Heiligenhaus. Im Ortskern in der Heiligenhauser Hofermühle gilt nun Tempo 20. Nicht die Autofahrer seien hier zu schnell unterwegs, sondern die Fahrradfahrer.

Zu schnelle Autofahrer: Darüber wird sich in Wohnsiedlungen häufiger mal beschwert. Doch im Heiligenhauser Süden sind andere Verkehrsteilnehmer zu flott unterwegs: „Wir hatten hier in er Hofermühle immer schon Probleme mit zu schnellen Radfahrern, durch Corona ist es noch schlimmer geworden“, hat Clarissa Freudewald bemerkt. Deswegen haben Bürgerverein und Stadt sich nun was einfallen lassen.

Rahel Freudewald hatte die Schilder-Idee. Im Hintergrund ist übrigens die Brücke der A 44 zu sehen.
Rahel Freudewald hatte die Schilder-Idee. Im Hintergrund ist übrigens die Brücke der A 44 zu sehen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Besonders kritisch, so Freudewald, sei es am so genannten Rondell, an der Kreuzung Hofermühle/In der Brück: „Da kommen die Radfahrer von oben aus Richtung Homberg mit großer Geschwindigkeit angerauscht, ohne zu bedenken, dass hier noch weitere Radfahrer, Autos und Fußgänger und Kinder unterwegs sind“, hat die Vorsitzende des Bürgervereins beobachtet. „Im vergangenen Jahr hatten wir hier einen verletzten Radfahrer, 2018 stieß ein Radfahrer mit einem Paketdienstfahrzeug zusammen, immer wieder kommt es zu Beinahe-Unfällen“, weiß Clarissa Freudewald.

Tempo gilt für alle Verkehrsteilnehmer

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Sven Maurmann, der oft zu Besuch in der Hofermühle ist, steigt immer ganz vorsichtig aus dem Auto: „Die Radler fliegen fast an einem vorbei.“ Vor einem Monat gab es einen Ortstermin des Bürgervereins mit dem Technischen Beigeordneten Andreas Sauerwein, Michael Krahl von der Unteren Straßenverkehrsbehörde und dem Bezirkspolizisten Andreas Piorek, der seinen zuständigen Kollegen Holger Müller vertrat. Die Verwaltung sicherte zu, dass an den beiden neuralgischen Stellen am „Rondell“ und der Durchfahrt des Hofes Voss Tempo 20-Schilder aufgestellt werden, die selbstverständlich für alle Verkehrsteilnehmer gelten.

Am Rondell in der Hofermühle findet sonst immer das Dorffest statt. Natürlich nicht in der Pandemie.
Am Rondell in der Hofermühle findet sonst immer das Dorffest statt. Natürlich nicht in der Pandemie. © Socrates Tassos / FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Andreas Sauerwein schlug den Hofermühlern vor, sie sollten kreativ werden und Schilder entwerfen, die Besucher freundlich darauf hinweisen, doch bitte Rücksicht zu nehmen. Gesagt getan: Rahael Freudewald, die Tochter der Bürgervereinsvorsitzenden, fertigte mehrere Entwürfe an, die gemeinschaftlich von den Mitgliedern auf Plakate gepinselt wurden. „Die Begeisterung ist groß, das Thema drückt uns alle.“

Rücksicht auf das Dorfleben nehmen

So auch Brigitte Knoll, die täglich mit dem Rad durch das Angertal nach Hösel zur Arbeit fährt: „Durch die E-Bikes hat sich die Geschwindigkeit sehr erhöht, die wollen alle Strecke machen.“ Die bunten Plakate, die nicht an Straßenschilder erinnern und auf Privatgrundstücken stehen, sind witzig und heiter. Die Radler und Autofahrer werden herzlich willkommen geheißen: „Genieße die Hofermühle: Es lohnt sich!“. „Nimm Dir Zeit! Fahr langsam!“, oder „Liebe Radfahrer: Fahrt bitte langsam, hier spielen Kinder!“

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Achtung, Dorfleben heißt es auf einem Schild.
Achtung, Dorfleben heißt es auf einem Schild. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Ein anders Schild macht einfach auf das „Dorfleben“ in der Streusiedlung aufmerksam. Dazu gab es die Idee, auf der Straße mit Kreide auf die Gefahren aufmerksam zu machen. „Das ist beim nächsten Regen weg, nehmen sie besser Farbe. Aber keinen rutschigen Lack, sondern eine speziell Asphaltfarbe“, so der Vorschlag von Michael Krahl, der nun auf die Entwürfe wartet, um sie zu genehmigen.

Dauerhafte Bemalung wird überlegt

„Tolle Idee, die setzen wir gerne um. Die Farbe ist sehr teuer, da muss ich einen Sponsor suchen“, blickt die Vorsitzenden in die Kasse des Bürgerverein, die ziemlich leer ist. Wegen Corona konnte das beliebte Dorffest an Himmelfahrt zum zweiten Mal nicht stattfinden. Michael Krahl hat noch einen bewährten Tipp: „Stellen Sie Bobbycars oder anderes Kinderspielzeug an den Grundstücksrändern auf, damit sofort klar ist, dass hier Kinder unterwegs sind.“

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Ähnlich wie bei der Aktion „FAIRkehr“ am Panoramaradweg hat die Polizei eine höhere Präsenz in der Hofermühle zugesagt. Michael Krahl ist skeptisch, ob damit wirklich alle „Raser“ erreicht werden. „Einzelne Verrückte wird es immer geben, aber die machen viel kaputt.“

Viel Müll hinterlassen

Corona hat mehr Radfahrer in die Hofermühle gebracht, die auch mehr Müll hinterlassen.

Im Oktober sind die rund 300 Bewohner des südlichsten Heiligenhauser Stadtteils aufgerufen, bei dem Dreck-weg-Tag diese unerwünschten Hinterlassenschaften zu beseitigen.