Heiligenhaus. Ein neues Heim hat das Bücherlager des Stadtmarketings im Heiligenhauser Rathauscenter gefunden. Doch kaufen kann man hier leider nicht.

Leseratten können nie genug Bücher haben. Ein wahres Paradies an alten Schätzen und neuen Romanen verwalten Ruth Ortlinghaus und Dagmar Haarhaus im Heiligenhauser Rathauscenter: Hier, wo früher das Jobcenter ME untergebracht war, gibt es nun auf 360 Quadratmetern rund 22.000 Bücher zu finden. Doch kaufen kann man hier leider nie – es handelt sich rein um das Lager für die nächsten Flohmärkte.

Der Stadtmarketings-Arbeitskreis Kultur und Gesellschaft, der seit einigen Jahren den Bücherflohmarkt veranstaltet und den Bücherschrank am Basildonplatz bestückt, hat hier vor anderthalb Jahren eine neue Heimat gefunden. „Viele Jahre bot der Literaturliebhaber und Spediteur Wolfgang Eischeid in seinem Lager am Panoramaradweg dem Stadtmarketing ein Domizil“, so Ruth Ortlinghaus, die viel Herzblut in das Projekt steckt. Doch dann musste eine neue Bleibe für die Bücher gefunden werden.

Ein Umzug ins Rathauscenter

Im Juli 2017 kamen viele tausende Menschen zum Bücherflohmarkt, freuen sich Dagmar Haarhaus und Ruth Ortlinghaus.
Im Juli 2017 kamen viele tausende Menschen zum Bücherflohmarkt, freuen sich Dagmar Haarhaus und Ruth Ortlinghaus. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein


Mit dem Auszug des Jobcenters ME aus dem Rathauscenter ergab sich die Möglichkeit, einen neuen, zentralen Ort zu beziehen. Die Nähe zum Bücherschrank sei natürlich ein Vorteil, „wir freuen uns auch, dass er so gut angenommen wird“, sagt Dagmar Haarhaus. Denn jeder kann nicht nur einfach ein Buch mitnehmen, sondern auch eins da lassen. Nachdem hier teilweise viel Schrott auch abgeladen worden sei, habe man darauf aufmerksam gemacht und sich das Verhalten der Nutzer auch verändert.

Gespendet wurden die Bücher von Heiligenhausern und Höselern, „wir haben noch lange nicht alle Kartons sichten können und freuen uns immer wieder über neue Schätze, die wir finden“, so Haarhaus. „Wir müssen hier noch einiges auf Vordermann bringen, wollen schöne Schaufenster zeigen“, ergänzt Ortlinghaus. So werden neben den Büchern auch alte Möbel ausgestellt, die man erwerben kann und auch handgefertigte Tonkreationen von Marianne Watty.

Bislang gab es elf Bücherflohmärkte

Ein Leben ohne Bücher, für die ehemalige Leiterin der Heiligenhauser Stadtbücherei, Ruth Ortlinghaus, nicht vorstellbar. Und diese Liebe teilt sie nicht nur mit Dagmar Haarhaus, die sie bei all der Sortierarbeit tat- und fachkräftig unterstützt, sondern mit vielen Heiligenhausern. „Unser Bücherflohmarkt war immer ein großer Erfolg, wir hatten immer einige Tausend Besucher“, erinnert sich Ortlinghaus. Für wenige Euro kann man mitnehmen, so viel man möchte, „und das haben viele auch getan.“ Der Antrieb hinter der vielen Arbeit? „Leseförderung ist uns als Arbeitskreis sehr wichtig“, so Ortlinghaus.

Doch die Flohmärkte waren in diesem Pandemie-Jahr leider nicht durchführbar – wie auch das große Fest, welches der Arbeitskreis Stadtmarketing eigentlich zum 25-jährigen Bestehen durchführen wollte. „Wir haben uns 1995 gegründet, wir waren alles Ruheständler, die etwas liebens- und lebenswertes für ihre Heimatstadt erreichen wollten“, erinnert sich Ortlinghaus an die Gründungszeit zurück. Autark wollte man dabei sein und nicht von der Stadt abhängig, „die uns jedoch sehr unterstützt hat“, so Ortlinghaus.

Viele Veranstaltungen organisiert

In Kisten warten die Bücher und auch Schallplatten auf neue Besitzer.
In Kisten warten die Bücher und auch Schallplatten auf neue Besitzer. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein


Viele Dinge habe ihr Arbeitskreis erreicht, die auch geblieben seien: der Tersteegen-Stein, die Kirchturmbeleuchtung, das gelbe Band mit 60.000 gepflanzten Narzissen nennt sie als einige Beispiele. Auch viele kulturelle Veranstaltungen habe der Arbeitskreis durchgeführt, die Filmschauplätze immer wieder nach Heiligenhaus geholt, Ausstellungen durchgeführt und eigene Forschungen betrieben. „Wir waren schon ganz schön umtriebig“, berichtet Ortlinghaus lächelnd und auch ein wenig stolz. Weitere Berichte aus Heiligenhaus lesen Sie hier.