Heiligenhaus. Derzeit finden Baggerarbeiten direkt neben dem Abtskücher Teich statt. Der Boden soll auf eventuelle Altlasten hin untersucht werden.

Ein Bagger hat sich seinen Weg durch das Unterholz und zwischen den
Weiden entlang gebahnt, er steht nun mitten auf dem Grundstück des
Ruhrverbands am Abtskücher Teich. Hier werden an zwei Tagen Bodenproben
entnommen und im Labor auf ihre Inhaltsstoffe untersucht.

Zehn Schürfe werden entnommen

Dort, wo sich der Flurweg gabelt, ist normalerweise auf dem rund
eineinhalb Hektar großen Grundstück das Betreten verboten, Schilder
warnen vor der Gefahr einzusinken. In dieser Woche werden jedoch in
Abstimmung mit der Unteren Bodenschutzbehörde insgesamt zehn Schürfe
entnommen. "Ende der 70er sind an dieser Stelle Sedimente aus dem
Abtskücher Teich abgelagert worden", berichtet Projektleiter Reinhard
Kolbe vom Ruhrverband. "Dafür wurde ein Saugbagger benutzt, der das
Material in eine künstliche Vertiefung geschaufelt hat."

Restbelastung an Schwermetallen

Holzbalkenverschlüsse sorgten dafür, dass das Wasser ablaufen konnte,
das Material selber setzte sich ab. Seitdem wurde das Gelände für 40
Jahre der Natur überlassen und nichts mehr daran verändert. 2019
wurde dann der Kreis auf das Gelände aufmerksam und beauftragte ein
externes Büro mit Untersuchungen des Bodens. Dabei wurde stellenweise
eine Restbelastung an Schwermetallen gefunden, so dass der Kreis das
Gelände für sich als Altlastenfläche einordnete.

Auch Oberflächenwasser wird untersucht

Nun wird nicht nur der Boden, sondern auch das Oberflächenwasser untersucht. "Es muss sichergestellt sein, dass das Grundwasser nicht belastet wird", macht
Biologe Christian Huber deutlich. "Deswegen muss nun auch die gesamte
Fläche betrachtet und nicht nur vereinzelte Proben entnommen werden",
verdeutlich der Geologe Hauke Behrens, der für den Ruhrverband tätig
ist, noch einmal das Vorgehen. Bis jetzt sei der Boden zum Glück
unauffällig, "er riecht zum Beispiel auch nicht wie Klärschlamm."

Proben bis in ein Meter Tiefe

Bei den Probenentnahmen gehen die Experten bis zu einem Meter in die Tiefe:
"Einmal werden Proben aus der Schicht bis 10 Zentimeter entnommen, dann
aus zehn bis 30 Zentimetern Tiefe, aus 30 bis 60 und schließlich aus 60
Zentimetern bis einem Meter Tiefe", so Behrens. Im Zweifelsfall gibt es
so die Möglichkeit, wenig Erde abtragen zu müssen, wenn beispielsweise
nur die oberen Schichten belastet sein sollten. "Menschen sind nicht
gefährdet, das Gelände ist abgezäunt, damit wird der
Verkehrssicherungspflicht genüge getan", im Vordergrund stehe der
Wirkungspfad Boden-Grundwasser, also der Blick darauf, ob gelöste Stoffe
ins Grundwasser gelangen könnten. Deswegen werden die Proben sowohl als
Feststoff als auch gelöst untersucht - wenn nichts mobilisierbar ist,
kann auch nichts ins Grundwasser gelangen.

Erste Prognose gibt Entwarnung

"Bis jetzt sieht es gut aus", wagt Hauke Behrens eine erste Prognose, "der Boden ist dicht und besteht aus feinkörnigen Schichten, eine Gefahr für das Wasser ist praktisch nicht gegeben." Möglich sei zudem auch, dass das "Spülfeld" zwischenzeitlich geräumt worden sei, das sei leider anhand der
Unterlagen nicht komplett nachvollziehbar.

Ergebnisse erst 2022

Neben ihm stehen bereits mehrere Eimer mit Deckel, die die Schürfe
enthalten, die direkt aus der Baggerschaufel entnommen werden. Müsste
dennoch Boden abgetragen werden, würde das übrigens auch das Aus für die
auf dem Gelände stehenden Bäume bedeuten. "Es gibt hier viele Bäume mit
Baumhöhlen, Weiden werden gern von Spechten genutzt und nach deren
Auszug zum Beispiel von Fledermäusen", erklärt Christian Huber.
Artenschutz auf der als "geschützter Landschaftsbestandteil“
ausgewiesenen Fläche geriete dann in Konflikt zum Grundwasserschutz.
Doch es wird ohnehin noch dauern, bis alle Proben ausgewertet sind, vor
2022 ist mit Ergebnissen nicht zu rechnen. Der Bagger ist schon am
Wochenende wieder verschwunden.

Info: Der Ruhrverband ist der größte der elf sondergesetzlichen Wasserwirtschaftsverbände in Nordrhein-Westfalen. Hauptaufgaben sind unter anderem der Betrieb von Talsperren und die Regelung des Wasserabflusses.

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