einheimische Tiere tun – ein Traum. Das findet Siglinde Ottenjann, Sprecherin des Arbeitskreises Natur und Umwelt, die ihren naturnahen Garten als Lieblingsplatz vorstellt.
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„Naturnah waren wir schon immer“, berichtet Ottenjann: Vor rund acht Jahren kaufte die vierköpfige Familie das waldnahe Haus. Davor habe sie im Angerbachtal zur Miete gelebt und sei oft an dem zum Verkauf stehenden Haus vorbeigelaufen. Dort seien bislang jedoch nur Bäume und Grad gewachsen. Die Vorbesitzerin sei zu alt und nicht an einem natürlichen Garten interessiert gewesen.
Vernetzt bleiben mit anderen Gartenfreunden
Außer zwei hohen Weiden und der Wiese sei nichts mehr von dem alten ungepflegten Garten übriggeblieben. Als allererstes pflanzte Siglinde Ottenjann Obstbäume und „wichtige Pflanzen“, die sie aus ihrem alten Zuhause mitgebracht hatten. Zu Beginn habe die Pflanzenliebhaberin viele Anfängerfehler gemacht: Zum Beispiel eine Lorbeerhecke, die „der Natur nichts nützt – sie verschwand auch schnell wieder, denn: Einheimische Hecken mit Dornen würden einen viel besseren Schutz für nistende Vögel bieten und die Jungvögel vor Katzen schützen.
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„Der Wunsch nach einem richtigen Naturgarten hat sich nach und nach ergeben“, erklärt sie. In dem Zuge sei sie auch auf verschiedene Gruppen rund um das Thema Natur gestoßen. So ist sie heute Mitglied im Hortus Netzwerk, der auf Facebook aktiv sei und im Naturgarten e.V. Die Regionalgruppe Wuppertal treffe sich regelmäßig, um die Gärten der anderen zu bestaunen, sich gegenseitig zu unterstützen und Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Siglinde Ottenjann betont, wie wichtig es sei, sich mit anderen Gärtnern in Kontakt zu kommen, um unter anderem an Samen zu gelangen und Fotobörsen zu nutzen. „Das bringt nur was, wenn man sich untereinander vernetzt.“
Der kleine Unterschied
Laut der Hobby-Gärtnerin sei das gemeinsame Ziel des BUND, NABU und vieler anderer Naturvereine, die Artenvielfalt in Deutschland zu erhalten und einheimische Arten zu schützen. Passend dazu hängen nun am Gartenzaun zum Waldweg hin Schilder mit „Mini-Tipps“, die auf Kleinigkeiten aufmerksam machen, die man im Garten zum Wohle der Tiere verändern kann. „Totholz und Magerflächen mit Spielsand sind für Bienen und Käfer viel besser als Insektenhotels und Ähnliches“, weiß die Tierfreundin. Für einen Garten am Neubau rät sie, den Bauschutt und Sand plattzumachen und mit Samen zu bestücken. So entstehe eine pflegeleichte und einheimische Blumenwiese, die „wertvoll schön“ sei.
Das aktuelle Herzstück des Gartens sei neben des Bachlaufs, der kleinen Brücke, der Hängematte und dem Gemüsebeet die wilde Karde: eine Distelart, die schön blühe und Insekten anziehe. Der Aspekt ist Ottenjann besonders wichtig, denn „Insekten brauchen einheimische Pflanzen als Nahrung und um sich fortzupflanzen.“ Im Gemüsebeet lassen sich Spinat, Rote Beete, Salat, Rhabarber, Aubergine, Möhren und vieles mehr finden, was die Familie im Sommer gar nicht mehr außerhalb zu kaufen brauche. An Obst biete das Grundstück Kirschen, Äpfel, Birne, Quitten, Pflaumen und Mirabellen.
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Immer im Wandel
Über ihren Lieblingsplatz sagt die stolze Besitzerin: „Ein bisschen was haben wir noch zu tun.“ Der Garten sei permanent im Wandel, entwickele sich zum Beispiel durch wandernde Pflanzen und natürlich die Jahreszeiten: „Im Juli und August denke ich, der Garten wächst mir über den Kopf“, lacht Ottenjann. Ungefähr zwei oder drei Jahre blühe er nun schon so grün und bewachsen.
Mit einer Kamera beobachte die Familie auch ein reges Treiben an Waldbewohnern in der Nacht: Frösche, Kröten, Ringelnattern, Füchse, ein Dachs, ein Waschbär und Igel haben sich hier schon blicken lassen.
Bei Interesse melden
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Der Arbeitskreis Natur und Umwelt gründete sich im Februar letzten Jahres, wurde aber von Corona ausgebremst. Kostenlos und ohne jegliche Voraussetzungen könne man ihm beitreten, um über Artenschutz, Gärtnerei und wertvolle Pflanzen aufzuklären. Das sei besonders wichtig, da „in Gärten mehr Gift zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt wird, als in der Landwirtschaft“, berichtet Siglinde Ottenjann empört. Solche Gifte seien nicht nur für die Insekten oftmals tödlich. Für die nahe Zukunft plane der Arbeitskreis, die städtischen Obstbäume auf einer Karte zu verorten und sie im Herbst zur Obsternte zu besuchen.
Mitmachen im Arbeitskreis
Bei Interesse am Arbeitskreis Natur und Umwelt kann man sich melden unter 02056 / 9699391 oder lin.ottenjann@gmail.com
Tipps rund um den Garten gibt es bei Naturgarten e.V. unter naturgarten.org
Beim Nabu gibt es zudem eine Infohotline für Fragen rund um Vögel, andere Tiere, Pflanzen oder sonstige Themen im Natur- und Umweltschutz unter 030/284 9846000 (Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr).