Heiligenhaus. Es gab viele Querelen rund um den Neuanfang des Museums in der Heiligenhauser Abtsküche. Nun hofft der Geschichtsverein auf eine faire Chance.

Das „alte“ Museum präsentiert sich im neuen Glanz: Im Museum Abtsküche haben sich in den letzten Monaten ein paar Dinge geändert, neue Akzente wurden gesetzt und ein Online-Rundgang ist nun auch möglich. Trotzdem wird jeder Besucher Altbekanntes und Beliebtes wiederfinden.

„An der ein oder anderen Stelle denke ich: Hier bist Du noch nicht gewesen, das hast Du so noch nicht gesehen“, freut sich Reinhard Schulze Neuhoff, erster Vorsitzender des Geschichtsvereins, über ein paar Neuerungen im Museum Abtsküche. Viel geackert hat das zehnköpfige Team um Museumskustodin Monika Voß in den letzten Monaten, das Museum sei aber „wenigstens genauso charmant wie vorher und ein Rundgang genauso aufschlussreich wie früher“, so Schulze Neuhoff, der sich wünscht, dass nach den Querelen der letzten Monate nun demnächst die Besucher „neutral herkommen und sich alles anschauen.“

Wassermühle läuft wieder rund

In vielen Arbeitsstunden konnte die Mühle im Eingangsbereich wieder flott gemacht werden. Das Museumsteam hat viel Zeit und Liebe in die Wiedereröffnung gesteckt.
In vielen Arbeitsstunden konnte die Mühle im Eingangsbereich wieder flott gemacht werden. Das Museumsteam hat viel Zeit und Liebe in die Wiedereröffnung gesteckt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Den Besucher empfängt nun direkt am Eingang eine Spielzeugecke: In einem bunten Regal liegen und sitzen Steiff-Tiere, Puppen, Bücher, Bauklötze und mehr. „Die Exponate stammen aus dem Museumskeller und aus dem Fundus von Angelika Fabisch, die das Regal auch bestückt hat“, berichtet Monika Voß. Die Spielzeuge stammen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs oder aus der Zeit danach und bieten einen schönen Einblick in frühere Kindheiten.

Ein echter Hingucker ist nun wieder das Modell der Wassermühle, das sich ebenfalls im Eingangsbereich des Museums findet. „Die Mühle funktioniert wieder, das Wasserrad dreht sich und alle Lämpchen leuchten“, freut sich Voß, „das Modell ist in vielen Arbeitsstunden repariert worden.“ Für die neue Verkabelung der gesamten Elektrik in den Ausstellungsräumen war die Stadt zuständig, auch der Dachdecker hatte Arbeit. Effektiver werden soll der Ablauf bei Veranstaltungen durch die Profi-Spülmaschine, die in der neu eingerichteten Küchenecke steht, denn nun muss niemand mehr von Hand spülen.

Viel Bekanntes ist wiederzusehen

Wer sich die Zeit nimmt und durch Schulzimmer, Kaufladen, Frisiersalon und Küche wandert, findet aber vor allem sehr viel Bekanntes wieder: „Manche Stücke haben wir mehr in den Vordergrund gerückt, einige Exponate aus dem Keller dazu geholt und anderswo ein paar für die nächste Zeit eingelagert“, erzählt Gerda Gerull, zweite Vorsitzende des Geschichtsvereins. „Wir zeigen weiterhin die Alltagsgegenstände aus dem 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts“, so Voß, „demnächst zum Beispiel auch gerne einen Reformschrank mit ausklappbarem Bügelbrett und ganz vielen Schütten für Lebensmittel, der die Arbeit erleichtern sollte.“

Vor allem aber hat das Team jedes Teil einmal in die Hand genommen und gereinigt, neue Gardinen aufgehängt und ist mit einer Museumsberaterin in Kontakt getreten. Die hat sich umgesehen und die Ausstrahlung des Hauses gelobt, in Zukunft soll durch ihre Fachkenntnisse unter anderem die Katalogisierung vorangetrieben werden.

Öffnung steht noch nicht fest

Eine erste Sonderausstellung unter dem Motto Gefängnisse wird es bald geben.
Eine erste Sonderausstellung unter dem Motto Gefängnisse wird es bald geben. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Wann das Museum wieder für Besucher öffnet, steht noch nicht fest, in der kommenden Woche wird sich Kerstin Ringel als Chefin des Ordnungsamtes vor Ort über das Konzept des Teams informieren. Bis dahin haben Neugierige die Chance, virtuell einen ersten Blick auf die Ausstellungsstücke zu werfen. David Peter und Marco Mergl von 360 Grad Ruhr haben 67 Scan-Punkte im Museum gesetzt, „wir wollen Lust auf mehr machen und hatten selbst viel Spaß bei der Arbeit. Es gibt einfach viel Spannendes zu sehen.“

Mit dieser Aktion möchte sich das Museum auch fürs 21. Jahrhundert öffnen, „toll wäre, wenn die Jugend ihren Weg hierher findet“, hoffen Schulze Neuhoff und Voß. Die sich übrigens auch über neue ehrenamtliche Mitarbeiter freuen würden: Drei Stunden im Monat wären bereits eine tolle Hilfe. Weggeschmissen wird übrigens nichts mehr aus dem Keller des Museums, wo unzählige weitere Ausstellungsstücke lagern: „Wir ordnen, katalogisieren und sortieren“, macht Gerull klar – damit die Besucher in Zukunft noch viele neue Stücke entdecken können.

Virtueller Rundgang

Der virtuelle Rundgang durch das Museum (Abtskücher Str. 37) ist auf www.geschichtsverein-heiligenhaus.de. zu finden, genauso wie weitere Informationen zum Museum und zum Vorstand des Geschichtsvereins.

Die erste Sonderausstellung über das Zuchthaus in Werden soll am 21. Juni eröffnet werden, auch Lesungen, Feste und Märkte werden – sobald möglich – wieder stattfinden.