Heiligenhaus. In dem einen Baum hat sich ein fieser Pilz eingenistet. Teile der Krone drohen herunter zu brechen. Daher kommt jetzt die Säge zum Einsatz.

Die mächtigen Pappeln am Abtskücher Stauteich sind in die Jahre gekommen. Sie müssen drastisch zurückgeschnitten werden.

Eine Pappel wird meist nicht viel älter als 100 Jahre. Die beiden Bäume dieser Art, die nebeneinander am Nordostufer des Stauteichs stehen, sind ungefähr 80 Jahre alt, schätzt Förster Hannes Johannsen. Dass einer der Bäume in nächster Zeit rund zwei Drittel seiner Höhe verlieren wird, liegt aber nicht am Alter. „Ein stamm- und wurzelbrütiger Pilz hat sich im Baum angesiedelt“, erklärt Forstwirt Lukas Deilmann, was auch für Laien leicht zu erkennen ist: Der dunkle Pilz ist gut sichtbar - und wächst noch dazu recht schnell. Das Holz rundherum ist nicht mehr stabil, zusätzlich sind auch Bohrlöcher von Insekten, möglicherweise dem Pappelbock, deutlich zu sehen. Bei der Klopfprobe ist gut zu hören, dass der Baum „wie eine Trommel klingt“, so Deilmann.

Lukas Deilmann zeigt die schadhaften Stellen an der Pappel am Abtskücher Stauteich.
Lukas Deilmann zeigt die schadhaften Stellen an der Pappel am Abtskücher Stauteich. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Anfällig für Pilze

„Pappeln sind anfällig für Pilze , das Holz verrottet dann schnell und auch in der Krone entsteht viel Totholz“, erklärt Förster Johannsen, weswegen das Forstteam nun handeln muss: „Die Sicherheit der Spaziergänger am Stauteich muss gewährleistet sein, auch wenn es natürlich in der Seele wehtut, so einen schönen Baum so sehr zu beschneiden.“

Gefällt wird die Pappel, die auch ein beliebtes Fotomotiv ist, nicht, zumindest vorerst nicht – mit der Baumpflegemaßnahme kann sie „mit Glück noch zehn weitere Jahre stehenbleiben. Allerdings ist die Fällung eben nur aufgeschoben, nicht aufgehoben“, bedauert Lukas Deilmann. 35 Meter hoch ist der rechte der beiden Bäume nun, gekürzt wird er aufcirca zwölf Meter. „Ausschlagen wird er dann trotzdem noch“, weiß Hannes Johannsen, „dem Wind wird aber so zu einem Großteil die Angriffsfläche genommen, der Baum kann nicht so schnell umkippen.“

Zu Familie der Weide gehörend

Es gibt rund 40 Arten von Pappeln, sie kommen weltweit in der nördlichen gemäßigten Zone vor und sind nah mit den Weiden verwandt. Beide gehören zur Familie der Weidengewächse (Salicaceae). Früher setzte man Pappeln zur Trockenlegung sumpfiger Gegenden ein, weil die Bäume durch ihr weitstreichendes Wurzelwerk viel Feuchtigkeit aus dem Boden ziehen können und über die mächtigen Kronen schnell verdunsten.

Bereits in der Antike war die Pappel als Nutz- und Heilpflanze in Gebrauch. Aus den Blattknospen bereitete man eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Salbe . Pappeln enthalten wie Weiden eine entzündungshemmende Substanz, die chemisch der Salicylsäure ähnelt. Wegen ihrer Schnellwüchsigkeit spielen Pappeln in der Nutzholzproduktion eine Rolle.

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Profi wird den Baum kürzen

„Wahrscheinlich noch in diesem Winter“, so die Experten, werde ein Profi den Baum kürzen und dabei natürlich auch darauf achten, das Gesamtbild so schön wie möglich zu erhalten. „Das sind bekannte und beliebte Bäume mit Charakter“, ist sich der Heiligenhauser Förster bewusst, dass vielen Bürgern das Wohlergehen der Pappeln besonders am Herzen liegt - schon jetzt wird er regelmäßig darauf angesprochen, was die Markierung am Baum zu bedeuten habe.

Großer Wurzelteller

„Die deutlichen Pflegemaßnahmen müssen aber sein, um den Baum so lange wie möglich zu erhalten und den Menschen Sicherheit zu bieten“, betont er noch einmal. Die Pappel ganz zu fällen brächte eventuell auch Schwierigkeiten mit sich, denn sie dient der Nachbarin als Windschutz. Interessant ist übrigens auch der Teil des Baumes, der gar nicht zu sehen ist: Der Wurzelteller des Baumes kann bis zu ein Drittel größer sein als der Kronenumfang der Pappel. Weitere Nachrichten aus Heiligenhaus lesen Sie hier.