Heiligenhaus. Einen Monat nach der Eröffnung des Forums Hitzbleck spüren die Einzelhändler bereits Auswirkungen. Stadt will für mehr Belebung sorgen.

Es war von vielen befürchtet, und so scheint es derzeit auch gekommen: Seit einem Monat hat das Forum Hitzbleck an der Westfalenstraße geöffnet; das wird gut besucht und auch die Querungshilfen werden genutzt – die Innenstadt hingegen ist merkbar ruhiger geworden. Doch die Stadt will schnellstmöglich Lösungen finden.

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Die Fischtheke im Akzenta-Bereich des Forums Hitzbleck in Heiligenhaus.
Die Fischtheke im Akzenta-Bereich des Forums Hitzbleck in Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Glücklich“ zeigt sich Akzenta-Marktleiter Stawomir Klintewicz über die ersten vier Wochen am neuen Standort: „Wir sind sehr zufrieden, obwohl es natürlich auch immer gerne mehr sein darf.“ Doch viele Menschen hätten sich sehr begeistert über den neuen Laden geäußert, gerade an der Fleisch- und Fischtheke. „Aber für viele ist alles noch ungewohnt, klar, es ist kein Vergleich mehr zum alten Standort an der Hauptstraße.“ Da hatte Akzenta bereits vor einiger Zeit Rewe Wacket weiterbetrieben bis zum Umzug ins Forum. Manche Kunden, berichtet der Marktleiter, würden aber auch höhere Preise kritisieren: Das sei jedoch nur vereinzelt der Fall, „manche Verträge liefen schon seit Jahrzehnten, aber mussten nun angepasst werden.“

Heiligenhauser halten und Nachbarn nach Heiligenhaus holen

Auch bei dm und Lidl läuft es gut an, im und am Forum ist viel Bewegung. Auffällig zu beobachten sind viele auswärtige Kunden: Sie kommen aus dem EN-Kreis, Wuppertal, Essen, Düsseldorf, wie man an den Autoschildern erkennen kann. „Wir sind durch Bekannte aufmerksam gemacht worden auf das Fischangebot hier, das wollten wir uns anschauen“, sagt Ulrike Müller, die aus Ratingen kommt. Ihren Mann Georg zieht es eher an die Fleischtheke, „für Qualität fährt man auch mal weiter“, sagt er.

Dass das neue Nahversorgungszentrum nicht nur Menschen von außerhalb von Heiligenhaus in die Stadt ziehe, dass sei die Absicht gewesen, berichtet der Pressesprecher der Stadt, Peter Parnow: „Außerdem wollten wir auch die Heiligenhauser hier halten, die bislang vielleicht für ihre Einkäufe in die Nachbarstädte gefahren sind“, ist er zufrieden über den Start des Forums. Doch auch die Stadt sehe: Ja, entlang der Hauptstraße ist es nicht mehr so voll. „Das war zu befürchten, deswegen haben wir ja bereits das Integrierte Stadtentwicklungskonzept Isek und das Einzelhandelskonzept an den Start gebracht, außerdem wird ja nun das Citymanagement seine Arbeit aufnehmen.“

Kaum noch Publikumsverkehr und freie Parkplätze: Die Hauptstraße ist leerer geworden. Auch was die Anzahl der Autos angeht: Nur noch 3500 fahren hier täglich im Schnitt durch.
Kaum noch Publikumsverkehr und freie Parkplätze: Die Hauptstraße ist leerer geworden. Auch was die Anzahl der Autos angeht: Nur noch 3500 fahren hier täglich im Schnitt durch. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Querungshilfen werden gut genutzt

Die Querungshilfe wird gut angenommen: Viele Autofahrer lassen den Passanten zudem den Vortritt.
Die Querungshilfe wird gut angenommen: Viele Autofahrer lassen den Passanten zudem den Vortritt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Zu bedenken sei jedoch auch, so Parnow, dass durch die derzeitige Situation auch einfach weniger möglich sei als das reine Einkaufen. „Auch die Gastronomie fehlt. Wenn die wieder öffnen darf, dann haben wir schon wieder ein ganz anderes Stadtbild und die Leute zieht es auch wieder in die Innenstadt.“ Dennoch sei es Kernaufgabe, die Verbindung Forum und Hauptstraße hinzukriegen.

Gut hinbekommen, freut sich der Fachbereichsleiter für Straßenbau, Michael Krahl, habe man die in vielen politischen Gremien diskutierten Querungsmöglichkeiten über die Westfalenstraße: „Wir können es ja vom Rathaus wunderbar beobachten, die Querungshilfen werden super angenommen. Wir haben uns das genau so vorgestellt.“ Extra breit habe man diese mit zehn Metern gebaut, „wir beobachten auch, dass kaum ein Autofahrer durchfährt, viele winken die Fußgänger durch.“

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Nur noch wenig Verkehr auf der Hauptstraße

Noch nicht ganz zufrieden ist Krahl mit der häufigen Benutzung der Ampel: „Sie sollte nur von den Menschen benutzt werden, die sich nicht zutrauen, mit der Querungshilfe über die Westfalenstraße zu kommen oder mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl mehr Sicherheit wünschen.“ Die Dunkelschaltung der Ampel solle es nun für Fahrer und Fußgänger geben.

Eine Zone 30 an dieser Stelle hält Michal Krahl übrigens nicht für erforderlich: Bereits durchgeführte Messungen hätten nur in frühen Morgen- und späten Abendstunden höhere Geschwindigkeiten gezeigt. „Außerdem haben wir ja extra die Hauptstraße verkehrsberuhigt“, und das solle auch so bleiben, findet Krahl: „Vor dem Umbau der Hauptstraße hatten wir einen Durchgang von 20.000 Autos täglich. Unser Ziel war es, diese Zahl zu halbieren. Wir sind nun bei 3500 haben mehrere Messungen ergeben. Das ist nur noch ein Sechstel!“

Das sagen die Einzelhändler

Die Eröffnung geht auch an den Einzelhändlern auf der Hauptstraße nicht spurlos vorbei. Steffi Morgenstern, Inhaberin der Goldschmiede Morgenstern stellt fest: „Das merken wir alle.“ Bekannte der Goldschmiedemeisterin, wie Ute Meierlinger-Gans, Betreiberin des Kaffee Klatsch und Stella Kaupe von der nahe gelegenen Reinigung seien sich einig: die Kundenfrequenz sei geringer geworden, seit das Hitzbleck Zentrum eröffnet hat.

Die Veränderung lasse sich deutlich erkennen, so Morgenstern und sogar Kunden bemerken dies. Zum Beispiel würden ihre Kunden nun immer einen Parkplatz vor der Tür finden, da weniger Menschen auf der Hauptstraße Erledigungen machen würden: „Was soll ich hier noch besorgen?“, meint denn auch ein Kunde. Seit Beginn der Pandemie sei es jedoch generell schwieriger für die Inhaberinnen geworden, auch Stammkunden zu behalten. Ob es jetzt durch das Zentrum auch nach der Pandemie gravierend schwerer wird, lasse sich noch nicht sagen.

Schwierige Zukunft

Michael Kaltenpoth von der Metzgerei Kaltenpoth sieht das Ganze hingegen klarer und sehr pessimistisch: „Die ganze Laufkundschaft ist weg. Die gibt es in der Stadt nicht mehr.“ Das erkläre er sich durch den Leerstand von dm und Akzenta und meint: „Den Verlust sehe ich schon.“ Obwohl die Stammkunden geblieben seien, wäre es hart für die Metzgerei und für die Innenstadt sei der große Leerstand in seinen Augen tödlich.